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peru ׀ trübe tage in lima

23. August 2018

so schön es in manchen orten ist, so unschön ist es in anderen. beide haben wir uns auf peru gefreut, und beide sind wir erst mal ein bisschen enttäuscht. lima, unser erstes ziel, ist grau, laut und fern von den plätzen mit den prachtbauten irgendwie deprimierend. in den reiseführern wird natürlich probiert, lima etwas gutes abzugewinnen. das schöne hervorzuheben. uns hat lima leider nicht überzeugt und wir waren froh, als wir die stadt verlassen haben.

auf vier rädern

unsere zweite „grenz“erfahrung mit dem bus steht an und eine lange busfahrt bevor. wie so oft ist der bus voll besetzt. unter den fahrgästen sind hauptsächlich einheimische und außer uns noch zwei touristinnen. aber wir haben ein gutes gefühl. es gibt sogar toiletten wobei die nutzung während der fahrt immer wieder eine besondere herausforderung ist. die strecke ist sehr kurvig und man muss akrobatisch die balance halten, um nicht umzufallen oder gegen die wände zu knallen. deshalb strebe ich doch eher die pinkelpausen an. dringend darf es dann allerdings nicht sein, denn auch heute gibt es wieder nur eine toilette für alle frauen und es bildet sich eine riesenschlange. während der etwas länger dauernden pause kommen wir mit den zwei touristinnen aus spanien ins gespräch. die zwei waren schon in peru und gehen nach einem kurzbesuch in loja wieder zurück an den strand in peru.

und durch die luft

wir haben beschlossen den norden bei unserer reise außen vor zu lassen und entspannt den süden zu bereisen. dazu fahren wir, da die flüge von ecuador nach peru ziemlich teuer sind, mit dem bus nach piura, was schon in peru liegt und fliegen dann am frühen abend direkt nach lima. das ist zwar mal wieder ein langer ritt, aber machbar und um einiges günstiger. zum abschied aus ecuador wird uns noch einmal eine völlig andere landschaft präsentiert. wir sind plötzlich umgeben von unmengen von reisfeldern und in macara, wo wir die grenze überqueren, ist es so heiß wie noch nie.

adiós ecuador!

mit dem handgepäck und dem reisepass verlassen wir den bus und dackeln hinter der gruppe her um zu sehen, wie das hier so läuft. an zwei containerartigen büros gibt es mehrere fenster, an denen sich die einheimischen drängen. sie halten lange zettel zum ausfüllen in der hand und sind alle fleißig am schreiben. hm? die zwei spanierinnen nehmen uns netterweise ein bisschen an die hand, übersetzen und besorgen uns zwei der zettel zum ausfüllen. zusammen brutzeln wir in der sonne, bis wir ziemlich als letzte an den ausreiseschalter in ecuador treten. die frau ist äußerst freundlich und hat nicht viele fragen. der stempel ist schnell im pass und zu fuss überqueren wir die grenzbrücke.

hola peru!

auf der anderen seite angekommen bietet sich das gleiche bild wie zuvor. zwei schalter und eine lange schlange. auch hier ist der grenzbeamte sehr nett und nachdem er weiß, dass wir nur sehr wenig spanisch sprechen (und er kein englisch), fallen auch hier die fragen minimal aus. nach 1 ½ stunden sitzen wir durchgeschwitzt alle wieder im bus und die fahrt geht weiter. jetzt sind wir also in peru und es ist erst mal schluss mit bergen. um uns herum ist alles flach. anfangs noch grün wechselt die landschaft bald in braune wüste. ein bild, dass uns an der küste des landes noch lange begleiten wird.

zeitvertreib

vom busbahnhof zum flughafen ist es eigentlich nur ein katzensprung und der taxi-fahrer, der direkt nach dem aussteigen aus dem bus hartnäckig aber freundlich an uns klebt, macht das geschäft des tages. natürlich bezahlen wir zu viel. auf meine dahingehende bemerkung bei der ankunft am flughafen, verzieht er nur das gesicht zu einem frechen grinsen. mit recht, der preis war vereinbart. selbst schuld. die zeit, ungefähr fünf stunden, die wir an dem kleinen flughafen überbrücken müssen, ist gott sei dank kurzweilig. wir setzen uns in das cafe im oberen stock und bestellen immer mal wieder eine kleinigkeit, damit wir nicht verjagt werden. zum krönenden abschluss gibt es sogar noch das kindermenü mit drei gängen. gang drei ist eine kugel eis, hehe.

schilderwald

ziemlich genau um mitternacht setzt die maschine in lima zum landeanflug an. da wir nicht lange nach einem taxi und dem hotel suchen wollen, haben wir uns vom hotel einen abholservice schicken lassen. der preis ist okay und der gedanke, gleich ins auto steigen zu können, ist sehr beruhigend. als wir allerdings mit dem menschenstrom in die halle fließen, ist da niemand, der uns empfängt. weder mein name noch der name des hotels steht auf einem der unzähligen schilder geschrieben. mist! stefan ist schon genervt, aber ich bin noch zuversichtlich: „lass uns noch einen moment warten. vielleicht kommt doch noch jemand.“ und tatsächlich sehe ich hinten jemand mit meinem namen auf dem schild auftauchen. kurz darauf sitzen wir komfortabel im auto und lassen müde die ersten eindrücke der stadt auf uns wirken.

alt, aber charmant

unser hotel, ein altes kolonialgebäude direkt beim ‚plaza de armas‘, ist eigentlich ganz cool. in der mitte gibt es einen flur, und drumherum im kreis sind die zimmer mit riesigen flügeltüren angeordnet. die räume selbst haben keine fenster, sondern nur oberhalb der tür zwei kleine luken, die sich mit einem seil öffnen lassen. allerdings kann man dann vom zweiten stock in die zimmer hinein schauen. leider haben wir dieses mal auch kein eigenes bad, sondern nutzen das gemeinschaftsbad. müde von der langen anreise fallen wir erschöpft in unsere betten und schlafen morgens erst mal aus. da wir einige tage für lima eingeplant haben, lassen wir es ruhig angehen. den ersten nachmitttag verbringen wir im aufenthaltsraum des hotels mit schreiben, malen und planen.

kulinarische hauptstadt lateinamerikas

da lima unter anderem für seine kulinarik bekannt ist, und uns schon beim lesen der beschreibung des gerichts ‚lomo saltado‘ das wasser im mund zusammen läuft, ist dass das erste ziel, als wir am frühen abend das haus verlassen. rindergeschnetzeltes mit gebratenen tomaten, süßlich schmeckenden zwiebeln und einer leckeren soße. das restaurant, das wir uns ausgesucht haben, ist allerdings gerade dabei, die stühle hoch zu stellen. oh nein! mit verzweifeltem gesichtsausdruck fragen wir nach. sie haben noch 20 minuten offen und wir dürfen was bestellen. yay! die angst, dass wir noch schnell lieblos etwas serviert bekommen und flott essen müssen, ist total unbegründet. das essen ist köstlich und die bedienung ausgesprochen entspannt und freundlich.

pünktlich zum ja-wort!

beim verdauungsspaziergang über den ‚plaza de armas‘ werden wir gewissermaßen noch trauzeugen. in der kleinen kirche der kathedrale findet eine trauung bei offenen türen statt. wow, was für eine pompöse kulisse! pünktlich zum ja-wort stehen wir zusammen mit anderen neugierigen in der tür und beobachten das fremde paar, wie sie sich (vielleicht) für die ewigkeit binden. und obwohl ich die beiden nicht kenne, bin ich dennoch gerührt, als sie sich nach dem ja-wort küssen.

plaza de armas – der exerzierplatz

früher fanden auf dem platz alle wichtigen ereignisse statt und er war schon damals stets mit menschen gefüllt. er diente als richtstätte, für stierkämpfe oder, 1821, zur verkündung der unabhängigkeit perus. heute ist er immer noch treffpunkt für jedermann. wer den grünen rasen betritt wird allerdings rüde ausgepfiffen und der zentrale brunnen wird durch eine kette beschützt. aber diverse bänke zwischen den palmen und auch die stufen der kathedrale laden zum verweilen ein. zwei weiße kutschen ziehen ihren runden, vorbei an den verschiedenartigsten gebäuden, die den platz umrahmen. neben der kathedrale sind das der ‚bischofspalast‘ und der ‚palacio de la union‘ mit den markanten holzbalkonen, der regierungspalast sowie das rathaus von lima. durch die vielen erdbeben und den wiederaufbau findet sich hier ein bunter stilmix aus renaissance, barock und neoklassizismus.

notre père

an der ecke nahe unserem hotel, in der ‚basílica de santo domingo‘, findet ebenfalls ein gottesdienst bei offenen türen statt. leise treten wir ein, setzen uns in die letzte reihe der großen kirche und lauschen dem ‚vater unser‘ auf spanisch. ist schon komisch: bei uns in deutschland war ich schon ewig nicht mehr beim gottesdienst am samstag abend. hier ist es einfach schön, dass es ein bisschen lockerer zugeht. in den hinteren reihen ist ein ständiges kommen und gehen. manche setzen sich wie wir nur für ein paar minuten dazu und verlassen die kirche dann wieder.

ein sonntag in lima

eher zufällig landen wir am sonntag am ‚plazuela las limeñitas‘. die straße bebt und platzt schier aus allen nähten. inmitten einer menschenmenge scheppert live-musik, es gibt ein riesen essenszelt, in der luft hängt grillgeruch und es werden unmengen von süssigkeiten, seifenblasen und luftballons zum kauf angeboten. und es gibt sightseeing-busse: freddy y luisa tours ködert uns mit einem guten preis. nicht ganz der klassische hop on hop off, sondern eher der, der mit einheimischen oder zumindest peruanern gefüllt ist. an ausgesuchten plätzen kann man aussteigen und wird dann mit dem megaphon zehn minuten durch die gegend gescheucht. egal. machen wir es heute mal anders.

mit popcorn durch die abgase

mit puffmais ausgestattet nehmen wir in der oberen etage platz und warten darauf was kommt. leider gefällt uns das was kommt gar nicht. die erste halbe stunde durch die stadt ist ziemlich trist. der himmel ist grau, die häuser sind grau, der verkehr ist grauenhaft und es stinkt nach abgasen. ob es jetzt am falschen busunternehmen liegt oder an der stadt selbst – wir sind beide desillusioniert. auch die vermeintlich ansehnlichen stadtteile der schönen und reichen am meer wie miraflores, inklusive dem ‚parque del amor‘ oder das künstlerviertel ‚barranco‘, die wir gewiss nur kurz anfahren, reisen uns nicht vom hocker. genauso wenig wie die steil abfallenden hänge an der küste, die mit häuserblöcken bebaut und teilweise mit (künstlichen?) pflanzennetzen „begrünt“ wurden. nicht einmal das meer, das uns sonst ein strahlen ins gesicht zaubert, kann etwas ausrichten. es verschmilzt komplett mit dem grau des himmels.

geht so

zurück am ausgangspunkt nutzen wir die gelegenheit, in dem großen gastronomiezelt zu essen. die auswahl ist riesig. es gibt quasi alles an traditionellen gerichten, was die peruanische küche so hergibt, inklusive meerschwein. das zelt ist gerammelt voll. ich entscheide mich für etwas unverfängliches ‚juane de gallina‘. hühnchen mit reis, bohnen und kartoffeln eingewickelt in ein bananenblatt. stefan ist ‚chanfainita‘, hier bestehend aus rindfleisch, kartoffeln, nudeln und mais. eine ehepaar sieht uns mit den tellern in der hand stehen und winkt uns zu sich an den tisch. die frau spricht englisch und wir smalltalken ein bisschen. leider stand mein hühnchen wohl schon etwas länger und ist ziemlich trocken. stefans essen schmeckt gut. fazit am ende des tages: geht so! vielleicht wird morgen besser.

von allem zu viel

heute streifen wir mal wieder zu fuss durch die stadt. anfangs durchkämmen wir noch schicke einkaufsstraßen mit allerlei schnickschnack, unter anderem zahlreiche geschäfte mit hochzeitsausstattung bis wir im „wahren“ leben von lima landen – alles rund um den ‚mercado central‘. hier tobt das pralle leben. männer mit handkarren, vollbeladen mit kisten schlängeln sich geschickt durch den dichten verkehr, mittendrin blärrt eine musikbox. ein paar meter weiter kitzelt der duft von geschälten ananas meine nase. neben einem stand mit allem möglichen aus holz (kochlöffel, bretter, schalen) verkaufen frauen aus großen plastikboxen selbstgebackene kekse. und auch hier gibt es unmengen von süßigkeiten-verkäufern, schuhputzern und weiteren „kleinunternehmern“. lima hat ca. neun millionen einwohner und etliche bewohner des umlandes kommen wohl immer noch in die stadt, weil sie sich hier ein besseres leben erhoffen. am ende gibt es von allem zu viel und vielen fällt es wohl sichtbar schwer, sich über wasser zu halten.

markthallen“romantik“ und falsches hundefutter

in der markthalle sieht man käse-, fisch- und frischfleisch-stände soweit das auge reicht. dazwischen duftet es köstlich nach oliven. wir kaufen ein bisschen ein. zwei sorten oliven, dazu ein paar pikante würstchen und etwas brot. neugierig werfe ich einen blick auf die teller an den diversen essensständen, die bis auf den letzten platz besetzt sind. dennoch versuchen uns die freundlichen marktfrauen anzuwerben. „ceviche?“ rufen sie lächelnd und mit großer geste. aber wir lehnen dankend ab. auf etage zwei finden wir einen stand mit hundefutter. vor der markthalle haben wir vorhin einen dicken hund gesehen, der sich kaum bewegen konnte. allerdings nicht dick vom fressen, sondern eher weil schwanger oder krank. als wir mit dem hundefutter wieder raus kommen, ist er erstmal weg. aber wir entdecken ihn um die ecke und ich schütte ihm einen kleinen haufen des futters vor die pfoten. er schnuppert, schaut kurz hoch und wendet sich ab. nö du, lass mal. ich bin schockiert. schon wieder. es ist tatsächlich nicht das erste mal, dass ein hund das extra gekaufte fressen verschmäht. ist es tatsächlich so, dass die hunde hier nur abfall wollen? finden sie fressen komisch, dass sie nicht aus plastik befreien müssen? ein kleines bisschen gekränkt packe ich das restliche futter in meine tasche. phhh! dann halt nicht.

grünfläche dringend gesucht!

in chinatown herrscht genau wie rund um den markt ein buntes gewusel. an einer ecke entdecken wir verschiedene stände mit schreibwaren und da stefan ein neues zeichenbuch benötigt, fragen wir uns durch. und tatsächlich werden wir am ende fündig. nicht im dreierpack, wie in einem der geschäfte für viel geld angeboten, sondern nur eines und zu einem fairen preis. wer sagts denn. die suche nach einem lauschigen plätzchen für unsere brotzeit gestaltet sich derweil schwieriger. der erste ‚park‘ den wir finden, ist eingezäunt und besteht hauptsächlich aus kunstrasen. würden wir akzeptieren, denn wir haben hunger. als der eingang gefunden ist und wir eintreten wollen, werden wir wieder nach draußen komplimentiert. aha, ist wohl nur für polizisten.

brotzeit

auf unserer offline-karte suche ich nach der nächstgelegenen möglichkeit und tatsächlich findet sich ein platz mit ein paar bänken. auch hier sind die grünflächen eingezäunt. betreten verboten. wie überall in der stadt sind zahlreiche bänke mit einzelnen menschen besetzt, die, so hat man das gefühl, die zeit totschlagen. die meisten in sich gekehrt und irgendwie unglücklich dreinschauend. an einer häuserwand befindet sich ein kleiner schrein, an dem immer wieder menschen vorbei laufen und sich bekreuzigen. aus einem hauseingang hoppelt ein hund auf drei beinen. die vierte pfote scheint verletzt zu sein und als er zum pinkeln das zweite bein hebt, fällt er fast um. er trägt es mit fassung, läuft zu einem älteren herrn auf einer bank, lässt sich kurz streicheln und legt sich dann vor dessen füsse. brotzeit! die würstchen sind fein und eine sorte unserer oliven schmeckt lecker, die, von denen wir mehr haben, sind allerdings voll bitter.

kullertränen

ein paar hunde streunern an uns vorbei und ich probiere es noch mal mit dem futter. die reaktion ist ähnlich. kurz schnuppern, gelangweilt weg schauen und dann, jetzt kommts, pinkelt er noch an unsere bank. klares statement. wir sitzen noch ein weilchen schweigend und beobachten und völlig aus dem nichts, steigen mir plötzlich tränen in die augen. diese stadt macht mich irgendwie fertig. als wir auf dem rückweg zum hotel noch auf einen mann stoßen, der völlig gedankenverloren und hilflos und ohne schuhe halb an einer hausmauer und halb auf der straße liegt, gibt es mir den rest. es kullern ein paar tränen. mir ist hier alles zu viel. die krönung des ganzen passiert dann aber in unserer unterkunft. leider haben sich die servicekräfte den zeitpunkt unseres aufenthaltes herausgesucht, um die holzböden mit irgendwelchen stark riechenden mitteln zu bearbeiten. es riecht wie heizöl und der gestank zieht direkt in unser zimmer. da wir kein richtiges fenster haben und keinen durchzug machen können, kriegen wir den penetranten geruch auch nicht mehr raus. alarmstufe rot. jetzt geht gar nichts mehr. alles muss raus. man könnte sagen, ich habe einen klitzekleinen nervenzusammenbruch.

entspannung im supermarkt

mächtig genervt von dem geruch in unserem zimmer verlassen wir am nächsten tag das hotel und finden zuflucht im supermarkt. klingt komisch, ist aber so. zuerst durchquert man einen kleinen innenhof und steht dann im riesigen einkaufsparadies. alles wirkt gedämpft und entspannt und stefan meint, dass beruhigt ihn total. und er fügt im scherz hinzu: „vielleicht sollten wir deinen laptop und das malzeug holen und uns heute mittag einfach hier mitten rein setzen.“ sitzgelegenheiten gibt es nämlich auch. das machen wir zwar nicht, aber wir lassen uns zeit beim einkaufen und unser vesper verzehren wir in dem kleinen, ruhigen innenhof, in dem viele einheimische sitzen und allerlei tätigkeiten nachgehen. es werden hausaufgaben gemacht, berichte geschrieben, auf dem handy getippt. für die kleinen gibt es diese lustigen maschinen in tier- oder autoform, die zwar nur vor- und zurück ruckeln, den hosenscheißern aber ein seliges lächeln ins gesicht zaubern. vielleicht sollte ich auch mal… die frau, die neben mir sitzt und ich beobachten die kleinkinder und grinsen uns ein. irgendwann schauen wir uns lachend an und nicken uns bestätigend zu. es kann so einfach sein.

kontraste

da wir dann doch nicht den ganzen tag im innenhof verbringen wollen, laufen wir im zick zack ein paar nebenstraßen. nicht sehr schön und es riecht nach pippi. an der ‚iglesia san agustin‘ schauen wir nach einer älteren frau und ihrem kleinen stand. bei ihr haben wir gestern kaugummi und schokoriegel gekauft und uns kurz unterhalten. woher wir kommen. wie lange wir da sind. aber sie ist nicht da. das ‚teatro di municpal‘, ein riesiges gebäude, ist wie so oft hinter einem hohen zaun verborgen. ebenfalls durch gitterstäbe kann ich einen blick ins pompöse innere werfen. marmor und kronleuchter blitzen mir entgegen. die stadt der kontraste. viel schickes, oft hinter hohen zäunen verborgen. und viel hässliches in den nebenstraßen.

süßmäuler

der ‚plaza san martin‘, zweitschönster platz in lima, ist wie der ‚plaza de armas‘ wieder von tollen, hauptsächlich barocken prachtbauten umrahmt. wie immer mischen wir uns erst mal unters volk und lassen uns auf dem mäuerchen unter dem reiterdenkmal für ‚josé de san martín‘, dem befreier perus, nieder. die peruaner sind große süßmäuler. unzählige tabletts mit sahnigen desserts und roter grütze werden an uns vorbei getragen. den kaffee gibt aus der thermoskanne gleich dazu. die ‚ca, ca, cafe‘-rufenden verkäufer erinnern uns ein bisschen an indien. dort war es der ‚cha, cha, chai‘.

was der peruaner von deutschland weiß

von der seite kommt plötzlich die frage, wo wir denn herkommen. ein einheimischer, der ein bisschen englisch spricht. ah deutschland. dann folgt eine lustige aufzählung all dessen, was er aus deutschland kennt: matthias sammer, paulaner, angela merkel und porsche sind nur ein paar davon. und er schenkt stefan eine münze aus venezuela. ob wir denn auch eine münze aus deutschland haben? und ob es denn die d-mark noch gibt? in einem mischmasch aus spanisch und englisch müssen wir ihn leider enttäuschen. keine d-mark mehr und keinen euro in der tasche. schade, er hätte sich sehr gefreut.

nuancen von grau

der tag ist insgesamt wieder besser. es ist heute auch ein bisschen heller. ein helles grau und nicht ganz so trist wie sonst. an einer ampel beobachten wir eine junge frau, die mit ihrem hula hoop reifen kleine kunststücke vorführt. wir schauen eine ganze weile zu und die meisten autofahrer geben leider nichts. aber die junge sportlerin lässt sich nicht beirren und lächelnd wirft sie unverdrossen ihren reifen in die höhe. jeder hat so seine idee, sich ein paar soles dazu zu verdienen. auch fensterputzer und jongleure haben wir schon öfter an den ampeln gesehen.

spanisch über nacht?

zum abschluss des tage bummeln wir noch ein bisschen durch die schicken fussgängerzonen. meine sneaker haben sich während der reise leider nicht so bewährt. ich habe sie sogar schon von hand genäht. ziemlich kunstvoll, man sieht es kaum, und ich bin ganz stolz. aber das genähte ist schon wieder am aufgehen. als wir vor einem regal mit sportschuhen stehen, sind gleich zwei verkäuferinnen am start. ich probiere diverse schuhe an, aber meine größe ist nicht vorrätig. die verständigung besteht aus unseren spanischbrocken und zeichensprache. kein problem. wir sollen warten. einer der mitarbeiter spurtet zur tür hinaus und kommt kurz darauf mit meiner größe zurück. passt. leider haben wir nicht mehr so viel bargeld und die dame an der kasse schaut uns ziemlich misstrauisch an, da wir uns passend zur kreditkarte nicht ausweisen können. ich lächle sie vertrauenserweckend an und sie rechnet ab. das lustige an der aktion ist aber die tatsache, dass mich eine der zwei verkäuferinnen beim rausgehen in den arm nimmt und mir einen dicken, schmatzenden kuss auf die wange drückt. hm? überraschend, aber irgendwie auch nett. schade, dass ich sie nicht fragen kann, wofür der jetzt war.

das geht mir hier ein bisschen ab. man würde so gerne manchmal ein bisschen mehr plaudern, über den üblichen smalltalk hinaus. mit den menschen auf der straße und auf den bänken, im park und an den kleinen ständen. leider sprechen die meist kein englisch. gibt es nicht doch eine chance, spanisch über nacht zu lernen?

ja lima, was soll ich sagen. meine stadt bist du nicht und für unseren start in peru warst du irgendwie nicht so toll. aber wir lassen uns wie immer nicht beirren und bleiben aufgeschlossen. denn: man muss ja nicht alles schön finden.
 
 

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    1. hey nänz. die etwas andere strassenkunst. ich fands auch sehr cool. liebe grüße in die heimat!

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