viel zu schnell verlassen wir mit dem speedboot das paradies koh rong wieder und landen in einem anderen hafen als gedacht. ein pickup mit bänken auf der ladefläche transportiert uns zur busstation, wo wir von extrem schlecht gelaunten und gelangweilten mitarbeiterinnen empfangen werden. obwohl, empfangen ist nicht das richtige wort. wir mussten sie leider stören. ob sie von der hitze so genervt sind oder ob es eine lebenseinstellung ist, können wir auf die schnelle nicht festmachen. bis zur abfahrt dauert es noch einen moment und wir müssen ein bisschen zeit totschlagen. also streunern wir durch die straßen und landen in einer kneipe, wo wir allerdings, unter dem ventilator hockend, nur was trinken. ich mag solche plätze irgendwie. ein bisschen schäbig, aber sie strahlen so viel persönlichkeit aus. die wanddekoration mit bildern in poesie-album-manier ist der knaller. im fernsehen laufen auch hier dramatische bollywood-schinken und die kinder starren während des essen gebannt auf den schirm. ich auch. mit etwas obst im gepäck landen wir wieder bei den bollwerken guter laune im busbüro. eine von ihnen hängt mit dem kopf auf der theke. die andere schaut gerade ein video auf ihrem smartphone. das telefon klingelt. und klingelt. und klingelt.
manchmal lieber bus als fliegen
die fünfstündige busfahrt ist großartigerweise in breiten sitzen relativ komfortabel. nur die fakeledersitze sind bei dem wetter und in kurzen hosen nicht so fein. busfahren ist manchmal besser als fliegen. erstens sieht man mehr und zweitens lässt sich die zeit meist sinnvoll zum schreiben oder reiseführer lesen nutzen. die bilder, die am fenster vorbeiziehen, bestehen aus sich aneinander reihenden restaurants, dem angebot von sprit, abgefüllt in flaschen und große kanister, vielen tempel und irgendwann endlose palmplantagen. aus dem radio dudelt eine frau mit sehr hoher stimme. nicht unangenehm – klingt irgendwie indisch. wenn sich zwischendurch ein blick in die weite ergibt, sehe ich weite, grüne hügel mit bäumen, gras und zwischendurch große obstplantagen. fast ein bisschen wie im schwarzwald.
in sich ruhen
der busfahrer ist für mich ein phänomen. selig lächelnd zieht er an den lkws vorbei. und das lächeln hat er hat wirklich die ganze fahrt über auf den lippen. als die ersten regentropfen an die scheibe prasseln und es anfängt zu schütten, schwindet es für einen klitzekleinen moment, aber zack, ist es wieder da. auch als wir im stau stehen, weil sich menschenmassen auf den straßen tummeln – er lächelt. bewundernswert. zwischendurch telefoniert er immer mal wieder, die kleine quasselstrippe, aber okay, er muss wach bleiben. der rest im bus schläft größtenteils. wie die wiener sängerknaben: alle mit offenen mündern ; )
irgendwas scheint draußen zu passieren. die straße wimmelt von jungen menschen die auf der ladefläche von lkws, in autos und auf anhängern angefahren werden. fast alle tragen tüten mit lebensmitteln in der hand. an einer bushaltestelle stehen wartend drei kühe. wo die wohl hin wollen?
ein kühles blondes und schlafen
in phnom penh angekommen werden wir, wie fast immer, umgehend von einem tuk tuk fahrer abgefangen, der glücklicherweise sogar unser guesthouse kennt. läuft mal wieder. zu viel sind wir allerdings nicht mehr zu gebrauchen. lediglich zum abendessen können wir uns noch aufraffen. von guten bewertungen beeinflusst gehen wir bei uns um die ecke in ein restaurant, das über und über mit kleinen gast-kunstwerken tapeziert ist. langweilig wird es einem hier nicht, es gibt viel zu lesen. und die service-kräfte haben nicht nur ein lächeln auf den lippen, sondern sie sind die ganze zeit am kichern. die sind drauf : ) hatte ich schon erwähnt, dass ich die kambodschaner mag? das essen schmeckt lecker und das kühle bier vom fass, gibt mir den rest. ich schlafe prima.
feiertag 1
am nächsten morgen machen sich meine souvenirs aus koh rong mal wieder schmerzhaft bemerkbar. moskitostiche sind ja so schon fies. aber ich habe ca. 50 stück, die auch noch mit flüssigkeit gefüllt, und über den ganzen körper verteilt sind. und es juckt wie verrückt. ich sehe aus, als hätte ich windpocken und ich muss kratzen. da führt leider kein weg dran vorbei. es geht nicht anders!
der königspalast ist von unserer unterkunft nur ein paar schritte entfernt. an den absperrungen quatscht uns direkt ein mann an, dass der königspalast heute geschlossen ist. überhaupt hat fast alles zu. vesakh, erklärt er uns. ein hoher feiertag. heute wird buddhas geburt, erleuchtung und tod gedacht. aber, er hat natürlich sofort ein ersatzprogramm in peto. tuk tuk fahrer, versteht sich. dankend lehnen wir ab, schauen uns den königspalast vom tor aus an und schlendern dann zur promenade, wo sich heute zur feier des tages die ganzen einheimischen treffen.
fremde, irgendwie unschöne rituale
es ist großartig, weil es so viel zu kucken und zu entdecken gibt. die atmosphäre ist toll. auf einer kleinen bühne gibt es musik und überall werden lotusblumen und räucherstäbchen verkauft. die menschen sitzen auf der mauer oder den grünflächen und lassen sich das gekaufte oder mitgebrachte picknick schmecken. unten am flussufer entdecken wir eine frau, die kleine vögel zu fangen scheint. hm? wir sind noch am grübeln, was sie da tut, als plötzlich ein mann mit einem langen stab an uns vorbei läuft. geschickt schiebt er den stab in richtung von zwei kleinen, grade noch freien vögeln und klaubt sie kurz darauf vom stock. „was war das? wie macht er das? sticht er sie auf?“, frage ich schockiert. das verwerfen wir allerdings schnell, denn die kleinen piepmätze leben ja noch. es muss eine art kleber sein, den er am stockende hat.
jetzt registrieren wir auch erst die vielen vogelkäfige auf dem platz. ich beobachte einen mann, der zwei der kleinen vögelchen kauft, sie zu zwei älteren männern trägt und diesen in die hände gibt. ein paar worte werden gesprochen und dann werden die vögel frei gelassen. okay. meine neugier ist geweckt und ich gehe zu dem jungen mann, der die vögel gekauft hat. zuerst ist er etwas irritiert und meint, er soll für mich vögel kaufen. aber dann erzählt er uns, dass sie heute zum feiertag beten und um vergebung für ihre verfehlungen bitten. symbolisch lassen sie nach dem gebet den vogel frei bzw. fliegen. verfehlung adieu. zwei vögel haben ihn 1,25 dollar gekostet. das mit den vögeln ist natürlich sehr gewöhnungsbedürftig. zumal diese dann immer wieder eingefangen werden. leider sind sie auch nicht sehr schlau und setzen sich direkt neben die käfige. aber für die einheimischen scheint das ein wichtiges ritual zu sein. das vogelgeschäft brummt.
nicht schnell genug
zwei aus der mädelsgruppe direkt neben uns, haben sich auch welche gekauft. sie gackern und kichern wie verrückt und ehe sie sich versehen, flattern die zwei kleinen noch vor dem gebet aus ihren händen davon. ha! die verdutzten gesichter sind aber auch zu drollig und wir lachen uns alle zusammen nen ast. lachen verbindet. immer wieder. gerade sprechen stefan und ich darüber, wie natürlich die menschen die vögel in die hand nehmen, da unsereins immer sorge hat, man könnte sie zerquetschen oder ihnen weh tun, als eine frau vor uns ihre vögel fliegen lassen will und einer davon hinter ihr, wohl mit gebrochenem flügel, zu boden fällt. oh gott, das arme ding. ein mann lacht ein bisschen hämisch in richtung der frau und ich habe nur mitleid mit dem kleinen vogel, der kurz darauf das zeitliche segnet. eine der verkäuferinnen sammelt ihn auf und gibt ihn an einen mann weiter, der ihn in seine hosentasche steckt!? ende der vogel-geschichte. ob der frau die verfehlung trotzdem erlassen wird? andere länder, andere sitten. verstehen muss und kann ich nicht alles.
blumen-recyling
das gesehene verdrängend lassen wir unsere blicke wieder über den platz schweifen. die frauen haben sich zum teil sehr schick gemacht. alle wirken entspannt und gelöst. es duftet nach gerösteten erdnüssen und bunte tüten mit zuckerwatte und popcorn schweben ans uns vorbei. ein paar meter weiter hüpfen und tänzeln leuchtende hello kitty und minions-ballons an ihren schnüren. räucherstäbchen werden angezündet und zusammen mit den lotusblumen im tempel niedergelegt. mehrere helfer nehmen die vielen, wunderschönen blumen dann irgendwann wieder aus dem gefäss und packen nur jeweils drei köpfe der lotusblumen in eine kleine tüte mit geweihtem wasser. die tüten werden dann wieder an die gläubigen gegeben, die sich das wasser vor ort auf den kopf träufeln. manche nehmen die tüten auch mit. vielleicht für familienmitglieder, die heute nicht vor ort sein können.
der nachmittag war wirklich großartig. mir gefällt es einfach am besten, wenn wir irgendwo mitten unter den einheimischen sind, und das leben und die rituale der menschen studieren können. bestenfalls kann man noch jemand fragen, was das ein oder andere bedeutet.
geschichte, die fassungslos macht
an nächsten tag ist das programm leider gar nicht schön. man könnte fast sagen, es handelt sich um ein pflichtprogramm. der himmel ist grau, als wir uns morgens mit unserem tuk tuk fahrer treffen. die einheimischen sind schon mittendrin im alltag. in den handwerksbetrieben, metallwarengeschäften und kleinen restaurants herrscht schon reges treiben. auf meist unbefestigten straßen, tiefen schlaglöchern ausweichend, fahren wir raus aus der innenstadt, als es mit einem mal anfängt zu schütten. unser armer fahrer, der zwischendurch anhält um für uns die seitenklappen runter zu machen, wird völlig durchnässt. nach knapp 15 km erreichen wir die gedenkstätte killing fields in choeung ek.
die jahrelange schreckensherrschaft der roten khmer
von 1975 bis 1979 wurde kambodscha von der guerillabewegung ‚rote khmer‘ unter ihrem anfangs geheimen anführer pol pot regiert. ziel der roten khmer war, das land mit gewalt in einen agrarkommunismus zu überführen. zu diesem zweck hetzte pol pot die vielen bauern des landes gegen die stadtbewohner auf. sie seien schlechte menschen und müssten entfernt werden. innerhalb von 3 tagen wurde so die komplette stadt phnom penh entvölkert. auch die bewohner der provinzstädte wurden aufs land vertrieben. allein bei den märschen starben aufgrund der strapazen viele tausend menschen. in den nächsten monaten wandelte sich das land in ein arbeits- und gefangenenlager. wer im verdacht stand, gegner der revolution zu sein, wurde umgehend ermordet. im prinzip traf es jeden mit höherer schulbildung, wie z.b. beamte, offiziere und lehrer. allein eine brille zu tragen, war schon grund genug. rund 1,7 millionen kambodschaner wurden während dieser zeit umgebracht oder starben an unterernährung, seuchen, zwangsarbeit, folter.
auf den sogenannten killing fields, es gab über 300 davon in ganz kambodscha verteilt, wurden gefangene bzw. angebliche verschwörer kaltblütig hingerichtet und in massengräbern verscharrt. munition war zu teuer, deshalb griff man zu hammer, axt, eisenstangen und stöcken. kleinkinder wurden brutal gegen bäume geschlagen. um die schreie und geräusche der sterbenden und der gefangenen zu übertönen, lief über lautsprecher revolutionäre musik.
beklemmend
nachdem der regen etwas nachgelassen hat, machen wir uns auf den weg. die sonne kommt heraus, in den bäumen hört man vögel zwitschern, insekten summen durch die luft und auf einem feld picken ein paar hühner. in der ferne hört man fröhliche kinder auf dem schulhof. inmitten dieser eigentlichen idylle folgen wir dem mit nummern versehenen weg, und lauschen über den audioguide der unglaublichen geschichte des landes. die luft scheint zu stehen. oder es kommt einem nur so vor, weil man immer wieder ungläubig den atem anhält? unfassbar, was es für monster von menschen gibt. zu was die menschen fähig sind und wie weit manche von ihnen gehen bzw. teilweise gefallen an ihren gräueltaten finden.
einige der gräber sind eingezäunt und besucher haben als zeichen der trauer und anteilnahme armbänder am zaun angebracht. auch ein paar kleine papierkraniche finden sich auf der braunen erde. als wir am grab der kinder und frauen stehen, kommt heftiger wind auf und vom baum gegenüber regnet gelber blütenregen zu boden. regentropfen und der wind lassen die menschen unter die baumkrone flüchten. es gibt einen dumpfen schlag und ein stück ast poltert auf das blecherne dach des grabes. kurz darauf fällt mir eine baumfrucht vor die nase. stefan und ich schauen uns an. das passiert uns öfter. zufall? zeichen? jeder deutet das anders. im nieselregen laufen wir zur gedenk-stupa. ein beklemmender ort, da dort ein großteil der gefundenen gebeine aus den massengräbern lagert. es fängt wieder an zu schütten…
s-21
nachdem sich der regen wieder etwas beruhigt hat, suchen wir unser tuk tuk und fahren durch die teils überschwemmten straßen zurück in die stadt. teil 2 des nicht so schönen tages steht an: s-21 oder das toul sleng museum. das frühere schulgebäude war zur zeit der roten khmer eines von ungefähr 200 gefängnissen, in dem die menschen gefoltert und zu zum teil irriwitzigen geständnissen gezwungen wurden. das gefängnis s-21 in phnom penh war das geheime zentrum des netzwerkes. in ihm waren über die jahre 12.000 – 20.000 menschen eingekerkert, was sich teilweise aufgrund detaillierter, erhaltener aufzeichnungen nachweisen lässt. irrsinnigerweise wurde über jede handlung, jede vernehmung akkribisch buch geführt.
magenweh
die ganze geschichte schlägt mir ziemlich auf den magen und die besichtigung der zellen und das ansehen der bilder von gefolterten menschen, macht es nicht besser. man sollte die augen nicht verschließen, aber irgendwann wird es mir doch zu viel, als mich hunderte von augenpaaren anstarren. porträts von mitarbeitern und gefangenen, die auf ausstellungswänden angebracht sind. wir brechen die besichtigung ab und lauschen nur noch fassungslos dem audioguide. kranke welt… der tag ist für uns gelaufen.
verplant
eigentlich wollten wir am nächsten tag schon mit dem bus nach vietnam, aber irgendwie haben wir das mit den bustickets zu lange vor uns her geschoben und es gibt keine plätze mehr. mist. das hotel ist schon gebucht. also das hotel wieder stornieren, in phnom penh verlängern und die bustickets für den übernächsten tag buchen. auf der bestätigung lesen wir dann, dass man bei einreise über land, wenn man länger als 15 tage bleiben will, ein visum benötigt, dass nur vorab beantragt werden kann. an der grenze wird kein visa ausgestellt. mist! mist! mist! wir dachten an ein visa on arrival, also bei ankunft. das heißt, wir müssen zur botschaft.
noch ein feiertag
wir schnappen uns ein tuk tuk und der fahrer fährt uns erst zu einer anderen adresse. nein, das meinten wir nicht. an der ‚richtigen‘ botschaft hängt allerdings ein zettel: wegen feiertag geschlossen (1. – 2. mai). sch… etwas ratlos sehen wir uns schon wieder alles stornieren und ändern und noch eine nacht verlängern. moment!? vielleicht noch mal bei der anderen adresse probieren? da stand zwar was von führerschein etc. aber wer weiß. und prompt. ‚lucky lucky‘ besorgt uns für einen horrenden preis das visum bis zum abreisetag um 12 uhr. den bus können wir gott sei dank umbuchen von morgens 7.30 uhr auf 12.30 uhr. uiiii das wird knapp. aber wird schon klappen.
schöner abschluss in kambodscha
die dazugewonnene zeit nutzen wir dafür, dem central market einen besuch abzustatten. ein bisschen stöbern und den knurrenden magen befriedigen. an einem der stände gibt es frische frühlingsrollen, an einem anderen nudeln mit gemüse und ei. ein mann setzt sich uns schräg gegenüber und frägt uns auf englisch, wo wir den herkommen. als wir unsere nationalität verraten stellt sich heraus, dass er in der schweiz lebt. er ist nur für einen 6-tägigen kurzurlaub nach kambodscha gereist und isst schon zum zweiten mal hier. wir plaudern über alles mögliche, wie meist über das reisen und die jobs, und er kennt sogar die gegend, in der wir wohnen, da er lokführer ist und öfter mal in der ortenau vorbei kommt. ein netter plausch und wir verabschieden uns wieder, um uns ca. eine halbe stunde später noch einmal an einem souvenir-stand zu treffen.
unser besuch des wat phnom, den wir eigentlich ja nicht mehr geschafft hätten, freut mich am meisten. der tempel ist unfassbar schön. ein traumhaft hübscher fliesenboden (da denke ich kurz wehmütig an meine küche in durbach zurück) und wahnsinnig tolle wandgemälde zieren den tempel auf einem künstlich erschaffenen hügel in der stadt. die luft ist erfüllt vom aroma der räucherstäbchen und um den großen, goldenen buddha tummeln sich viele, weitere statuen. draußen zieht sich der himmel schon wieder zu und es wird dunkel. wir schaffen es grade noch trocken ins tuk tuk, nur der armer fahrer kriegt wieder ne nasse dusche. aber er nimmts mit humor…
kambodscha war klasse. von den (dollar)preisen wurden wir zwar etwas überrascht, aber die menschen sind unglaublich nett und gut drauf. wie schön angkor wat ist, kam glaube ich rüber und auch die schönen strände hatte ich so nicht erwartet. phnom penh ist zwar mit seinen geschichtsträchtigen sehenswürdigkeiten etwas schwer zu verdauen, aber die stadt an sich empfand ich als sehr angenehm und aufstrebend. vielleicht, kambodscha, sehen wir uns irgendwann mal wieder…