ein highlight steht an: borneo und ein paar ganz besondere bewohner. also steigen wir mal wieder in den flieger. zuerst gehts zurück nach kuala lumpur, von dort weiter nach borneo, genauer gesagt nach sandakan. keine sehr schöne stadt liest man, aber die heimat von orang utans und sonnenbären. deshalb wollen wir unbedingt da hin. flug zwei ist etwas verspätet, aber wir fliegen direkt in den sonnenuntergang. traumhaft schön. man schaut aus dem fenster und kann sich regelrecht verlieren. die wolken bauschen sich fluffig unter uns und wir sind allerbester stimmung, als wir abends in sandakan landen. der taxifahrer teilt unsere gute laune und erzählt uns auf der kurzen fahrt ein bisschen was über den ort. und auch die junge frau am hotel-empfang ist super freundlich. auffallend, dass die menschen hier auf borneo wieder viel offener und herzlicher sind.
das hotelzimmer geht so. es riecht nach zigarettenrauch und essen. nicht so fein. tatsächlich ist in asien noch ganz oft das rauchen in öffentlichen gebäuden erlaubt. sehr gewöhnungsbedürftig, vor allem in den hotelzimmern.
fisch zum frühstück
europäisches oder „western“ frühstück gibt es hier nicht, also essen wir nasi lemak, was einheimisches. hier auf borneo besteht es aus reis, in kokosmilch gekocht, einem halben gekochten ei, gurkenscheiben, gerösteten erdnüssen, frittierten anchovis und sambal (chilipaste). klingt komisch, schmeckt aber echt lecker! um 8.30 uhr machen wir uns direkt auf den weg nach sepilok zum ‚orangutan rehabilition center‘. das hotel hat uns ein grab-car organisiert. coole sache. das ganze läuft über eine app. im prinzip fährt dich eine privatperson die ein auto besitzt, in der nähe ist und als fahrer angemeldet ist, zu deinem zielort. wie das mit den preisen läuft, ist mir nicht ganz klar. ob das die person selbst bestimmt oder es vorgaben gibt. aber fakt ist, dass die grab cars mehr als die hälfte weniger kosten als ein taxi. rentiert sich also auf jeden fall.
im netz auf der seite des ’sepilok orangutan rehabiliation center‘ habe ich gelesen, dass es nicht unbedingt gegeben ist, dass man tatsächlich orang-utans in freier wildbahn zu sehen bekommt. da sich die tiere frei bewegen kann es schon mal sein, dass sie ab und an die fütterung sausen lassen, wenn sie selbst genügend nahrung finden. 4.300 hektar regenwald steht den tieren in sepilok zur verfügung. wir sind gespannt.
kleine waisen
im rehabilitation center werden kranke und gerettete tiere wieder für die freie wildbahn fit gemacht. das hauptaugenmerk liegt aber auf den kleinen, dem nachwuchs, der aus verschiedenen gründen seine mutter verloren hat. üblicherweise lebt ein orang-utan-junges bis zum 6. oder 7. lebensjahr bei seiner mutter und lernt von ihr alles, um ein leben in der wildnis führen zu können. klettern, nestbau, nahrungssuche. die kleinen im rehabilitation center lernen das von den menschen. sie werden in der nursery station (kindergarten) wie kleine babys bzw. kinder rund um die uhr betreut. draußen gibt es seile, an denen sie das klettern üben und plattformen, auf denen sie tollen können. der orang-utan lebt eigentlich nur in den bäumen, hält sich selten auf dem boden auf. umso schlimmer ist der verlust des lebensraumes, die abholzung des regenwaldes. der borneo orang-utan zählt zu den bedrohten arten.
im etwas anderen kindergarten
für die besucher sind holzstege angelegt, die durch den dschungel zum kindergarten und zur fütterungsplattform führen. umgeben von grünpflanzen in allen variationen und gewaltigen baumriesen bewegt man sich frei und alleine und kann es kaum glauben, dass quasi jederzeit ein menschenaffe über den weg schwingen könnte. wir landen zuerst im kindergarten und beobachten die kleinen hinter einer glasscheibe sitzend. frische bananen werden auf der plattform platziert und sogleich sammelt sich ein kleines grüppchen und verputzt genüsslich die gelben früchte. ein kleiner vorrat in den mund und per radschlag am seil die seite gewechselt. erstaunlich wie locker und leicht sie die seile entlang gleiten, ein bisschen eigengewicht gibt es ja doch. aber das scheint kein thema zu sein. zwei arme und beine am seil, dazwischen baumelt der körper. yoga vom feinsten. ein paar der kleinen agieren in der gruppe, ein anderer hängt weit abseits in einer ecke und beobachtet unbeeindruckt und fast schon gelangweilt, was seine kollegen da treiben. die dna eines orang-utans ist übrigens zu 96,4 % mit der des menschen identisch. beim zuschauen findet man doch einige parallelen zum menschenkind. auch das bockig sein. die besuchszeit ist vorbei und die kleinen werden von den mitarbeitern ins haus geführt. einer der rabauken weigert sich strikt und denkt nicht daran, seinen spielplatz zu verlassen. egal, was die junge frau versucht, sie scheitert, und zieht irgendwann ohne das kleine fellbündel von dannen. einer der kleinen macht zum abschluss noch einen purzelbaum, bevor er aus unserem sichtfeld verschwindet. so süß!
mittendrin statt nur dabei
an der fütterungsplattform für die „großen“ ist noch nichts los. auf den bänken sitzen nur drei mitarbeiter, die sich köstlich amüsieren. als wir näher kommen sehen wir worüber. drei der größeren orang-utans tummeln sich auf dem dach und machen schabernack. necken sich, klettern in den baum, fallen aus zu dünnen ästen zurück auf das dach und haben spaß. sie scheinen auf den einen wärter zu hören. er ruft sie, und sie kommen an den rand des dachs und schauen zu uns. woohoooo, wie geil ist das denn? da sind sie. einfach so. nicht wie im zoo hinter zäunen oder glasscheiben, sondern direkt vor uns. in freier wildbahn. ich dreh durch und bin total fasziniert. mittlerweile sammeln sich immer mehr menschen vor der plattform, wo es gleich futter gibt. die drei auf dem dach wurden noch nicht von allen entdeckt. bis ich auf die bank steige, um bilder zu machen. stefan lacht sich kaputt als plötzlich alle um mich herum ebenfalls auf der bank stehen: „da hast du was angefangen!“. aber deshalb sind wir ja da, um die hochinteressanten tiere zu sehen. die wärter nehmen es gelassen und die affen sowieso.
die fütterung an sich ist eher belanglos. viel spannender ist das drumherum. das klettern und fortbewegen, das agieren miteinander und das gegenseitige beobachten. man merkt, dass die tiere menschen gewohnt sind. sie lassen sich nicht wirklich stören. die meisten besucher sind schon wieder weg und stefan und ich bleiben noch ein weilchen sitzen. einer der orang-utans kraxelt einen baum nach oben und wir entdecken ein nest, in das er sich zurückzieht. tatsächlich bauen sich die menschenaffen so gut wie jeden tag ein neues nest aus blättern. selten wird das gleiche benutzt. er scheint sich noch etwas still zu beschäftigen. man sieht immer mal wieder eine hand herausragen, die mit einem blatt spielt und irgendwann ist ruhe. auch diese szene erinnert mich irgendwie an ein kleines kind in seinem bettchen. mittagsschläfchen. also die affen. nicht wir. für uns wird es zeit, zu den sonnenbären zu wechseln. wir haben grade unseren rucksack aus dem schließfach genommen als wir plötzlich einen der orang-utans direkt vor uns entdecken. er hat sich einen becher aus dem müll gefischt und schwingt sich einmal frech direkt an uns vorbei, um dann balancierend auf dem balkongeländer hinter dem haus zu verschwinden. neugieriges kerlchen.
die kleinsten bären der welt
die bornean sun bears, die kleinsten bären der welt, warten auf der anderen seite des geländes auf uns. was sind die tiere putzig. sie sind klein, sehen kuschelig aus und fressen am liebsten honig, früchte und termiten. auch hier sind wir wieder auf stegen und plattformen unterwegs. die gehege am boden sind umzäunt. überraschenderweise sind die malaienbären, wie sie noch genannt werden, geübte kletterer und bauen sich nester in den bäumen bzw. hängen einfach mal ein ründchen auf nem ast ab. verschiedene stellungswechsel inklusive (siehe fotos). cool ist, dass einige der mitarbeiter mit großen teleskopen zur verfügung stehen um die tiere, die weiter entfernt sind, besser sehen und beobachten zu können. außerdem werden alle fragen beantwortet.
jedes tier hat sein eigenes, unverkennbares merkmal: ein heller, meist u-förmiger fleck auf der brust. die niedlichen bären zählen zu den gefährdeten arten. auch der lebensraum des malaienbären ist durch die massive regenwaldzerstörung bedroht. außerdem werden die süßen bären von wilderern gejagt um ihnen organe zu entnehmen. die traditionelle chinesische medizin (tcm) und andere traditionelle asiatische heilkunden versprechen sich von der gallenblase des malaienbären heilmittel gegen kopfschmerzen, magengeschwüre und andere gesundheitliche beschwerden. in einigen regionen werden sie zudem als haustiere gehalten.
einer der scheißer hat sich in einem hohlen baum versteckt und ist wahrscheinlich auf der jagd nach termiten, als die mitarbeiter am zaun entlang gehen und frische früchte und gemüse im gehege verteilen. der lustige bär hat ein bisschen probleme schnell aus seinem versteck raus- und an die köstlichkeiten ranzukommen. er zieht und zerrt an seinem körper. es hakt hier und da, aber er schafft es und macht sich grunzend (!) über das leckere futter her. man könnte ewig zuschauen, aber irgendwann reißen wir uns doch los und machen uns auf den weg richtung ausgang.
mein borneo-moment
und da sitzt er dann, ziemlich direkt am weg, in einem baum, umgeben von lindgrünen blättern, mit tieftraurigen augen. ein orang-utan. er blickt direkt auf mich herab. ganz ruhig und entspannt. ich erschrecke mich kurz ein bisschen, weil er so nah ist und ein starkes tier. aber er schaut mir tief in die augen und rührt sich nicht. wir beobachten uns ein weilchen, halten inne, bis er sich abwendet und gedankenverloren mit einem blatt spielt und den blick in die ferne schweifen lässt. ein berührender moment und irgendwie traurig, wegen seines blickes. aber die tiere haben hier ein tolles leben in einem natürlichen lebensraum und sie werden gut versorgt. ich verabschiede mich und wünsche ihm ein langes und gesundes leben.
man kann übrigens sowohl ein orang-utan-baby als auch ein sunbear adoptieren:
https://www.orangutan-appeal.org.uk/adopt
http://www.bsbcc.org.my/adopt.html
wilde flora
die wärme und schwüle setzen uns wie immer zu. aber da wir den bus verpasst haben, das taxi zu teuer ist, und wir noch zeit haben, gehen wir die 1,5 kilometer zu fuss zum ‚rainforest discovery center‘ und durchstreifen dort noch ein bisschen die wilde flora. auf dem teilweise leicht rostigen baumkronenweg begegnen uns gewaltige, hohe bäume, riesige palmen und pflanzen mit enorm großen blättern. da wir so spät dran sind, ist nichts los. außer uns streift nur noch ein weiteres pärchen übers gelände und macht uns auf das hübsche vogelpärchen (diard’s trogon) aufmerksam. eine kleine schildkröte mit verletztem panzer ist ansonsten das einzige „wilde“ tier, das wir entdecken.
am ausgang stehen wir wieder vor dem problem, dass es kein taxi gibt. zur hauptstraße ist es ein ganzes stück zu fuss und wir sind ziemlich müde. also frage ich einen mann vor seinem haus, ob er uns vielleicht ein taxi rufen kann? zuerst etwas erstaunt über meine bitte hängt er sich ans telefon und kurz darauf kommt ein mann mit seinem kleinen, nach zigaretten-rauch riechenden auto, angefahren. man kennt sich. also unser retter am telefon und er. scheint ein bekannter von ihm zu sein, der sich so ein paar ringgit verdienen kann. uns soll das recht sein, hauptsache, wir kommen nach hause ; )
die bewohner reißen es raus
da wir am vortag mehr programm geschafft haben als erwartet, fahren wir am nächsten tag mit dem local bus ca. 14 km nach sandakan in die innenstadt. es bestätigt sich: wirklich keine schöne stadt. ziemlich heruntergekommen und abgeratzt. im reiseführer steht sogar, dass irgendwo am rande der stadt ein komplett neues stadtzentrum aufgebaut wird. aber auch hier sind die menschen ausgesprochen freundlich und offen. wir schlendern ein bisschen über den markt, probieren und kaufen eine litschi-sorte genannt rambutan, und landen in der riesigen markthalle für obst und gemüse sowie fisch. wir schauen und staunen und überall wird uns freundlich zugenickt. es scheint, als verirren sich nicht viele touristen in den ort. die meisten kommen wirklich nur, um die tiere in sepilok zu besuchen. ein kleines fleckchen gibt es, das ganz nett ist. direkt hinter dem schriftzug „i love sandakan“ lassen wir uns am wasser nieder und schnabulieren unsere litschis, bevor wir mit dem bus, den fahrtwind im gesicht, direkt in den sonnenuntergang fahren. borneo, du gefällst mir!
Oh,wow, Wahnsinn. Hammer, was ihr Lieben sehe und erleben dürft. So toll, wie ihr eure Reise gestaltet.
Von deinem Blickwechsel mit dem Orang Utan zu lesen, hat mir eine Gänsehaut beschert . Diese Tiere berühren tief.
Liebst umarmt, Alice
hey alice. es ist wirklich unglaublich. so viele tolle momente und man möchte sie alle
konservieren. nicht mehr lange und deine reise ins wunderschöne nepal beginnt!
du zählst bestimmt schon die tage…
fühl dich herzlich gedrückt!