tiere machen irgendwie immer alles besser. finden wir zumindest. deshalb freuen wir uns doppelt, als wir in den bus richtung paracas steigen. erstens raus aus dem grauen lima und zweitens ans meer zum tiere beobachten. das naturreservat paracas setzt sich aus der paracas-halbinsel und –bucht sowie den ‚islas ballestas‘, einer kleinen inselgruppe vor der küste, zusammen. ‚klein galapagos‘ oder auch ‚galapagos für arme‘ wird das schutzgebiet bei dem kleinen küstenstädtchen genannt. bewohnt werden die kleinen inseln im pazifischen ozean von einer vielzahl von guano-produzierenden seevögeln sowie pinguinen, seelöwen und pelikanen.
nichts als wüste
ich gebe zu, dass ich mich vor unserer reise noch nicht wirklich mit peru beschäftigt hatte. deshalb bin ich ehrlich gesagt auch umso erstaunter über die nicht enden wollende wüstenlandschaft. anfangs finde ich die sanddünen noch interessant, aber irgendwann ermüdet mich die ewig braune, sandige und steinige landschaft. über dem meer, dass uns immer mal wieder parallel zur straße begleitet, hängt dazu zäher nebel. unsere nerven sind immer noch ein bisschen angespannt. lima hat uns geschafft. mir fehlt die natur. ich möchte so gerne endlich mal wieder grün sehen!
grüne oasen
und tatsächlich tauchen während der weiteren fahrt immer mal wieder grüne oasen auf und die ersten felder erscheinen auf der bildfläche. avocado, mango, kürbisse, tomaten und sogar spargel werden hier angebaut. auch weinreben und bananenpalmen fallen uns ins auge. dazwischen immer wieder kleine orte und siedlungen sowie einsame, verlassene ruinen. ziegen und esel in kleinen angelegten mauer-karrees sowie angepflockte rinder knabbern was sie finden können. alles wirkt etwas unwirklich in der sonst so kargen einöde.
so macht weltreise wieder spaß
paracas selbst ist ein beschauliches städtchen am meer. unser hotel liegt wie die meisten anderen direkt an der hauptstraße und in wenigen minuten ist man zu fuss an der strandpromenade, wo sich restaurants und souvenirshops aneinander reihen. pünktlich zum sonnenuntergang flanieren wir am wasser entlang, beobachten die im schwindenden sonnenlicht schaukelnden boote und entdecken das erste außergewöhnliche tier (außer den wilden peruanischen nackthunden, die aussehen wie eine mischung aus hund und ratte). neugierig und sehr zielstrebig tapst ein pelikan durchs algenbett richtung betonierte treppe am rande des sandstrandes. auch als ich näher komme lässt er sich nicht irritieren, und steuert direkt auf mich zu. denke ich. bis er an mir vorbei zieht. erst jetzt registriere ich die aufgeregten rufe hinter meinem rücken. ein einheimischer steht bewaffnet mit einem eimer mit fischstücken hinter mir und bedeutet mir, mich neben den pelikan zu stellen. „foto! foto!“, ruft er aufgeregt. die mach ich auch. allerdings nicht von mir, sondern von ihm und dem lustigen und imposanten vogel, der wissentlich auf seinen fisch wartet. ein eingespieltes team die beiden. ich will auch mal werfen und der pelikan fängt auch diesen happen geschickt auf. wir drücken dem mann ein paar soles in die hand und bedanken uns für die kleine einlage.
natur pur
am nächsten morgen werden wir früh im hotel abgeholt und zum hafen begleitet, wo wir unsere tickets für die ‚islas ballestas‘ sowie den nationalpark kaufen, den wir später noch besuchen wollen. während wir warten, dass wir aufs boot dürfen, lernen wir zwei zauberhafte, junge mädels aus deutschland kennen. eine der beiden war ein jahr lang in einer deutschen schule in bolivien beschäftigt. zum abschluss reist sie nun mit ihrer freundin noch durch peru bevor es wieder zurück in die heimat geht. zwischendurch ist es doch immer mal wieder nett auf deutsch zu plaudern und zu hören, was andere so erleben. obwohl wir ziemlich spät aufs boot klettern, werden wir nach ganz vorne durchgewunken und nehmen direkt hinter dem kapitän platz. nicht schlecht das plätzchen.
fahr nicht ins licht
geruhsam schippern wir an den im hafen liegenden booten vorbei, teilweise besetzt von den ersten vertretern der hier zahlreich lebenden vogelarten. das wetter ist noch nicht ganz perfekt. himmel und meer verschmelzen grau in grau. als das boot den hafen hinter sich lässt, geben wir gas. die ersten 30 minuten gibt es noch nicht besonders viel zu sehen, außer ein paar mehr oder weniger gewöhnlichen vogelschwärmen. aber bald ist die erste halbinsel in sicht und jetzt kommt auch unser, mit mikrofon bewaffneter, guide ins spiel. ohne ihn hätten wir die 180 meter hohe felszeichnung, den ‚candelabro de paracas‘, im ersten moment wohl gar nicht entdeckt. der ‚kerzenleuchter von paracas‘ ähnelt den linien in nasca, ist aber bedeutend jünger. es wird angenommen, dass er den seefahrern als orientierung zur navigation diente. da ich zum fotografieren auf der ‚falschen‘ seite des boots sitze, schickt mich der freundliche guide nach ganz vorne neben den steuermann. yay! bester platz überhaupt! muchas gracias!
vogelparadies
leider ist das wetter immer noch ziemlich diesig und die sicht ist nicht ganz perfekt. felsformationen mit bögen und tunnel, von der natur geformt, bilden den idealen aufenhaltsort für allerlei tiere. genau wie die vielen kleinen inseln, die lediglich von den menschen betreten werden dürfen, die ungefähr alle fünf jahre das von den vielen vögeln produzierte guano abtragen. der geruch des natürlichen guano-düngers lässt sich aufgrund der meeresbrise gut ertragen. ansonsten ist das betreten der inseln verboten und der lebensraum lediglich den tieren vorbehalten. noch nie habe ich solche unmengen von vögeln gesehen. es sind abertausende, vielleicht auch millionen. einige der berge sind über und über mit den gefiederten freunden besetzt. um uns herum und über uns piept und fiept und schnattert es. unglaublich. guanokormoran, inkaseeschwalbe, chilepelikan, guanotölpel und nördlicher felsuferwipper sind nur ein paar davon. in den gewässern leben außerdem bis zu 180 fischarten. darüberhinaus gibt es robben, humboldt-pinguine und wohl auch delfine.
pinguin-quartett auf zwölf uhr
da die tiere manchmal in den felsen schwer zu erkennen sind, gibt uns unser guide genaue ortsangaben, wo wir was sehen können. ein manches mal geht es zu schnell und bevor man die tiere in den felsen ausfindig gemacht hat, ist das boot schon vorbei. das lustigste aber sind die vier pinguine, die scheinbar auf uns gewartet haben. in einer reihe auf dem felsen stehend blicken sie in unsere richtung. erst als unser boot richtig platziert ist, machen sie sich watschelnd auf den weg ins wasser. quasi auf ansage unseres guides heben sie plötzlich nacheinander vom felsen ab und springen in die sprühende gischt. wir sind begeistert. leider gibt es zur zeit nicht sooo viele pinguine zu sehen. delfine sehen wir gar keine. und auch die anzahl der robben ist im vergleich zu anderen jahreszeiten eher mäßig. aber wir haben richtig spaß. es ist eine wahre freude zu sehen, wie die tiere hier ihren eigenen, ungestörten lebensraum haben.
flugshow mit zugabe
die zeit vergeht wie im fluge und gefühlt kaum angekommen, machen wir uns schon wieder auf den rückweg. bei der fahrt zurück, auf dem offenen meer, bietet sich uns noch mal ein besonderes schauspiel. unmengen von formationen fliegen über unsere köpfe hinweg. nach rechts. nach links. manche von ihnen sind artenmäßig bunt gemischt. andere gruppierungen fliegen knapp über der meeres-oberfläche, um eine erfrischende dusche zu nehmen. und zugegeben ein klitzekleines bisschen schadenfroh registrieren wir das quieken hinter uns, als eine frau mit weißen spreckeln von oben bedacht wird. darauf haben wir eigentlich schon lange gewartet. soll ja glück bringen, hihi.
flaggen-legende
nach einem kurzen zwischenaufenthalt im hotel geht es um elf uhr schon weiter richtung nationalpark. unser guide im vollbesetzten minibus scheint nicht grade für seinen job zu brennen. er schnuddelt seinen text in seinen nicht vorhandenen bart und das meiste, was er herunter leiert, können wir leider nicht verstehen. vielleicht hat er auch nur einen schlechten tag. noch glücklich vom morgen genießen wir eben nur die landschaft und verzichten auf weiterführende informationen. um flamingos zu sehen, haben wir wohl bedauerlicherweise auch die falsche jahreszeit erwischt. die legende, wie peru angeblich zu seiner flagge kam, möchte ich euch aber nicht vorenthalten. angeblich soll freiheitsheld general josé de san martin während einer reise am strand von paracas eingeschlafen sein. als er erwachte, war er geblendet von der schönheit der im sonnenuntergang vorbeifliegenden flamingos, und entwarf daraufhin die erste peruanische flagge in den farben rot und weiß.
fotospots
von der berühmten felsformation ‚la catedral‘ können wir nur die reste bewundern. leider ist die kathedrale bereits 2007 bei einem erdbeben zu bruch gegangen. was bleibt sind der mittlerweile herrliche blaue himmel, die gelben klippen, schroffe felsformationen und ein roter sandstrand. während unserer eineinhalbstündigen pause verzichten wir auf einen besuch im uns wärmstens empfohlenen restaurant, da wir abends endlich in den genuss einer ceviche kommen wollen. ein frischer wind pfeift uns um die öhrchen und trotz sonne ist es ziemlich frisch. deshalb suchen wir uns nach der besteigung des aussichtspunktes ein windstilles plätzchen am strand und vertreiben uns die zeit mit tier- und touristenbeobachtung.
kulinarische genüsse!?
ceviche gilt als das nationalgericht der peruaner. da nun paracas unsere letzte station an der küste ist, denke ich ist es ein muss, das fischgericht hier zu probieren. ceviche wird kalt serviert und besteht hauptsächlich aus rohem fisch, eingelegt in limettensaft. stefan ist nicht wirklich überzeugt und ehrlich gesagt überrede ich ihn ein bisschen von wegen ‚offen sein für neues und/oder man muss auch mal was landestypisches probieren‘. das restaurant, welches wir uns ausgesucht haben, sieht ein bisschen wild aus. im netz haben wir gelesen, der chef ist künstler und koch. überall im restaurant sind seine bunten bilder verteilt. im raum nebenan stehen staffelei und unfertige werke. ein teil seiner bilder gefallen uns ganz gut. hoffen wir mal, dass er auch kochen kann. ceviche ist auf jeden fall eines der teuersten gerichte auf der karte.
doch lieber ratatouille?
während wir warten lasse ich immer wieder den blick durch den raum schweifen und plötzlich sehe ich einen schatten über den boden huschen. einbildung? leider nicht. denn kurz darauf marschiert das kleine, fellige wesen die glatte wand hinauf. sch… stefan sieht meinen entsetzten gesichtsausdruck und fragt, was los ist. verschweigen oder erzählen? ich erzähle und zeige ihm die kleine ratte, die oben an der decke auf einem balken sitzt. hüstel. ja, was tun? gibts halt mal. haben wir in indien ständig gesehen. also augen zu und durch. dann kommt unser essen. der teller sieht gut aus. schön angerichtet. zum fisch, dick garniert mit zwiebeln, gibt es süßkartoffeln und getrockneten mais. leider ist schon der erste biss eine katastrophe. der fisch schmeckt viel zu sauer. wir schauen uns beide nur an und ich glaube stefan verflucht mich kurz innerlich. mit recht. es schmeckt uns beiden überhaupt nicht und wir zwängen das gericht in uns hinein. zu allem übel müssen wir auch noch zukucken, wie am nebentisch ein leckeres lomo saltado serviert wird. so ein mist. aber hey, wir haben es probiert. und eins ist sicher. wir werden es nicht noch ein zweites mal probieren. dafür gibt es zu viele andere leckere sachen, die noch von uns gegessen werden wollen.