neues

sonderbeitrag nepal ׀ idyllisches dorf khokana und drei ganz besondere bewohner ♡

25. Februar 2018

als wir die ersten zwei wochen in kathmandu waren, haben wir an einem sonntag mit sampanna, dem besitzer des guesthouse in dem wir gewohnt haben, den ort khokana besucht. khokana ist ein kleines, eigentlich idyllisches dorf ungefähr acht kilometer südlich von kathmandu. es liegt verträumt auf einem kleinen hügel und ist umgeben von reisfeldern. berühmt ist es vor allem für die herstellung von senföl. außerdem war khokana das erste dorf in nepal, das mit strom versorgt wurde.

seit 2015 haben sampanna und das dorf eine ganz besondere verbindung. er und sein team aus dem guesthouse und seinem cafe haben direkt nach dem erdbeben nothilfe geleistet und unter anderem in khokana notunterkünfte gebaut. dabei lernte er den weit über sein amt hinaus engagierten, stellvertretenden schuldirektor krishna bhagat maharjan kennen und schätzen.

durch die kosten, die durch das erdbeben und die entstandenen schäden auf die familien zukamen, konnten sich viele das schulgeld nicht mehr leisten. daraufhin hatte das lehrerkollegium zusammengelegt, um einige der schüler zu finanzieren. am ende hat der lohn der lehrer aber auch nicht gereicht. durch den kontakt des stellvertretenden schuldirektors zu sampanna und alice, meiner freundin und kollegin, über deren engagement ich auch schon berichtet habe, konnten spenden für die schüler bzw. das schulgeld gesammelt werden. das kleine dorf mit der tollen dorfgemeinschaft haben es sampanna und alice angetan, und so haben die beiden den schönen ort, der von den bewohnern selbst liebevoll das kleine bhaktapur genannt wird, auch bei anderen projekten unterstützt.

spuren des schicksals

als wir an diesem sonntag in khokana ankommen, machen wir zuerst einen spaziergang zur schule. anders als den bekannten orten bhaktapur oder kirtipur, ist dem kleinen dorf bisher wenig hilfe von staatlicher seite widerfahren. deshalb ist das straßenbild auch immer noch geprägt von trümmern und schutt. mehrere frauen sind mit aufräumarbeiten beschäftigt. schleppen schwere körbe und schützen sich mit tüchern vor dem feinen staub. die männer sind derweil auf den landwirtschaftlichen feldern zugange. in den straßen, die teilweise mit bunten fähnchen geschmückt sind, grüßen uns die einwohner mit einem freundlichen namaste, begegnen uns ziegen und gänse und hunde schnüffeln sich neugierig durch die gassen. vor einem kleinen tempel sitzt ein cool gekleideter, älterer herr. wir können es kaum glauben als man uns sagt, dass es der dorfälteste ist. 96 jahre alt. der sympathische mann wird grundsätzlich zu allen festlichkeiten eingeladen und ist auch als wahrsager tätig. wüsste man nicht, welches schicksal dem dorf zugestoßen ist, könnte man denken, welch gemächliches leben man hier doch führen kann.

an der schule angekommen stehen wir überraschenderweise kurz nach der begrüßung des stellvertretenden direktors vor der extra class. die süßen kleinen sind am sonntag in der schule, weil beide elternteile am wochenende arbeiten müssen. bezüglich des schulgeldes gibt es auch ein paar ausnahmen, erklärt man uns. kinder von obdachlosen eltern dürfen die schule kostenlos besuchen. insgesamt gibt es 200 schüler. wir haben in kathmandu bleistifte und kugelschreiber gekauft und verteilen diese an die kleinen. alle bedanken sich höflich und als wir die kaugummi verteilen, ist die freude noch ein bisschen größer. auch die lehrerinnen, die alle hier aus dem dorf stammen, werden mit kaugummi versorgt. ich blättere ein bisschen in einem der hefte und wir lernen etwas englisch zusammen. es geht um früchte. als wir uns verabschieden, winkt uns die kleine meute fröhlich zu.

schwesternliebe

unsere mission ist an diesem tag aber eine andere. schon seit unserem spaziergang begleiten uns drei mädels. sie sind ziemlich schüchtern und während sampanna und der schuldirektor sich austauschen, unterhalte ich mich ein bisschen mit den drei zauberhaften schwestern. santoshi (10), sachina (16) und subikshya (21) wohnen auch in khokana und haben durch das erdbeben ihr zuhause verloren. nun ja, könnte man jetzt denken, das ging vielen so. aber bei den dreien kommt noch erschwerend hinzu, dass die mutter die familie schon vor einiger zeit verlassen hat und der vater leider alkoholkrank und zu nichts zu gebrauchen ist. das klingt jetzt vielleicht ein bisschen hart, ist aber leider so.

deshalb hat die älteste der geschwister die schule abgebrochen und geht arbeiten, um die familie über wasser zu halten. damit aber noch nicht genug. so wie es aussieht, müssen die drei und ihr vater über kurz oder lang die notunterkunft verlassen, da der eigentümer sein land zurück möchte. seit drei jahren lebt die familie in der kleinen, zugigen und feuchten unterkunft. sommer wie winter. und stefan und ich wissen mittlerweile, wie kalt es im winter in nepal sein kann. draußen wie drinnen.

sie arbeite bei einer sicherheitsfirma, 12 stunden tag- bzw. nachtschicht, erzählt mir die zurückhaltende, aber sympathische junge frau. ihr gesicht ist sorgenbeladen und sie scheint mir unendlich müde zu sein. kein wunder. dazu kommen 45 minuten fahrzeit pro strecke. urlaub hat sie keinen. wenn sie krank ist, tauscht sie mit ihren kollegen die schicht. eine junge frau mit schwerer last. eigentlich sollte sie unbekümmert ihre jugend genießen, sich verlieben und vielleicht eine eigene familie gründen. sie ist so eine tapfere, bewunderswerte person. man kann spüren, wie sehr die drei verbunden sind. wie ihr schicksal sie zusammengeschweißt hat und zusammenhält.

vertrauen fassen

santoshi, die kleinste, schaut mich unter ihrer mütze immer ein bisschen misstrauisch an. ich scherze mit ihr über die kaugummiblasen die sie macht, mache lustige gesten und langsam taut sie ein bisschen auf. warum sie denn diese monster-mütze trage, frage ich ihre schwestern. und die beiden lachen. santoshi wollte sich wohl verschönern. sich einen neuen, schicken haarschnitt verpassen mit dem ergebnis, dass sie jetzt raspelkurze haare hat, die sie überhaupt nicht mag. ob sie mir die mal zeigen will, frage ich. aber da verkriecht sie sich gleich hinter einer ihrer schwestern. als wir zu ihrem alten haus bzw. grundstück laufen, strecke ich ihr meine hand entgegen und sie nimmt sie.

für den fall, dass sie aus ihrer unterkunft raus müssen, haben die geschwister auf dem platz ihres alten hauses eine unterkunft bauen lassen. allerdings ist diese für 4 personen viel zu winzig (ca. 4 x 2 m) und noch undichter als die jetzige. und es gibt keine toilette im direkten umfeld. wir treffen auf den vater, der uns mit einem freundlichen namaste begrüsst. ich rieche seine alkohlfahne und bin eigentlich mächtig sauer auf ihn, weil er seine drei tollen töchter so hängen lässt. das schlimme ist, er wirkt sympathisch auf mich und erweckt eher mein mitleid. schade, dass er das nicht auf die reihe kriegt. aber auch alkoholsucht ist eine krankheit.

ade mützen-monster?

wir besichtigen auch noch die aktuelle unterkunft der familie und santoshi will mir sogar, unter abwesenheit der männer, ihre raspelkurzen haare zeigen. und endlich sehe ich mal ihr schönes gesicht und ihr tolles lächeln. ich versuche ihr zu erklären, dass das mit den haaren nicht schlimm ist. dass sogar topmodels und viele deutsche frauen ihre haare ganz kurz tragen, aber ratzfatz ist das braune mützen-monster wieder auf ihrem kopf. am liebsten malt santoshi bilder. auf die frage was, meint sie: schmetterlinge. in der unterkunft riecht es noch lecker nach essen und ich frage, wer denn fürs kochen zuständig ist. es ist sachina, die nicht nur eine gute köchin, sondern auch eine gute schülerin ist. sie belegt grade einen hotel-management-kurs, erzählt uns sampanna.

wir gehen zurück ins dorf und laden die drei noch zum essen ein. zu trinken bestellen sie sich einen chai-tee, zu essen gibt es für alle nudeln mit gemüse. santoshi haut rein wie eine grosse, nur mit der schärfe hat sie etwas zu kämpfen und kommt ordentlich ins schwitzen. gierig trinkt sie aus der wasserflasche, die wir ihr schmunzelnd reichen. sie sieht meine armbänder, die sie so toll findet und ich schenke ihr eines davon. plötzlich flüstert sie mit sachina, der mittleren schwester. hartnäckig. bis diese mir ihre linke hand zeigt, an der ein paar fingerglieder fehlen. oh gott, was denn passiert ist, will ich wissen? und sachina erzählt, dass ihr als baby die finger nachts von einer ratte/maus abgefressen wurden. ohje, sage ich. ob sie denn schmerzen habe? ja manchmal, wenn sie viel mit der hand arbeitet, sagt sie verlegen lächelnd. tapfere mädchen!

die drei schwestern sind wirklich toll. so wahnsinnig höflich und bescheiden und freundlich. sie haben auch mein herz im sturm erobert und ich weiß, warum sie sampanna und alice besonders wichtig sind. es ist mittlerweile zeit, uns zu verabschieden und ich frage die drei, ob ich sie wohl umarmen darf. und ich darf : )

herzensangelegenheit

ich habe euch schon von alice und ihrem neuen verein dautari erzählt. dautari heißt freund. zwischenzeitlich ist es soweit, dass der verein eingetragen ist und auch sein eigenes konto hat. deshalb erscheint der beitrag auch erst jetzt. meine mission war es, von dem dorf und den drei schwestern fotos zu machen, damit alice die spendentrommel rühren kann. und das würde ich auch noch mal gerne hier auf dem blog tun, weil ich das tolle dorf und die drei lieben schwestern kennengelernt habe.

für die mädels und ihren vater soll ein haus gebaut und finanziert werden. das würde laut eingeholten angeboten wohl um die 13.000 euro kosten. ziel ist, dass die älteste der schwestern, subikshya, wieder zur schule gehen kann, um ihre ausbildung zu beenden. sie wird dennoch nebenher arbeiten. das haus wird auf subikshya eingetragen. sobald ihre schwestern volljährig sind, wird ihnen ihr anteil übertragen. für das haus hat sich mittlerweile schon eine spenderin gefunden, die wohl einen großteil der kosten übernimmt, was wahnsinnig cool ist.

außerdem soll in der schule in khokana ein computerraum eingerichtet werden, damit die schüler eine zukunftsorientierte ausbildung bekommen können. und das sind nur zwei projekte, die dem neuen verein am herzen liegen und die schnellstmöglich realisiert werden sollen.

fördermitgliedschaft für freunde

eine tolle option des neuen vereins ist, dass man fördermitglied werden kann. das geht ab 100 euro im jahr. ganz ehrlich: wie schnell und oft geben wir 8,33 euro im monat für irgendwelche unnützen dinge aus? 8,33 mal 12 = eine sinnvolle fördermitgliedschaft : )

wer mehr über den verein oder die schule oder die schwestern wissen möchte, darf sich gerne direkt an alice wenden: alice.hoelder@dautari.de oder natürlich auch an mich und ich leite die fragen weiter.

oder ihr könnt natürlich auch direkt spenden:

dautari – friends for future e.v.

iban: DE17 6645 0050 0004 9464 66

 
für eine spendenbescheinigung schreibt bitte eure adresse in den verwendungszweck : )

VIELEN LIEBEN DANK EUCH ALLEN UND BLEIBT GESUND UND DANKBAR!
 
 

P1213844
P1213874
P1213875
P1213871
P1213849
P1213877
P1213856
P1213858
P1213910
P1213850
P1213851
P1213870
P1213879
P1213881
P1213887
P1213888
P1213882
P1213898
P1213905
P1213906
P1213902
P1213915
IMG_20180121_142349
P1213897
P1213890
P1213891
previous arrowprevious arrow
next arrownext arrow

hilfe, in jeder denkbaren form, ist unsterblich!

* christine *
 

Only registered users can comment.

  1. Liebe Christine,

    auch auf diesem Weg nochmal 1000 Dank für deine Unterstützung. Für das Rühren der Spendentrommel. Und dafür, dass ihr euch Zeit für die Mädchen genommen habt. Das bedeutet mir total viel. Und irgendwie habe ich das Gefühl, es war auch für sie toll, so gesehen zu werden. Aufmerksamkeit zu bekommen.

    Weit umarmt, Alice

    1. hey liebe alice.
      dafür nicht : ) es war toll, die zauberhaften mädels und das dorf kennenzulernen.
      herzlichen glückwunsch und ganz viel glück und erfolg für den neuen verein!!
      ich freu mich wahnsinnig für dich/euch und vor allem natürlich für die menschen in nepal <3
      mögen jetzt und immer ganz viele spenden eingehen!
      allerliebste grüße!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert