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roadtrip argentinien ׀ über volksheilige nebst plastikflaschen, einen planetenwechsel, nebelwald und badisches spanisch

18. November 2018

es ist wieder soweit! für uns die schönste und beste art, ein land kennenzulernen: ein eigener, fahrbarer untersatz. dazu unterwegs auf den straßen im land der fabelhaften vielfältigkeit. roadtrip durch argentinien! wochentage sind schon lange nicht mehr präsent und jetzt können wir wieder in ruhe jeden stein, jeden grashalm und jeden hügel bestaunen, in situationen eintauchen, gefühlt ewig inne halten und uns so viel zeit lassen, wie wir eben brauchen. okay, das land ist riesig und wir müssen von a nach b. aber: ‚we don’t care‘. erst mal ist alles egal…

die allerletzte busfahrt!?

tja. selbst schuld. wer trotzig ist und sparen möchte, muss eben 15 stunden im bus verbringen. über nacht zwar, aber ich weiß nicht wie es anderen geht, ich tue mich immer ziemlich schwer mit dem schlafen auf nachtflügen, nachtfahrten etc. und der gedanke so lange am stück sitzen zu müssen, treibt die hummeln im po noch zusätzlich an. jedoch, nützt ja nüscht. um uns herum sitzen drei männer mittleren alters, die nur am kichern sind. schräg hinter uns sitzt ein paar, dass immer dann zu futtern anfängt, wenn wir es tun. während ein film gezeigt wird, kehrt tatsächlich etwas ruhe ein. danach, voll lustig, verteilt die busbegleiterin bingo-karten. das hatten wir jetzt auch noch nie. bus-entertainment der anderen art. da die karten nicht für alle reichen, geben wir unsere großzügig an das mampfende paar weiter. sollten sie gewinnen, teilen wir die flasche wein. als es los geht, fiebern wir natürlich mit. und wir liegen nicht schlecht. am ende geht der gewinn aber leider in den vorderen teil des busses. egal. spaßig war es allemal.

schlaflos kurz vor mendoza

nachdem das überraschend gute abendessen vertilgt ist, geht auch relativ schnell das licht aus. an schlafen ist bei mir nicht zu denken und ich tippe behutsam und leise bis ein uhr nachts in die tasten. danach werfe ich mich im rhythmus der schnarchgeräusche von diversen nebensitzen unruhig im sitz hin und her. mein rucksack ist zwar gesichert und die menschen neben uns scheinen vertrauenswürdig, aber dennoch bin ich kribbelig. stefan gehts genauso. schätzungsweise gegen fünf schlafen wir endlich ein. um halb sieben allerdings werden wir jäh geweckt und unserer decken beraubt. ist ja wie im krankenhaus hier. ausschlafen ist nicht. ein kleines frühstück wird serviert und wenig später erreichen wir auch schon mendoza.

bife de lomo. endlich!

unser schönes hostel mitten im zentrum können wir jedoch noch nicht beziehen. deshalb entledigen wir uns unserer großen rucksäcke, und machen einen kurzen erkundungsspaziergang. die (klein-)stadt mendoza hat zwar nicht viele sehenswürdigkeiten zu bieten, sondern ist hauptsächlich für den weinanbau bekannt, aber die innenstadt kommt wunderschön grün daher. unter dem schattigen blätterdach der allee wandeln wir müde richtung park und steuern die erstbeste bank an. zurück in der unterkunft breiten wir uns im gemeinschaftsraum aus und nutzen die zeit, um die erste etappe unseres roadtrips zu planen. irgendwann siegt die müdigkeit doch und wir fallen erst mal in unser neues doppelbett und in einen seligen mittagsschlaf. gegen abend erkundigen wir uns beim mitarbeiter an der rezeption hungrig nach einem restaurant für ein richtig gutes, argentinisches steak. und was soll ich sagen? guter tipp! ‚muy rico‘ wie der argentinier gerne sagt! das fleisch ist mager, saftig, butterzart und gekrönt von kräuterbutter und chimichurri. nomnom!

aus weiß wird schnell ex-weiß

am nächsten morgen ist, mit dem abholen unseres neuen, schicken freundes, unser gastspiel in mendoza auch schon wieder beendet. noch kommt der chevy sauber und weiß daher. passt nicht so ganz zu uns. aber uns ist auch klar, dass das nicht lange so bleibt. die ruta 40 wartet schon. noch wissen wir nicht, dass viele der straßen, die vor 10 jahren noch unbefestigt waren, inzwischen asphaltiert sind. deshalb überlegen wir auch, was offroad in argentinien bedeutet? denn da dürfen wir eigentlich nicht fahren. betrifft das auch nicht asphaltierte straßen, die offiziell auf der karte eingezeichnet sind? wird schon, denken wir, und los gehts!

alles anders

olivenbäume, weinreben und in der ferne die weisen gipfel der anden. ein ganz neues landschaftsbild eröffnet sich uns während der ersten kilometer im land der vielfältigkeit. „ist das eine riesenlibelle?“, wundert sich stefan über ein seltsames tier, das in einer pause an seinem kopf vorbei zieht. am ende entpuppt es sich als vogel mit kleinem körper und extrem laaangen schwanzfedern. sehr putzig. die temperaturen sind heute genau richtig, nur der wind bläst einen ticken zu stark und wir beobachten sogar kleine windhosen, die über den trockenen boden fegen.

der glaube sät plastikflaschen

jeder der durch argentinien reist, stößt unter anderem unweigerlich auf die kleinen altäre und gedenkstätten zu ehren der ‚difunta correa‘. etwas verstört registriert man die unmengen von plastikflaschen am straßenrand anfänglich fälscherlicherweise als immense umweltverschmutzung. bis man die geschichte hört, die dahinter steckt: im jahre 1841, zur zeit des spanischen bürgerkrieges, wurden einige männer eines dorfes von den spaniern verschleppt. ‚difunta correa‘, die gerade ihr baby zur welt gebracht hatte, war verzweifelt, und wollte ihrem mann bzw. den truppen folgen, und machte sich mit dem neugeborenen auf den weg. doch die strapazen der reise waren zu anstrengend und die frau verdurstete nach kurzer zeit in der steppenähnlichen landschaft. ein paar gauchos fanden die leblose frau ein paar tage später und wie durch ein wunder hatte das kleine baby, saugend an der mutterbrust, in der wüste überlebt. ‚difunta correa‘ wurde auf einem nahegelegenen hügel begraben. ihre geschichte verbreitete sich und sie wurde zur schutzheiligen der reisenden. darüber hinaus verkörpert ‚difunta correa‘ das bild der perfekten, treuen frau, die dem geliebten mann folgt, und sich für ihr kind aufopfert.

warum nicht? wenns hilft!

die argentinier lieben und verehren ihre volksheiligen. dass diese von der kirche nicht anerkannt sind, ist ihnen dabei völlig schnuppe. wer auf reisen geht, sich ein haus baut, eine krankheit überstehen muss oder sei es auch eine sportliche leistung vollbringen möchte, betet zur difunta, und bringt ihr am besten noch ein dankeschön und eine gefüllte wasserflasche gegen den durst vorbei. vor 10 jahren habe ich die „heiligenstätte“ das erste mal besucht und war völlig geflasht von den unzähligen täfelchen, holzhäusern und autoschildern, die die menschen hier an- und vorbeibringen. wie wichtig dieser glaube für sie ist und wie sehr sie sich daran klammern, das wollte ich stefan zeigen. allerdings hat leider auch dieser ort ein bisschen seinen zauber verloren. aufgrund der sprachschwierigkeiten konnte ich nicht heraus finden, warum es nur noch eine lieblose, abgespeckte version des ortes gibt, die einen bedauerlicherweise auch nicht mehr wirklich fesselt. wie schade! nichtsdestotrotz kaufe ich in einem der vielen souvenirshops einen kleinen rosenkranz mit difunta-anhänger, den ich uns ins auto an den spiegel hänge. liebe ‚difunta correa‘, mögest du auch uns auf unserer reise beschützen! vielleicht kann man oder besser gesagt die argentinier eines tages von den plastikflaschen absehen? leider fürchte ich, dass bis dahin noch ein langer weg ist.

auf und nieder immer wieder

die straßen von damals sind mittlerweile zwar geteert, aber dennoch ziemlich abenteuerlich. „zona de badenas“ steht auf den schildern geschrieben und die fahrt ist ein ständiges auf und ab. der blick richtung horizont ist trügerisch. man könnte meinen, in weiter ferne wartet nach stundenlanger fahrt das meer. das ist da aber nicht. vor uns huschen eidechsen über die straße, lustige laufvögel verschwinden eilig in den büschen und zwei esel schauen mich fragend an, als ich sie fotografiere: probleme? der boden ist zwar staubtrocken, dennoch gibt es unmengen von gelb blühenden büschen und bäume. der brandgeruch der plötzlich in der luft liegt, macht uns auf die dicken, braunen rauchschwaden aufmerksam, die über den dunkelgrünen hügeln wabern, die neben uns auftauchen. hoffentlich handelt es sich dabei um kontrollierte brände!?

verortung

für die nacht haben wir uns das kleine örtchen ‚villa san agustin‘ ausgeschaut, das aufgrund der nähe zum nationalpark auf touristen ausgerichtet ist. es sollte also möglich sein, unkompliziert eine unterkunft zu finden. auf unseren schlechten, veralteten reiseführer können wir uns dabei leider nicht verlassen. zwei der darin beschriebenen hostels existieren nicht mehr. das hotel, das wir am ende aussuchen, ist nicht gerade billig und wir sind die einzigen gäste. vielleicht deshalb teuer? alle anderen häuser sehen aber definitiv noch teurer aus. die restaurants, die uns von der frau im hotel empfohlen werden, sind komischerweise auch nicht zu finden. über eine stunde irren wir zu fuss durch den ort, um am ende in dem restaurant zu landen, in das wir auf keinen fall wollten. irgendwie ist es uns nicht so sympathisch. aber es ist das einzige, das auf hat.

heute mal flüssignahrung

die promo pizza schmeckt richtig bäh und das kalte, leckere bier zieht voll rein. innerhalb kürzester zeit sind sowohl stefan als auch ich ziemlich angeschickert. wir kommen mit unseren tischnachbarn ins gespräch. ein argentinisches ehepaar aus mar del plata, das auch schon deutschland bereist hat und sehr begeistert von unserem heimatland ist. same same, wir auch von ihrem. als wir erfahren, dass wir eigentlich noch einen zweiten liter bier bekommen, lehnen wir lachend und mit großen augen ab. uns fehlt definitiv die trinkübung, um das unbeschadet zu überstehen. besser für alle. am ende packen wir die zweite flasche ein. genau wie den rest pizza, den wir im park an einen hungrigen straßenhund verfüttern.

seelenruhe

nach einem dürftigen frühstück kaufen wir im supermarkt ein bisschen was ein und schauen uns dann noch den idyllischen stausee des ortes an. kein mensch weit und breit. wir vernehmen lediglich hier und da ein „plop“, wenn sich die beim sonnenbad aufgeschreckten schildkröten ins wasser fallen lassen. anschließend gehts wieder ab auf die straße durch die trockene wüste richtung ‚parque provincial ischigualasto‘. von touristen der einfachheit halber auch gerne ‚valle de la luna‘ (tal des mondes) genannt.

schon von weitem nehme ich neugierig die vielen, bunten, künstlichen blumen wahr, die verteilt im maschendraht eines zaunes stecken. ein kleiner friedhof mitten in der pampa. vorne in der aufgetürmten steinmauer gibt es eine niedliche, blaue tür mit kette. nicht verschlossen. ich öffne sie und trete ein. in einem sympathischen durcheinander finden sich unzählige gräber. viele davon entpuppen sich als kleine, aufgeschüttete hügel, unbeholfen mit steinen beschwert und versehen mit einfachen kreuzen, zusammengebunden aus zwei stücken holz. an vielen davon sind auch wieder quietschige, künstliche blumen befestigt. ein kleiner positiver schauer überkommt mich. sehr berührend dieses stille, schönes plätzchen, dessen ruhe lediglich durch das summseln einiger insekten unterbrochen wird.

die sache mit dem kaiser-frühstück läuft hier nicht

am park angekommen melden wir uns für die tour um 14 uhr an. die zeit bis dahin überbrücken wir mit unserem leckeren, mitgebrachten picknick. genüsslich lassen wir knuspriges baguette, herzhafte salami, käse, oliven und apfelstücke in unsere hungrigen mäulchen wandern. am frühstück müssen die argentinier stellenweise noch arbeiten. inzwischen wissen wir schon, dass es meist „nur“ aus kaffee, saft und medialunas, das sind kleine klebrige croissants, besteht. das hält nicht besonders lange an.

jurassic park – damals und heute. nur anders

frisch gestärkt besuchen wir dann zuerst das museum und staunen ob der wesen, den urtümlichen reptilien, die noch vor den dinosauriern und heutigen säugetieren hier gelebt haben und deren fossilien unter anderem hier gefunden wurden. alleine der zeitsprung ist schwer vorstellbar. vor 250 millionen jahren bestand die gegend hier aus einer großen tropischen landschaft, die von zahlreichen flüssen, seen und sümpfen durchzogen wurde. mitten drin alle arten von dinos. in meinem kopfkino läuft der film „jurassic park“. heute ist der park trocken und der wind, der hier ständig weht, formte aus dem sandstein außergewöhnliche figuren und bildete die vielen gesteinsschichten, die diese unmenge an sagenhaften fossilien beherbergen. noch immer sind regelmäßig wissenschaftler vor ort, um vor allem nach regenphasen nach neuen skeletten und fossilien zu suchen.

flucht nach vorne

den 630 quadratkilometer großen park besichtigt man grundsätzlich in einer wagenkolonne. ungefähr drei stunden ist man mit führer auf dem 40 km langen weg unterwegs. gleichzeitig mit uns setzt sich eine riesige gruppe aus schulkindern, verteilt auf mehrere kleinbusse, in gang. die erste station erreichen wir alle miteinander. aber unser guide martin, der leider des englischen (noch) nicht wirklich mächtig ist, sich aber sehr bemüht, uns nach der spanischen version ein paar fakten auf englisch mitzuteilen, hat einen plan. er spricht so schnell, dass wir uns von der gruppe der pennäler absetzen können. dafür sind ihm alle sehr dankbar. nein, wir haben nichts gegen kinder, aber so viele auf einem haufen sind uns hier und heute ein paar zu viel ; ).

planetenwechsel

die fahrt durch den park fühlt sich wirklich an, als hätte man eine zeitreise in eine andere welt unternommen oder besser noch, gar den planeten gewechselt. die ausblicke sind wirklich fantastisch. unglaubliche natur. martin spricht zwar immer noch sehr schnell, aber wir verstehen tatsächlich ein bisschen etwas und ich habe stefan im auto schon ein bisschen was vorgelesen. die einzelnen stationen und formationen haben auch hier über die jahre namen bekommen. ‚valle pintado‘ heißen die vielen kleinen hügel, an deren farbigen schichten sich die geologische evolution besonders gut ablesen lässt. zwischen den einzelnen stationen wie dem ‚el submarino‘ oder ‚el hongo‘, versuche ich aus dem autofenster immer mal wieder ein foto zu machen, weil man aus dem staunen nicht mehr herauskommt. wie gerne würde ich hier und da mal anhalten, um die spektakuläre aussicht zu genießen. darf man aber nicht. mein persönliches highlight, ich bin schon das zweite mal im park, ist der süße, neugierige fuchs, den wir irgendwann entdecken. aus sicherem abstand beobachtet er, was wir hier so treiben. ob es der gleiche ist, der uns nach unserem besuch auf dem parkplatz begegnet, kann ich nicht sagen. aber auch der ist ziemlich neugierig und schleicht sich, bemüht uninteressiert wirkend immer näher an uns heran. ganz anders wie der esel, der erst zu uns herüberschaut, als ich nach ihm pfeife. no photo, please!

ist das schön? sag doch mal!

die weiterfahrt gestaltet sich in der art schwierig, dass stefan alle 100 meter anhalten muss. diese landschaft aber auch! so schön! ich dreh durch! stefan auch und ich muss mal wieder das lenkrad übernehmen, damit ich anhalten kann, wenns mir gefällt und wir nicht ständig umkehren müssen. als ich den skurrilen altar zu ehren difunta correa mit den vielen plastikflaschen fotografiere, hält ein auto an und zwei einheimische steigen aus. ein älterer mann mit sohn oder enkel. aus der ferne schwer zu erkennen. der ältere mann tritt vor das häuschen, bekreuzigt sich, neigt den kopf und hält inne. der junge mann dahinter sieht mich, und schlägt die arme über dem kopf zusammen. ich kann die geste nicht recht deuten überlege aber, was die jungen menschen wohl von dem kult um die „alten heiligen“ halten. kurz darauf wechseln die zwei die position und der junge mann steht vor dem häuschen und bekreuzigt sich ebenfalls. also doch: in die wiege gelegt.

nervige zimmersuche

sehr weit kommen wir nicht und ich fahre schon wieder rechts ran. dieses licht. das ist aber auch zu schön. ewig stehen wir auf der straße und sind hin und weg, was uns umgibt. wir beobachten die sonne, wie sie sich dem horizont nähert und alles in ihr warmes, goldenes licht taucht. selbst die riesigen kakteen wirken fast schon kuschelig weich. ich bin komplett verzaubert. argentinien, du bist so wunderschön! erst als die sonne verschwunden ist, machen wir uns wieder auf den weg. nicht ganz so günstig, da wir noch ein bisschen zu fahren haben, bis wir den nächsten ort erreichen, wo es auch wieder unterkünfte gibt. unser pech, dass es dann nur zwei davon gibt, denn die sind dementsprechend utopisch teuer. mist. zu allem übel fängt es auch noch zu regnen an. aber wir entscheiden uns dennoch nach ‚la rioja‘ weiterzufahren. drei hotels steuern wir dort an, um am ende wieder beim ersten zu landen. das sieht definitiv am besten aus. günstig ist es auch nicht aber mittlerweile haben wir keinen nerv mehr, noch weiterzusuchen. außerdem ist mir die frau an der rezeption auf anhieb sympathisch.

eine verbündete

während stefan schon unser gepäck ins zimmer schleppt, unterhalten wir uns ein bisschen. wie immer in fließendem fetzenspanisch meinerseits. ob wir verheiratet sind und kinder haben? nein, keine kinder. waaaas? ja warum denn nicht? lachend antworte ich, dass es so viel ruhiger wäre. als ich ihr dann sage, dass wir auch nicht verheiratet sind, stutzt sie kurz, nimmt mich am arm und führt mich in ein anderes zimmer mit getrennten betten. ich muss lachen, weil ich immer vergesse, dass unser lebensmodell „unverheiratet und zusammen wohnen“ in vielen orten in südamerika noch als unzüchtig gilt. nein, nein, das passt schon, schüttle ich den kopf. sie legt kurz den kopf schief, dann lacht sie ebenfalls und macht kichernd dieses reissverschlusszeichen am mund. puh, okay. sie wird also schweigen und wird nicht unsere eltern informieren ; ).

kurzer abstecher

das spartanische frühstück verfolgt uns weiter. pünktlich zur mittagszeit parken wir deshalb in ’san fernando del valle de catamarca‘ das auto und steuern zielstrebig ein restaurant an, in dem viele einheimische sitzen. immer ein gutes zeichen und das essen ist tatsächlich lecker. den verdauungsspaziergang machen wir zur ‚catedral basílica de nuestra señora del valle‘ über deren schönen altar wir im reiseführer gelesen haben. zuerst einmal bin ich aber verzückt von den himmlischen deckengemälden und dem hund, der es sich unter den kirchenbänken bequem gemacht hat. gut gewählt, felliger freund. definitiv ein ruhiges plätzchen für ein entspanntes schläfchen.

gerahmte gliedmaßen und organe

stefan winkt mich zu sich heran und macht mich darauf aufmerksam, dass man oben hinter dem altar menschen sieht. hm? auf der suche nach dem zugang landen wir im hinterhof und plötzlich kommt die erinnerung zurück. hier war ich doch schon mal! ein paar marmorstufen später stehen wir in der unglaublich schönen kapelle hinter dem altar und bewundern die hübschen, bunten, deutschen kirchenfenster nebst den neoromanischen bögen und den neugotischen säulen. auch hier bringen die gläubigen zur unterstützung ihrer gebete oder zum dank kleine gaben in form von silbernen gliedmaßen, organen und anderen anhängern, die in großen rahmen in der kapelle ihren platz finden. mit dem kleinen unterschied, dass die heilige jungfrau in catamarca von der kirche anerkannt ist.

hirnlos im auto

so sehr ich die argentinier mag: auf der straße und im auto sind sie wirklich schwer zu ertragen. vielleicht sind sie sich nicht bewusst, wie sehr sie sich selbst und andere in gefahr bringen? mit ihrem ständigen dicht auffahren und der angewohnheit immer und überall zu überholen? gerne auch in unübersichtliche kurven oder wenn der regen in sturzbächen vom himmel fällt?
richtung ’san miguel de tucumán‘ ist der straßenrand gesäumt von getreide- und gemüsefeldern. wahrscheinlich liegt es daran, dass wir genau zur rushhour in die stadt einfallen, auf jeden fall sind wir innerhalb kürzester zeit genervt von dem verkehr und stefan lenkt den chevy schnellstmöglich wieder in die vorstadt. nix wie raus hier. die zimmersuche am abend ist wie immer sehr nervenaufreibend und wir nehmen uns vor, die route genauer abzustecken, damit wir die unterkünfte im vorfeld online buchen können.

tellernot auf kunstleder

endlich fündig geworden handle ich per google-übersetzer mit dem jungen mann am empfang den preis für unser zimmer aus. ich verzichte sogar aufs anschauen, ich will einfach nur einchecken. ist auch alles gut soweit, nur dass es etwas nach rauch riecht. das frühstück – ihr wisst bescheid. obwohl es heute sogar marmelade gibt. dafür nehme ich drei tassen in die hand bis ich eine finde, aus der ich trinken möchte. teller gibt es keine. das hatten wir nun auch schon öfter. dafür gibt es fast überall im land tischdecken oder -sets aus kunstleder. meist in schwarz, gerne aber auch mal in knallrot. sicherlich praktisch die kunstledernummer, aber auf dem tisch es es irgendwie nicht sooo schön.

abseits der route

draußen ist es grau, warm und schwül. die entscheidung, nicht noch einmal in die innenstadt tucumans zu fahren, ist deshalb schnell gefällt. ein tor über der straße weist auf den ort ’santa lucia‘ hin und was ich auf den ersten blick sehe, gefällt mir. wir fahren rechts ab und so wie es scheint, verirren sich touristen normalweise nicht hier hin. alle kucken uns mit großen augen an, als wir das auto langsam durch den ort lenken. durch den regen ist alles ein bisschen siffig und die unbefestigten straßen aufgeweicht. aber der ort selbst: allerliebst. die häuschen bunt angemalt, viele der vorgärten mit blühenden blumen bepflanzt. es gibt hübsche, kleine läden mit kunstvollen schriftzügen über der tür und toll gestalteten schildern. polleria, panadería, zwei supermärkte und einen gemüsehändler mit gut aussehendem sortiment. überall wuselt es geschäftig. am ende der straße stoßen wir auf die etwas ramponiert aussehende kirche und einen kleinen markt. immer noch kucken alle. wie gerne würde ich aussteigen und ein paar fotos machen. hier scheint alles so friedlich. andererseits bin ich heute irgendwie nicht in der stimmung, um angestarrt zu werden. ja, ich weiß, wie oft starren wir die menschen auf unserer reise an. und normalerweise sind die argentinier immer freundlich und aufgeschlossen. dennoch wenden wir und fahren den gleichen weg wieder zurück. auf ein ander mal, santa lucia.

im nebelwald

wird es den einwohnern tucumans im sommer zu heiß, fliehen sie übers wochenende gerne mal nach ‚tafi del valle‘ auf 2.014 metern höhe. das ist unser heutiges ziel. ab dem örtchen ‚acheral‘ kurven wir im nieselregen entspannt die serpentinen hinauf und finden uns mitten im grünen berg- und nebelwald wieder. die ‚quebrada de los sosa‘ durchquert vom gleichnamigen fluss, gehört zum naturschutzgebiet der provinz los sosa. an markierten aussichtspunkten führen schmale pfade zum wilden fluss. wir kraxeln über riesige felsbrocken und beobachten den nebel, der sich in den baumspitzen verfängt. wie das grün der bäume durch die feuchtigkeit leuchtet. so cool. um uns herum flattern schmetterlinge, im himmel kreischen papageien und zwischen den ästen entdecken wir unsere ersten kappenblauraben. auf der spitze des berges angekommen, grüße ich die große ‚el indio‘-statue. déjà-vu. auch hier war ich schon einmal. ein kurzer plausch mit einem von hunden umzingelten fotografen aus salta und weiter gehts. selbst kühe werden in dem prächtigen, floralen umfeld zu kühnen wanderern.

ein alpaka-hund namens juana

von ‚el mollar‘ aus werfen wir einen ersten blick auf den künstlichen see ‚los angustura‘. mit dem vorsatz sich vorab ein zimmer zu sichern, hat es heute wieder nicht geklappt. über ein paar umwege landen wir am ende im hostel von monica. die zimmer sind einfach, das bad muss mit einem anderen paar geteilt werden, aber monica ist mir auf anhieb sympathisch weil völlig unkompliziert und unaufgeregt. sie spricht tolles englisch und ist außerdem sehr tierlieb. außer den drei hunden gibt es auch ein alpaka namens juana. leider wurde dieses in den hinteren teil des gartens verbannt da sie, durch die vielen touristen die sie zu oft nächtens angeblitzt haben, ein bisschen aggressiv wurde. darüberhinaus denkt juana, das alpaka, sie ist ein hund, weil sie zusammen mit den welpen aufgewachsen ist. spätestens wenn sie euphorisch an dir hoch springt um dich zu begrüßen, findest du das nicht mehr witzig, erzählt monica lachend.

ohne scheiß: badisches spanisches

am ende des tages hat sich im haus eine nette gruppe versammelt. tine und frank aus thüringen, der rappende sam aus der schweiz und noch ein paar ausschließlich spanisch sprechende touris. als wir monica abends nach einem tipp zum essen gehen fragen, schickt sie uns zu einer hotel-kollegin, die auch ein restaurant hat. gerade als wir dabei sind mit dieser zusammen die speisekarte zu studieren, taucht monica hinter ihr auf. sie hatte angst, dass wir nicht klar kommen und will für uns übersetzen. das ist super nett, aber wir haben es nun doch schon ein paar monate geschafft, auch mit sprachschwierigkeiten, nicht zu verhungern ; ). wobei. die menschen in tafi haben doch noch mal einen ganz eigenen dialekt. anfangs glaubten wir an einen sprachfehler. aber hier wird das ‚pollo‘ tatsächlich als ‚poscho‘ ausgesprochen. es ist viiiel ’sch‘ im spiel. eigentlich müssten wir uns dadurch wie zuhause fühlen ; ).

fortsetzung folgt…
 
 

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