eine zugfahrt, die ist lustig… dachten wir. in dem fall schien es uns entspannter, 15 stunden über nacht nach da nang zu reisen, als zu fliegen. stefans (verklärte?) erinnerung an den nachtzug war okay. umso überraschter sind wir, als wir dann einsteigen. ist jetzt nicht so richtig fein. waren die züge in indien jetzt besser oder das gleiche niveau? egal. augen zu und durch. wichtigstes utensil ist mal wieder unser dünner schlafsack. das abteil mit vier betten, wir liegen jeweils oben, teilen wir uns mit einer kleinen familie, dessen sohn gegen elf uhr abends erst so richtig aufdreht. schlafende menschen zu wecken, in dem fall stefan, macht halt auch einen heidenspass. da helfen auch die ermahnungen der mutter nichts. als stefan zwischendurch mal wach ist, unterschlage ich ihm die information des krabbelnden käfers hinter seinem kopfteil. nicht hinstarren und fein das schnäuzchen halten. das würde ihn nur verrückt machen. unter erschwerten bedingungen sitze ich auf meinem oberen bett, und versuche zu schreiben. gar nicht so einfach bei dem gewackel. aber es macht müde. um mir den rest zu geben, schaue ich noch drei folgen einer serie auf dem laptop.
zug-impressionen
ich staune nicht schlecht, als die vermeintliche mutter irgendwann spät winkend aus dem zug steigt und den platz für eine junge asiatin frei macht, die zum einschlafen auf musik setzt. allerdings ist die musik okay und in einer lautstärke, dass man darüber hinweg sehen kann. die nacht ist, wie erwartet, durchwachsen. das monotone rattern der gleise lässt einen zwar weg driften, aber das unsanfte bremsen des zuges reisst uns jedes mal aus dem halbschlaf. dazu immer wieder das gefühl, es krabbelt mir was an den beinen. lichtblitze dringen von außen ins abteil. die vorhänge sind nicht zugezogen. beim nächsten blick nach draußen erwacht schon der tag. der horizont ist rosa-rot gefärbt und die sonne scheint mild durchs fenster. kleine dörfer mit großen heuhaufen vor den häuschen ziehen an uns vorbei. hier und da sieht man menschen fegen, zwei männer sitzen gemütlich beim kaffee zusammen und teilweise sind schon bauern auf den reisfeldern. auf einem kleinen see schwimmen unzählige enten und eine herde kühe steht gemütlich mampfend im hohen gras. außer den reisfeldern gibt es plantagen mit bananenpalmen und zum ersten mal sehe ich hier auch maisfelder.
in den zugabteilen erwacht das leben und auf dem gang hört man die rufe der zugbegleiter, die mit verschiedenen essensangeboten aufwarten. leider haben sie nichts, was uns anspricht. also knabbern wir unsere restlichen kekse und halten durch, bis wir im hotel ankommen. dort verspricht man uns zwar ein frühstück, aber nach ca. einer stunde warten und nachfragen unsererseits, bittet man uns nun doch, nach „draußen“ zu gehen, um auswärts zu frühstücken. grrrrr. für den check-in ist es auch noch zu früh. dementsprechend schultern wir unser schweres handgepäck und schleppen uns durch die aufkommende hitze in ein restaurant mit fadem essen. den nachmittag verbringen wir damit, den rest unserer vietnam-reise zu planen und weitere unterkünfte und flieger zu buchen. wo wollen wir wie lange hin? wie kommen wir von ort zu ort? und wo und wie überqueren wir die grenze nach laos?
entdeckungsreise auf und im berg
für den nächsten tag bestellen wir uns ein grab car, dass uns zu den marble mountains bringt. ngu hanh son bedeutet auf vietnamesisch ‚fünf elemente‘ berge. die ansammlung von fünf marmor- und kalksteinhügel sind nach den fünf elementen metall, wasser, holz, feuer und erde benannt. im reiseführer werden die berge ziemlich lapidar abgehandelt, umso überraschter bin ich, als wir ankommen. die anlage auf dem thuoy son, dem einzigen marmorberg, den man besichtigen kann, ist unfassbar schön und es gibt unglaublich viel zu entdecken. ein bisschen schade, dass es auch hier keinen flyer mit informationen gibt, sondern nur die hinweisschilder vor ort. oder man muss sich einen führer nehmen, der alles erklärt. der würde allerdings die krise bekommen, wenn er mit mir unterwegs wäre. zu viele wege, details, nischen, schränke und erker, die es zu entdecken und zu fotografieren gilt. das dauert. stefan, ich liebe dich. auch und besonders für deine geduld mit mir : )
china-porzellan-recycling
von dem steinernen weg aus, den wir als erstes gehen, hat man einen tollen blick über die dächer des pavillons und des tempels, die über und über mit mosaiken verziert sind. stolz aber irgendwie doch freundlich wacht der drache mit gebleckten zähnen vor dem gartenpavillon. kommt man näher, verliert er seinen schrecken jedoch komplett. liegt es vielleicht an den süßen rosenblüten auf seinen eckzähnen? interessant auch die winzigen motive auf den scherben-stücken der säulen. wo das ganze porzellan wohl her kommt? ein anderes putziges etwas hängt der sichtlich stolzen mama vor dem bauch und trägt eine kleine palme auf dem kopf. auf dem foto schon hinreissend, war das kleine baby in echt noch viel zauberhafter. mit den dicken backen und dem darin verschwindenden kinn. zu knuffig.
versteckte schönheiten
hinter dem tempel entdeckt stefan ein schild, das uns in die erste von vielen höhlen führt.
wir gehen einen kleinen gang entlang und stehen im ersten großen raum. wow! als wir eintreten sehe ich noch, wie ein guide oben neben dem großen buddha steht, und ein foto in die nische dahinter macht. hm? kaum ist er weg, steige ich ebenfalls nach oben und entdecke, was dahinter verborgen ist. hinter dem großen sitzenden buddha liegt versteckt, von unten nicht sichtbar, noch ein weiterer großer liegender. ha! stefan muss dann auch noch kucken und damit man einen größenvergleich hat, zeige ich euch das bild von stefan und dem sitzenden buddha im foto-slider. an der seite gehen gänge in weitere höhlen ab. hoch oben in den decken gibt es immer mal wieder luft- und sichtlöcher nach draußen. eine liane hängt von oben herunter und ich kann es nicht lassen und ziehe daran. etwas unerwartet flattert und fleucht es plötzlich über unseren köpfen. ich habe eine große anzahl an fledermäusen aufgescheucht, die nun wild ein paar runden durch die höhle wirbeln. ein tolles bild. ein kleiner junge erschreckt sich erst, starrt dann aber ebenfalls fasziniert nach oben und zieht noch einmal selbst an der liane. das coole ist, dass viele wohl den eingang zur höhle übersehen haben. es ist relativ ruhig und entspannt und gott sei dank etwas kühler als draußen.
weiche, böses! weiche!
gespannt nehmen wir den gang in die nächste höhle, der uns zu einem großen stehenden buddha führt. stefan schnappt auf, dass der aus zement gefertigte buddha von 1939 ist und das mudra (die handhaltung), das er zeigt, das böse abhalten soll. die höhlen sind unglaublich faszinierend. mit ihren verwinkelten gängen, die man zum teil erklimmen muss, den vielen dunklen nischen mit kleinen altären, die man nur mit der taschenlampe entdeckt, den verschieden schimmernden farben an den wänden und der oberfläche, die teilweise schon wie holz anmutet. auf dem weg nach draußen begegnen wir noch zwei marmor-freunden, die zufrieden lächelnd in ihr brettspiel vertieft sind.
die steigerung von schwitzen?
hab ich schon erwähnt, dass es krass heiß ist und uns das wasser in strömen läuft? bei ein paar freundlichen damen, die getränke zu horrenden preisen verkaufen, suchen wir uns ein schattiges plätzchen, und genießen unser exklusives kaltgetränk. eine der frauen durchsucht die müllsäcke mit den leeren kokosnüssen und ich frage mich schon, was sie da macht, als sie ein paar der ausgetrunkenen nüsse halbiert und den tauben als mittagessen serviert. sofort schließe ich sie in mein herz. es ist angerichtet. sehr amüsant, wie sich die tierchen in einer reihe aufstellen und wild in die weiche masse picken.
traumhafte szenerie
über die ganze anlage sind zwischen bäumen, palmen und blumen verschiedene hinduistische und buddhistische bauten und grotten verteilt. auch in den oberirdischen tempeln gibt es wie immer viel zu entdecken. schautafeln mit verschiedenen göttern, schränke mit alten büchern und allerlei nippes. verträumte wege führen durch romantische, steinerne tore und unmengen von schmetterlingen flattern fröhlich aufgebracht um einen herum. ab und an gibt es ein paar rutschige marmorstufen zu erklimmen oder man zwängt sich durch kleine felsdurchgänge. hat man den berg richtung gipfel bezwungen, bieten sich von oben verschiedene blickwinkel über die umliegende landschaft.
mal kurz in die hölle, um erleuchtet zu werden
unten im dorf gibt es noch eine weitere höhle bzw. die ‚hölle‘. wir steigen hinab und werden empfangen von finsteren gestalten und dunklen ecken, die das düstere symbolisieren sollen. allerdings lockt die erleuchtung, wenn man einen steilen, gewundenen weg nach oben steigt. stefan streikt. ich denke, darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an und quäle mich kühn die stufen hoch. wie so oft angetrieben von der neugier (ts ts ts). glücklicherweise ist nicht viel los und als ich oben ankomme, bin ich ganz alleine und kann in ruhe durchatmen und erleuchtet werden ; ) der abstieg ist fast noch schlimmer und ich klammere mich erschöpft an die in fels gehauenen ringe, um die stufen nicht herunter zu fallen.
marmorstein
zurück im dorf fassen wir erst mal essen. ich bin noch auf der suche nach einem ganz bestimmten fotomotiv, dass ich im internet gesehen habe. leider macht mein zweiter akku gleich schlapp und mein gegenüber hat eigentlich keine lust mehr. er lässt sich dann aber doch überreden und wir laufen los. als der himmel sich zwischendurch schwarz zu zieht, der wind etwas stärker bläst und die einheimischen schon die schirme abspannen und wegräumen, meint stefan lachend: „ist ja klar, alle bringen alles und sich in sicherheit, nur du läufst unbeirrt und gradewegs direkt aufs unwetter zu.“ ich lache. ja, okay, da muss ich ihm recht geben. über dem berg scheint sich etwas zusammen zu brauen und ich weiß eh nicht, wie lange der akku noch hält. also brechen wir diese mission ab und begeben uns zurück zum ausgangspunkt. mit einem klitzekleinen abstecher in den hof eines steinmetzes, angelockt von einem riesigen schneemann. der knurrende und bellende hund, der versteckt im durchgang liegt, hält mich kurz auf. aber der mann, der am boden sitzt und arbeitet weist in zurecht und ich darf passieren und einen blick in den hof werfen.
die ganzen straßen vor den bergen sind bevölkert mit großen und kleinen marmorstatuen. buddhas, löwen, drachen, meerjungfrauen, delfine und vieles mehr. allerdings darf der marmor hier direkt nicht mehr abgebaut werden, um die berge zu erhalten. teilweise wird er angeblich sogar aus china importiert. mist, es ist soweit. mein letzter akku streikt. könnt ihr euch das gesicht von stefan vorstellen? seine freude? ; ) kurze zeit später sitzen wir im taxi zurück ins hotel.
drachenschau
nach einer knappen stunde siesta ziehen wir noch mal los, um das eigentliche (und außer dem meer quasi einzige) highlight in da nang zu besichtigen. die drachenbrücke (cau rong)! total clever haben wir das zeitlich so gelegt, dass wir sowohl noch bei tag als auch bei nacht bilder machen können. dafür setzen wir uns nach den tagaufnahmen geduldig ans wasser und warten, bis die nacht hereinbricht. die brücke ist wirklich einzigartig. das feuerspucken findet zwar leider nur am wochenende statt, aber wir sind dennoch entflammt. und wie wir da so sitzen, wird uns wieder mal bewusst, was für ein geiler scheiss (‚tschuldigung) das hier ist. wir hatten einen grandiosen tag auf den marble mountains und sitzen jetzt hier irgendwo in vietnam, mit dem blick auf eine geniale brücke und warten auf die dunkelheit. wieder so ein „lass uns diesen moment konservieren“-moment.
phở [fəː˧˩˧]
auf dem rückweg laufen wir an einigen riesigen, leeren, wenig einladenden restaurants vorbei. in einer nebenstraße finden wir das für uns passende: eine kleine familie, die pho anbietet. da setzen wir uns hin, wollen bestellen und keiner versteht uns. das heißt, wir müssen zu der karte an der wand laufen und drauf zeigen. peinlich, peinlich. die aussprache von pho ist echt speziell und wir üben das jetzt anhand von youtube-videos (wer mitlernen will bitte hier klicken). aber zu guter letzt kriegen wir das wundermittel-süppchen mit rindfleisch, nudeln und jeder menge kräuter, dass nicht nur lecker schmeckt, sondern auch gegen allerlei beschwerden helfen soll. üblicherweise gibt es die suppe zum frühstück, aber für europäer machen die vietnamesen auch mal eine ausnahme ; )