unfassbar, wie schnell die zeit vergeht. wir sind tatsächlich schon auf dem weg zu unserem letzten ziel in peru: cusco – die heilige stadt der inka, mitten im andenhochland. einst war die stadt das zentrum des gesamten inka-imperiums. kein wunder gab man ihr den quechua-namen ‚qusqu‘, ’nabel der welt‘. heute treffen sich hier unmengen von touristen, denn cusco ist der ausgangspunkt für das glanzlicht jeder peru-reise: der besuch der gut erhaltenen inka-stadt machu picchu!
business-class
die letzte busfahrt absolvieren wir quasi in der business-class. das bisher beste fortbewegungsmittel in peru. nur drei sitze pro reihe und nicht teurer als andere unternehmen, ist der bus dennoch nur spärlich besetzt. was uns natürlich nicht stört. die luft ist immer noch dünn und die straßen sind teilweise ziemlich holprig, was dem einen oder anderen dann doch zu schaffen macht. die landschaft indes wird immer schöner. häuser, schafe und rinder ziehen am busfenster vorbei. wir beobachten viehhirten in der weiten ebene und werfen im vorbeifahren sogar einen kurzen blick auf einen viehmarkt im dorf. später tauchen majestätisch die ersten schneebedeckten anden am horizont auf. meist erstrahlt die landschaft in warmen gold- und brauntönen. vor den schachbrettartig angelegten feldern sitzen einheimische am straßenrand und warten auf den bus oder die collectivos, die die menschen von dorf zu dorf transportieren. die berge werden insgesamt felsiger und unten gibts sogar grüne bäume. wie haben wir sie vermisst in der kargen küstenlandschaft von peru. die schwarzwälder in uns… neben uns windet sich der fluss ‚urubamba‘ die straße entlang.
typisch deutsch?
in cusco wohnen wir nicht ganz so zentral, aber die bewertungen für unsere unterkunft klangen so gut, dass wir das in kauf nehmen. coco, der besitzer, legt viel wert darauf, dass man sich wie zuhause fühlt. er selbst richtet uns morgens das frühstück und meist ergibt sich dabei auch das ein oder andere gespräch. schmunzelnd erzählt er uns, dass die deutschen oft hier ankommen und nach großen abenteuern streben. und dann stehen sie morgens vor ihm, in neu gekauften, glänzenden wanderschuhen und mit einer riesenportion selbstüberschätzung. nicht wenige sind am ende an der höhenkrankheit gescheitert. aber er hat auch zu anderen nationalitäten ein paar anekdötchen auf lager. eigentlich ist er rechtsanwalt und stammt aus einer gut situierten familie in lima. irgendwann hatte er aber keine lust mehr auf das feudale dasein, wo sich vieles um geld und beziehungen drehte, und so hat er sich in cusco ein neues leben eingerichtet. hier lebt er nun mit seiner frau und seinen zwei töchtern in dem alten haus, das sein grossvater und vater 1935 gebaut haben, und kümmert sich mit leidenschaft um das wohl seiner gäste.
den puls der stadt fühlen
wie immer spazieren wir zu allererst zum ‚plaza de armas‘. für mich gibt es in den städten südamerikas keinen besseren platz, um einen ersten eindruck zu bekommen. bisher waren eigentlich alle, mit denen wir geredet haben, sehr angetan von cusco. am nabel der stadt angekommen, fühlen wir uns im ersten moment ein bisschen wie im europa-park (anmerkung: ein toller freizeitpark in süddeutschland). auf den ersten blick sehen wir ausschließlich touristen und alles wirkt ein bisschen inszeniert. die einheimischen muss man ein bisschen suchen.
verstecktes finden
eingerahmt von der kathedrale, der kirche ‚la iglesia de la compañía de jesús‘ und schönen arkadengängen erschließt sich aber auch uns auf den zweiten blick der charme. zweifelsfrei ist in cusco, zumindest am und im näheren umkreis um den ‚plaza de armas‘, alles auf den tourismus ausgelegt. unzählige souvenirgeschäfte, restaurants, cafes und reisebüros werben um die gunst der besucher. aber auch hier gehen viele kleine strässchen und gässchen ab, die es absolut wert sind, erkundet zu werden.
erste bekanntschaften
in einer bäckerei erstehen wir ein paar köstliche apfeltaschen und machen es uns mitten im getümmel auf einer bank bequem. im einklang mit dem sonnenuntergang und in gesellschaft des inka-herrschers ‚pachacutec‘, der die stadt einst entwarf und nun stolz auf seinem brunnen thront, knabbern wir unsere süßen stückchen, und verneinen ein ums andere mal die im vorbeilaufen präsentierten angebote, glänzende schmuckstücke oder süßkram aller art zu kaufen. so lange bis eine peruanische, schöne, junge frau auf uns zukommt und uns sympathisch anlacht. sie wedelt mit den hier typischen lama-anhänger vor unserer nase und meint, die wären heute im angebot. nur weil wir so nett ausschauen, gibts die heute zum sonderpreis für 1000 dollar. margo, die junge frau ist so charmant, dass wir ihr prompt zwei tierchen abkaufen. als junge studentin verdient sie sich mit dem verkauf von souvenirs ein bisschen was dazu.
interessengemeinschaft
auf der treppe der kathedrale beobachten wir eine zauberhafte szene. einer der auch hier zahlreich vertretenen straßenhunde platziert sich knapp einen meter neben einem obdachlos aussehenden mann, und fixiert anhaltend dessen essen. zuerst unbeeindruckt kann er irgendwann doch nicht anders, und legt dem hund ein stückchen seines essens auf die treppe. der hund wirkt kurz verlegen, schaut desinteresse heuchelnd in die andere richtung, wartet einen moment und bewegt sich dann vorsichtig zu dem happen. das ganze wiederholt sich noch ein zweimal. bestimmt hat der mann selbst nicht viel, aber teilt dennoch mit dem felligen teilzeitfreund.
neuer nebenerwerb?
wir haben uns angewöhnt, snacks wie schokoriegel und kaugummi immer an den kleinen ständen bei den meist älteren menschen auf der straße zu kaufen. so auch an diesem abend. als uns eine frau mit einer kiste schokoriegel anspricht, wollen wir zwei kaufen. allerdings gestaltet es sich mit dem wechselgeld schwierig. wir haben nur einen 20 soles schein. um die sache zu vereinfachen, nehmen wir am ende fünf. so lange die frau nach wechselgeld kramt, nehme ich ihr die kiste ab und warte. lustigerweise sieht das für einige passanten wohl so aus, als würde ich die riegel verkaufen und sie schauen uns ziemlich verwundert an.
keck und putzig
neben der schokoriegelfrau steht schon die ganze zeit eine weitere alte frau die uns beobachtet, und ebenfalls süßkram in ihrer tasche hat. eigentlich dachte ich, die beiden gehören zusammen. aber als die schokoriegel-verkäuferin schon ihres weges geht, steht die süsse alte immer noch vor uns, lacht uns mit einem zahn im mund fröhlich an und deutet auf ihre tasche. ja klar. für zwei soles kaufen wir auch ihr etwas ab. sie freut sich, lacht noch mehr und deutet dann auf unsere schokoriegel, die ich noch immer in der hand halte. mir ist sofort klar, was sie meint. herzlich lachend strecke ich ihr einen der schokoriegel entgegen. sie kichert und lacht und freut sich wie bolle. alle drei fischen wir uns nicht mehr ab der lustigen situation und die passanten, die vorbei laufen, sind wieder völlig irritiert, was hier passiert. sie bedankt sich herzlich und wünscht uns einen schönen abend. weil ich sie so süß finde und die begegnung so herzlich und berührend war, frage ich sie, ob ich ein foto machen darf. ich darf. es ist die frau mit der machu picchu mütze im slider. danach berühre ich sie am arm, wünsche ihr ebenfalls alles gute und mit einem fetten grinsen im gesicht gehen wir drei unseres weges. eine zauberhafte kleine episode.
straßencocktail am abend
und noch nicht die letzte dieses abends. es ist aber auch zu spannend auf den straßen mit den ganzen ständen, menschen und begebenheiten. so viel zu entdecken immer. schon in arequipa hat einer der straßenstände mit den vielen flaschen mein interesse geweckt. und die neugier ist noch nicht gestillt. ich beobachte erst noch einmal, wie die flaschen nacheinander aus ihrer halterung genommen werden und die flüssigkeit in das glas oder den becher zum mitnehmen gelangt. ein bisschen hiervon, etwas davon. bei der flasche mit dem krass grünen inhalt wird noch mal nachgefragt. nicht alle kunden wollen etwas davon haben. dann wird der rest des glases mit einer flüssigkeit aus dem topf aufgefüllt und das ganze noch mal hin- und hergemixt, damit sich das gut vermischt. hm?
emoliente = weichmacher
eine frau die ebenfalls neben dem stand steht, beobachtet mich schon eine weile grinsend und ich frage sie, ob sie englisch spricht. nicht so wirklich. aber sie erklärt uns, dass die grundlage gerstensaft ist, der mit verschiedenen extrakten aus heilpflanzen gemischt wird. alles ist allem ist das getränk namens ‚emoliente‘ auf jeden fall gut für den bauch und die verdauung. das ist ja nie verkehrt, deshalb bestellen wir uns ein glas und kosten. wir kriegen ein bisschen was aus allen flaschen, nur das grasgrüne zeug lässt die verkäuferin weg. ist vielleicht nichts für zarte weichei-touristen-mägen ;-)? schmecken tut es sehr lecker. fast schon süffig. ratzfatz ist das glas geleert.
doch zu weich?
ob dass die magen-darm-probleme von stefan am nächsten tag herauf beschworen hat? man weiß es nicht. auf jeden fall liegt er flach. unfähig sich außerhalb des zimmers zu bewegen. und ohne appetit. es ist ernst. zwischendurch mache ich mich mal kurz vom acker, gehe etwas essen und einkaufen. ein süppchen für stefan, aber nicht mal darauf hat er appetit. er schläft den ganzen tag. das timing ist mal wieder denkbar schlecht. schon in arequipa mussten wir ja den ausflug in den colca-canyon absagen, weil ich das gleiche problem hatte. das tat schon weh, war aber nicht ganz so schlimm. aber jetzt steht machu picchu an. stefans reisehighlight. mist! die reiseapotheke kommt mal wieder zum einsatz und macht ihn insoweit fit, dass wir am nächsten tag wieder die stadt erkunden können.
masaje? oder auch drei?
optisch erinnert uns cusco sehr an quito. auch hier sind die vielen hügel hinter dem plaza übersät mit zahlreichen häusern. hochhäuser gibt es keine. allein das verleiht einer stadt meist schon ein besonderes flair. sitzt man abends auf der treppe vor der kathedrale scheint es, als würde die stadt drumherum von lichterketten illuminiert. das hat was! sobald man allerdings den ersten fuss auf den plaza setzt, geht der spießrutenlauf los. „madam massage?“ „almuerzo?“ „souvenirs?“ „masaje?“ „machu picchu?“ „rainbow mountains?“ „wirklich keine masaje?“ eine der schmuckfrauen spricht uns ungelogen an einem nachmittag fünf mal an. sie scheint sich gesichter nicht gut merken zu können. oder ist es doch nur ein trick und sie ist einfach nur hartnäckig? quasi eine ermüdungstaktik? bis man ihr das ganze behangene brett abkauft? wir lehnen allerdings anhaltend freundlich dankend ab. aber die idee eines t-shirts kommt uns mal wieder in den sinn: „no! muchas gracias!“
museumsbesuche
jede stadt hat natürlich auch immer unzählige museen im angebot. da das wetter immer großartig ist, halten wir uns meist am liebsten draußen auf und streifen durch die gassen. aber es gibt auch ausnahmen wie heute. in cusco kann man verschiedene kombi-tickets kaufen. wir entscheiden uns für ein kleines für 30 soles. enthalten sind die ‚kathedrale‘ (in der mehr oder weniger drei kirchen vereint sind), das ‚archiepiscopal museum‘, die ‚iglesia de san blas‘ und die ‚iglesia de san cristobal‘. als wir in die kathedrale eintreten, werden wir gleich angesprochen, ob wir eine geführte tour wollen. im reiseführer habe ich allerdings gelesen, dass es kostenlose audioguides auf deutsch gibt. das ist uns lieber, da wir uns so frei bewegen können. die geräte gibt es jedoch nur auf nachfrage. das fotografieren ist leider verboten.
ein kirchenmuseum
die kathedrale ist riesig! der ganze komplex ist 4.000 quadratmeter groß. in der kirche gibt es noch einmal 11 kapellen und alles ist vollgestopft mit gemälden, puppen von heiligen (die stefan ziemlich gruselig findet), gold- und silberschmiede-arbeiten, schnitzereien, etc. sie gleicht tatsächlich mehr einem museum als einer kirche. die schönste der welt, erklärt unser audioguide. das kann ich jetzt so nicht bestätigen. persönliche meinung. aber tatsächlich gibt es einige wirklich sehenswerte kunstwerke. die meisten davon wurden von künstlern aus cusco bzw. dem andengebiet geschaffen.
darfs ein meerschwein sein?
so hat sich zum beispiel der quechua-künstler marcos zapata etwas besonderes einfallen lassen, um die verbindung zu den einheimischen herzustellen und deren katholischen glauben zu festigen. beim gemälde des ‚letzten abendmahls‘ findet sich auf dem teller tatsächlich ein gebrutzeltes meerschwein und daneben diverse papaya-früchte. diese wurden während der inkazeit zu jedem mahl zu besonderen anlässen gereicht.
spiegel der seele
im ersten kirchenschiff wurden ganz viele spiegel verarbeitet. neben glanz und helligkeit sollen sie die verbindung mit dem sonnengott inti herstellen. blickt man in den spiegel, blickt man in sein innerstes – das spiegelbild gibt die seele wieder. ein wahrlich umwerfendes meisterwerk der schnitzkunst ist der mitten in der kirche platzierte, imposante chor aus zedernholz, der zudem 42 heilige aus aller welt zeigt, sowie der dazugehörige gigantische, drehbare notenständer.
der heilige im kopfstand
kennt ihr den heiligen antonius von padua? ich kenne den von meiner omi. wenn ich vor ein paar jahren etwas verloren oder verlegt hatte, hat meine omi immer gesagt, ich soll zum heiligen antonius beten. und glaubt es oder nicht, meist hat es geholfen und das gesuchte ist wieder aufgetaucht. über unsere kopfhörer lauschen wir heute auch dieser legende. antonius – zuständig für verlorene dinge und heiratsvermittler. die anleitung lautet hier folgendermaßen: eine statue des heiligen antonius kaufen, diese segnen lassen und dann zuhause kopfüber aufstellen. richtig gehört. immer freitags wird die statue als erinnerung an die bitte umgedreht. klingt kurios, aber wenns hilft.
zurück ins sonnenlicht
nach den vielfältigen eindrücken in der kathedrale schlendern wir durch die gepflasterten gässchen immer den berg hinauf, richtung des künstlerviertels ’sant blas‘. kurz abgelenkt von einer tasse kaffee und einem leckeren apfeltörtchen. neben uns lässt sich ein älterer herr nieder. kariertes hemd, trekking-hose und -schuhe, grauer vollbart. wenn dass nicht ein landsmann ist? und prompt. als wir bezahlen und uns auf deutsch unterhalten spricht er uns an. er reist in einer gruppe durch peru, hat den machu picchu bereits hinter sich und ist begeistert. man sieht sich, tauscht sich aus und verlässt sich wieder. kleine, nette begegnungen.
meckernde ziegen und menschen
am ‚plazoleta san blas‘ angekommen treffen wir wieder auf ein paar frauen mit süßen zicklein und sogar einem baby-alpaka. natürlich ein beliebtes fotomotiv. und natürlich für geld. einen festen betrag gibt es meist nicht. man gibt, was man fair findet. viele sind zufrieden, andere sind es nicht und meckern beleidigt vor sich hin, anstatt zu sagen, was sie sich vorstellen. als wir die alte kirche betreten, sind wir ganz allein. auch diese ist, wie viele der alten kirchen, aus lehm auf das fundament eines alten inka-tempels gebaut. hier und da bröckelt der putz von den wänden, teilweise hängt alles ein bisschen schief und bei einem der riesigen gemälde steht der rahmen dekorativ unter dem bild. aber ich mag das alte gemäuer. durch einen schmalen treppenaufgang kann man sogar auf den glockenturm steigen und hat von oben einen tollen blick über den platz, auf dem sonntags ein kleiner markt stattfindet. an einem der stände entdecke ich später eine frau beim weben und ich frage, ob ich ein foto machen darf. verlegen schüttelt sie den kopf. auch als ich ihr ein armband abkaufe, lässt sie sich nicht überreden. schade. später in den gassen ergibt sich allerdings noch mal eine gelegenheit.
wer zu spät kommt
etwas zu spät erreichen wir die ruine der inka-festung ’sacsayhuamán‘ oben auf dem hügel über cusco. die kasse wird gerade geschlossen. „wenigstens hatten wir einen trainingslauf den berg hoch“, witzelt stefan im hinblick auf unseren machu picchu besuch. wir atmen kurz durch, fahren den puls wieder runter, lassen den blick über die stadt und die sanften hügel dahinter schweifen und machen uns dann auf den rückweg. morgen steht unser ausflug ins heilige tal und gen machu picchu bevor. dafür gibts allerdings einen extra beitrag.
die tage nach machu picchu
an den tagen nach machu picchu erkunden wir weiter die stadt, da wir noch lange nicht alles von cusco gesehen haben. coco, unser host, hat uns den tipp für den markt ‚wanchaq‘ gegeben. im nicht ganz so bekannten ‚centro artesanal cusco‘ gibt es unzählige stände mit souvenirs, tollen, gewebten taschen, schals und decken. wenn man doch nur mehr platz hätte. oder ein containerschiff nach deutschland. die preise sind super und wir erstehen ein paar coole, kleine souvenirs sowie ein t-shirt und einen kuscheligen schal aus alpaka-wolle. den sonnentempel schauen wir uns nur von außen an. irgendwie zieht es uns nicht hinein.
stiller besuch
schon vor jahren in argentinien war ich fasziniert vom friedhof in buenos aires. dort sind es die riesigen mausoleen und figuren, die dem friedhof etwas mystisches verleihen. über den ‚cementerio general de almudena‘ in cusco habe ich gelesen, dass die angehörigen die gräber der verstorbenen auf eine andere art liebevoll verzieren und schmücken. anders als bei uns, werden die verstorbenen nicht unter der erde begraben, sondern in großen fächern bestattet. die „normalen“ gräber haben vorne kleine nischen, wo name und daten der toten vermerkt sind. je nach finanzieller situation oder geschmack befindet sich ein abschließbares törchen vor der nische oder sie sind offen.
geschichten ohne stimme erzählt
es sind genau diese abteile, die die kleinen geschichten über die verstorbenen erzählen. sehr berührend, was in den nischen steht. die sonne scheint und unter blauem himmel laufe ich durch die unendlichen reihen. entfernt nehme ich hundegebell und gedämpfte stimmen wahr. kurz lausche ich dem gurren der tauben und dann tauche ich ein, in die geschichten. neben alten schwarzweiß-porträt-bildern oder auch scheinbar aktuellen, lebensfrohen bildern von jungen menschen die wohl mitten aus dem leben gerissen wurden, stehen echte und künstliche blumen, das lieblingsgetränk in form von bierflaschen und inca-kola-flaschen in miniaturformat, schneekugeln, engel, elfen und madonnen. neben dem bild eines kleinen jungen tummeln sich hühner aus keramik. bei einem anderen kind finden sich schlümpfe, action-figuren und spielautos. in einem der gräber ist gar ein miniatur-gemüsestand zu sehen, den die verstorbene wohl mit leidenschaft geführt hat. hier und da sitzen omas und opas aus keramik auf dem sofa und hündchen aus porzellan schauen niedlich drein. alles ist so liebevoll und persönlich und oft auch herzzerreißend. man erfährt so viel über die menschen. über ihre hobbies, was sie mochten, was sie ausmachte. der neueste trend sind wahrlich solarfiguren in form von bärchen und blümchen, die hinter den fenstern munter in der sonne wippen. wenn es ganz ruhig ist, hört man die monotonen geräusche der bewegung. klack, klack, klack. überall stehen blumentöpfe und pflanzen ranken über die wege. ein wahnsinnig schöner und ruhiger ort, wenn man keine angst hat, sich mit dem sterben und dem tod auseinander zu setzen. ‚am ende bezahlen wir alle mit dem leben‘ – keine ahnung, wo ich das mal gelesen habe.
zurück im alltag
nach den ruhigen begegnungen auf dem friedhof stürzen wir uns gegensätzlich und wieder gemeinsam ins pralle leben. mit einem besuch auf dem markt ’san pedro‘. an einem der essensstände lassen wir uns nieder und sind erschlagen von der riesigen portion, die uns die kochenden frauen servieren. definitiv nicht zu schaffen. vor dem markt auf den gehwegen geht das bunte treiben direkt weiter. alles aus strick, bürsten, obst, blumen und sogar meerschweinchen kommen hier an den mann. im vorbeilaufen fällt mir in einem mini-laden, kaum einen meter breit, ein fluffiges empanada-etwas ins auge. hm? das schaut doch aus wie die köstlichkeit in cuenca. wir fragen nach. tatsächlich ist die teigtasche mit käse gefüllt.
hereinspaziert!
ein freundlicher herr winkt uns direkt neben sich auf zwei kleine hocker. eigentlich wollten wir das teilchen mitnehmen, aber warum nicht. ohne weiter nachzufragen hat uns der mann auch schon zwei getränke bestellt, die seiner meinung nach dazu gehören. chicha morada. nach dem motto: kennt ihr noch nicht? müsst ihr probieren. tatsächlich fehlt das noch auf unserer liste. das getränk ist dickflüssig, warm und wird traditionell aus lila mais (purpur-mais) hergestellt. yummy! ist das lecker. obwohl wir unserem sitznachbarn mitgeteilt haben, dass unser spanisch sehr spärlich ist, redet er munter auf uns ein. tatsächlich können wir einiges aus seinem monolog herausziehen. dass er früher ingenieur war, auch eine zeitlang in deutschland, dass er nun mehr oder weniger hier und da als volontär arbeitet und seinen lebenswandel komplett geändert hat. er ernährt sich nur noch vegetarisch, trinkt keinen alkohol und es ging ihm noch nie so gut. er ist nett und sympathisch und hat wohl irgendwie redebedarf ; ). das foto ist zwar qualitativ nicht so toll, aber der laden war so kuschelig und die begegnung so speziell, deshalb darf es in den slider.
haben wir auch nichts vergessen?
etwas unüblich machen wir die ‚free walking tour‘, eine kostenlose stadtführung, am letzten tag in cusco. in einer gruppe von sieben leuten ziehen wir zu fuss los. zwei französinnen, eine engländerin, außer uns noch ein deutscher und marco, unser guide. früher war er fremdenführer am machu picchu, bis nach sechs jahren vom täglichen auf und ab seine knie schmerzten. daraufhin hat er die free walking tour in cusco initiiert, die mittlerweile viele nachahmer gefunden hat. man spürt seine begeisterung für cusco und die inka, wenn er über die historischen bauwerke erzählt. die stadt cusco hat, wie der lake titicaca, die form eines pumas. kondor, puma und schlange begegnen einem immer wieder in peru. das andenkreuz zum beispiel, ein gebräuchliches symbol der inka, beinhaltet in kurzform das komplette leben der inka sowie auch die drei tierischen repräsentanten: der kondor steht für die götterwelt und gerechtigkeit, der puma steht für die welt der menschen und für stärke, die schlange steht für die unterwelt und für weisheit.
mal kurz in die vergangenheit entführt
durch ein steinernes tor erreichen wir einen innenhof, wo uns ein mann im traditionellen inka-outfit erwartet. mit voller hingabe entlockt er verschiedenen instrumenten beruhigende, tiefe töne und imitiert mit einer großen feder eindrücklich den festen flügelschlag eines kondors. mir gefällt das und ich könnte noch ein weilchen zuhören. die meisten plätze die wir anlaufen, haben wir zwar mittlerweile schon gesehen, aber marco liefert uns noch ein paar neue anhaltspunkte. wir zum beispiel haben das relief der schlange auf der mauer nicht entdeckt. auch er ist natürlich begeistert über die fugenlose bautechnik und die kerzengeraden kanten der riesigen steine, die damals verbaut wurden. wie kann das sein? gab es vielleicht doch eine art laser? und warum sind unten in den mauern kleine steine verbaut und die großen oben? natürlich wegen der vielen erdbeben. die kleinen steine fangen erdstöße und bewegung viel besser ab, ohne zu brechen, und die mauer bleibt stehen. hört man es, klingt es ganz logisch.
früher tierfutter – heute superfood
marco erzählt uns über die vielen gemüsesorten, die hier angebaut werden (die 3.000 kartoffelarten hatte ich schon erwähnt) und mit einem schmunzeln, dass das berühmte quinoa, dass mittlerweile berechtigt als superfood gilt, hier früher lediglich den tieren verfüttert wurde. auch über die heilpflanze respektive droge ayahuasca weiß er zu berichten. wie schon oft gelesen warnt auch er davor, die droge im alleingang oder mit fremden menschen einzunehmen, da es zu krassen bewusstseinsveränderungen und visionen kommt. er selbst hat es unter anleitung schon mehrmals probiert und es klingt nicht nach einem lustigen, entspannten trip.
alles in allem haben wir während der tour eine gute zeit. unterwegs kommen wir auch immer mal wieder mit philipp ins gespräch. seine freundin liegt leider mit magen-darm im hotel, deshalb ist er heute alleine unterwegs. es sind doch einige, die mit problemen zu kämpfen haben und und am ende hoffen alle, es irgendwie doch noch zum machu picchu zu schaffen.
feudale unterkunft
im anschluss zücken wir noch einmal unser touristen-ticket und besichtigen den ‚palacio arzobispal‘. fast alleine wandeln wir, begleitet von sakralen gesängen, von raum zu raum und bewundern tolle, alte holzböden, geschnitzte türen und decken im maurischen stil, glitzernde kronleuchter und alte gemälde. wobei, die bewundern wir nicht alle. dafür dann wieder die buntglasfenster in der kleinen kapelle sowie die alte blasebalg-orgel deren tasten aussehen, als würden sie bei der kleinsten berührung zu staub zerfallen. als wir auf einer der bänke im hübschen innenhof mit den bunten fliesen an der wand platz nehmen, schalten die wächter sogar extra für uns den brunnen an.
die kartoffel als ursache (causa)
unsere allerletzte mission in peru ist noch mal eine kulinarische. ‚causa‘, hat uns unser host coco gesagt, sollten wir auf jeden fall noch probieren. und da es von anfang an lecker klingt, lassen wir uns das nicht zweimal sagen. das grundrezept besteht aus gestampften kartoffeln, knoblauch und zitronensaft. als wir abends losgehen, werden wir natürlich wieder von diversen restaurant-anwerbern angesprochen. eine der speisekarten schaue ich mir genauer an, aber das essen ist leider zu teuer. das sage ich der guten frau und sie zückt eine andere karte mit dem tagesmenü. zwei gänge sind frei wählbar, der dritte gang ist ein eis. das ganze zu einem fairen preis und: es gibt causa als vorspeise. glück muss man haben! das essen schmeckt köstlich, der service ist einzigartig und wir haben einen perfekten letzten abend in cusco!
und das heißt, dass unsere zeit in peru schon wieder vorbei ist. der start war tatsächlich etwas schwierig. aber je weiter wir mitten in das land gereist sind, desto mehr konnte uns peru begeistern. mein absoluter lieblingsplatz war definitiv arequipa! eine echte wohlfühlstadt! und natürlich als besonderes erlebnis: machu picchu! der beitrag folgt : ).