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japan ׀ yokohama – ein aufregendes date mit hindernissen

13. April 2018

achtung wortwitz: in yokohama pech mit dem zimmer. „nein, wir haben leider keine reservierung auf ihren namen“, teilt uns die freundliche dame an der rezeption des schönen hotels mit, als wir abends dort ankommen. auch die unterschiedlichen schreibweisen meines namens und die eingabe der buchungsnummer hilft nicht weiter. mist! jetzt stehen wir hier, es ist schon spät, wir haben für 3 nächte gebucht, bezahlt und es liegt nichts vor. wir rufen eine telefonnummer in deutschland an, die auf der buchungsbestätigung vermerkt ist: „ja nun, das war relativ kurzfristig, da kann schon mal was schief gehen“. „äh ja, wir haben gestern abend gebucht und eine bestätigung bekommen. sollte das nicht gehen oder zu kurzfristig sein, könnte man das ja angeben!? aber im digitalen zeitalter sollte das doch möglich sein“, meine ich. „kann schon mal 24 stunden dauern“, meint juan, „aber die bestätigung ist raus“. „schön und gut“, sage ich, „aber hier liegt nichts vor“. juan erwidert, es gäbe öfter probleme mit china und japan. es geht noch ein paar mal hin und her und es heißt, wir sollen warten. also warten wir. und rufen irgendwann wieder an. aber es führt zu nichts.

don juan und ich

weitere telefonate werden geführt, die angestellten an der rezeption sind hilfsbereit, nett und freundlich. mittlerweile sind schon zwei von ihnen mit uns beschäftigt, versorgen uns sogar mit wasser und kitkat-riegeln, aber eine reservierung taucht nicht auf. und überhaupt hätte die dritte nacht eh nicht funktioniert, da das hotel aufgrund bauarbeiten einen tag geschlossen ist. ich führe noch ein gespräch mit juan. ob sie die mehrkosten übernehmen, die wir vor ort aufzahlen müssen? nein, das geht natürlich nicht. aber sie hätten ein ersatzhotel. ich soll notieren. also zücke ich stift und zettel und soll schreiben: the knot yokohama. „äh ja, da steh ich grade“. „nein nein, das ist das ersatzhotel“. „äh nein, da steh ich grade. ist jetzt nicht ihr ernst?“ und dann verzweifelt juan: so etwas hätte er noch nie erlebt. fünf jahre arbeitet er jetzt schon da. aber das… lange rede, kurzer sinn. wir haben keine reservierung. gott sei dank kriegen wir eine nacht sehr günstig, die nächste nacht würde allerdings 100 euro mehr kosten, über 20 000 yen. definitiv zu viel. das heißt, wir gehen erst mal auf unser schönes zimmer und suchen für die nächsten zwei nächte ein neues hotel. so hatten wir uns unseren ersten abend in yokohama nicht vorgestellt.

klitzekleiner nervenzusammenbruch

am nächsten morgen also wieder auschecken, zum neuen hotel fahren und erst mal das gepäck deponieren, da wir erst um 14 uhr wieder einchecken können. ich bin genervt. richtig genervt. irgendwie ist das mit den unterkünften in japan oft anstrengend. wir holen uns erst mal was zum frühstück und setzen uns in einen park. japan macht uns echt fertig. wir merken beide, dass wir körperlich an unsere grenzen kommen. mal tun die knie weh, mal die leisten. am ende des tages die beine vom vielen laufen. wenn dann noch sachen schief gehen. puh!

gesichter einer stadt

nach dem einchecken holen wir das nach, was wir eigentlich am vorabend machen wollten. chinatown. unser weg führt uns vorbei am baseball-stadion der baystars. auf einem kleinen rasen vor dem platz trainieren ein paar junge männer. ich glaube nicht, dass es die offizielle mannschaft ist, sonst gäbe es sicherlich einen kleinen auflauf. aber sie sind gut drauf, machen lustige übungen und haben sichtlich spaß. wir beim zuschauen auch. der frühling macht sich herrlich breit und im yokohama-park gleich neben dem stadion laufen wir in ein buntes meer aus tulpen. kinder, hunde und lieblingsmenschen werden in den beeten platziert, um sie farbenfroh abzulichten. das grün der bäume leuchtet mit den strahlenden gesichtern um die wette. wirklich alle blühen auf, sowohl die menschen als auch die natur.

in chinatown schieben wir uns mit einheimischen und touristen durch die straßen bis wir, mehr oder weniger zufällig, vor dem chinesischen kantei-byo schrein stehen. der tempel hat unglaublich viele details und ist wunderschön. die gassen drumherum sind wie immer gepflastert mit bunten plakaten und angeboten und freundliche menschen machen lautstark werbung für ‚ihr‘ restaurant. nette shops locken mit allerlei nippes und souvenirs und in kleinen buden kann man, für wenig geld, einen blick in die zukunft riskieren. das hätten wir mal machen sollen. zumindest für die nächste stunde. denn die auswahl an essenslokalen ist riesig und wir entscheiden uns leider fürs falsche. das essen ist nicht besonders lecker.

auf dem rückweg zum hotel sehen wir auf einem platz einen mann auf dem steinboden knien, das gesicht zeigt nach unten richtung boden. zuerst denke ich, es geht ihm nicht gut und er ist vielleicht hingefallen oder hat sich hingesetzt. beim näherkommen bemerken wir, dass ein schälchen vor ihm steht. er bettelt. seine kapuze hat er weit über den kopf in sein gesicht gezogen, so, dass man ihn nicht erkennt. ob es ihm peinlich ist? viele bettler hat man in japan noch nicht gesehen. obdachlose schon. es gibt immer mal wieder ein paar ecken, wo man welche zusammen sitzen sieht. oder ältere menschen mit dem fahrrad, die in großen tüten dosen einsammeln. aber wirklich betteln, sieht man die menschen nur selten. wobei: in tokio stand schon einmal ein mann in traditioneller kleidung mit einer schale in der hand. ich habe ihn fotografiert und ihm dafür was gegeben. auch dem knienden mann geben wir was und als er das geld fallen hört, verbeugt er sich soweit nach unten, dass sein kopf den boden berührt.

hafen der zukunft

den nächsten tag verbringen wir am wasser. bei den ehemaligen verladedocks gibt es eine menge platz zu flanieren. minato mirai 21, hafen der zukunft, hat man das stadtentwicklungsprojekt genannt. vieles wurde in den letzten jahren schon umgesetzt, einiges ist noch im bau. in die alten rotklinker-lagerhäuser sind geschäfte und restaurants eingezogen, auf dem großen platz finden wohl immer mal wieder verschiedene events statt. das preisgekrönte osanbashi pier liegt direkt nebenan. das terminal, an dem die großen passagierschiffe anlegen, ist mit seinen ungewöhnlichen geometrischen formen architektonisch außergewöhnlich. wir flanieren über deck bzw. die riesige dachterrasse, genießen den blick auf die skyline und sind beeindruckt. lustigerweise begegnen uns in japan immer mal wieder brautpaare beim fotoshooting. so auch heute. wir beobachten die beiden ein bisschen, ich schieße auch ein paar bilder und dann laufen wir zurück zum minato mirai 21, um uns den vergnügungspark etwas genauer anzusehen.

beam uns hoch, scotty

die verschiedenen bezirke sind durch promenaden miteinander verbunden. das riesenrad und die rosafarbene achterbahn lassen wir links liegen, doch dann fangen plötzlich stefans augen an zu leuchten. „oh mann, hier gibts ein enterprise!!“ und dann folgt die traurige geschichte, dass er das teil, das hier ’superplanet‘ heißt, auf dem rummel in offenburg immer fahren wollte, er aber noch zu klein war. ist klar, was wir dann gemacht haben, oder? ; ) und es war super lustig. ich kannte das ding auch noch nicht und ich bin europa park-bluefire erprobt, aber das hat sogar mich überrascht. mit einem fetten grinsen im gesicht steigen wir beide wieder aus dem fahrgeschäft aus. kindheitswunsch erfüllt. check!

die rache des fuji

das markanteste gebäude in yokohama ist sicherlich der knapp 296 meter hohe landmark tower. bis vor fünf jahren das höchste gebäude japans. mit einem der schnellsten aufzüge der welt (45 km/h) kann man sich in den sky garden im 69. stock katapultieren lassen. an klaren tagen lockt das deck mit einer guten sicht bis nach tokio und zum fuji. auf nachfrage am ticket-counter, ist der fuji aber leider heute nicht zu sehen. schade. wahrscheinlich ist das die rache, weil wir unsere nacht beim fuji storniert haben. die wettervorhersage war schlecht und wir haben dann eine nacht in yokohama drangehängt. ph!, denkt sich der fuji. jetzt will ich auch nicht. okay, dann sparen wir uns das geld.

in geheimer mission

eigentlich wollen wir das gebäude schon wieder verlassen, als ich um die ecke ein paar fahrstühle entdecke. „hm? wo die wohl hinführen?“, frage ich stefan abenteuerlustig. wir bezweifeln, dass wir einfach so rein können, bestimmt braucht es eine karte zum freischalten. nö, braucht es nicht. allerdings fährt dieser aufzug nur bis zum 25. stock. egal. für einen blick über die stadt reicht es allemal. noch euphorisch vom ’superplaneten‘ betreten wir den lift und drücken den knopf. wir machen späßchen, dass oben wahrscheinlich schon die security wartet und uns überwältigt, weil man uns über die kamera aufgespürt hat. aber: die fahrstuhltür geht auf und nichts passiert.

vorsichtig spähen wir um die ecke. links an einer rezeption sieht man den oberkopf einer dame. wir zögern kurz, schubsen uns gegenseitig nach vorne und sehen dann von weitem an zwei türen ‚tower lounge‘ stehen. na dann. selbstbewusst, aber vielleicht doch einen ticken zu schnell, gehen wir über den gang, ignorieren die dame links und öffnen die tür. die cafeteria ist nur spärlich besetzt. man bemerkt uns, aber ignoriert uns. also gehen wir zum fenster. mist. leider der blick in die falsche richtung. nicht zur skyline und zum meer, zudem sind die scheiben ziemlich schmutzig. zurück im flur entdecken wir, dass es einen gang in die andere richtung gibt. der haarschopf verhält sich ruhig. wir werfen uns bedeutungsschwangere blicke zu und schon huschen wir beide kichernd in die andere richtung. es reiht sich tür an tür, aber es ist schwer zu erkennen, was dahinter verborgen ist. zwischendurch gibt es kleine kameraüberwachte räume, an denen außen monitore zur beobachtung hängen. schluck! was ist das hier? wir umrunden weiter und erreichen irgendwann ein stück flur mit fenstern und mit blick auf den vergnügungspark. ha! wer sagts denn! leider wieder schmutzige fenster – aber ein großer spaß. ein angestellter mit einem getränkewagen fährt an uns vorbei und schaut etwas irritiert. wir reden einfach weiter und lassen uns nichts anmerken. dann wird es uns aber doch zu heiß und wir gehen zurück zum fahrstuhl. unten angekommen gibt es noch weitere fahrstühle. der eine fährt bis zum 37. stock. wenn wir schon mal da sind… ein herr steigt mit uns ein und kuckt ein bisschen misstrauisch. fröhlich lächeln wir ihn an und lassen ihn mit großzügiger geste zuerst drücken. leider gibt es im 37. nur geschlossene türen. sonst nüscht. das riskieren wir dann doch nicht. rückzug! mission halb erfolgreich abgeschlossen. aber adrenalin gabs allemal.

suppe aus oder in den 50ern

mit der metro geht’s dann richtung ramen-museum in shin-yokohama. der rundgang beginnt mit einem dreiminütigen tasting und der erklärung, aus was eine ramen im allgemeinen besteht und wie naruto hergestellt wird. viele kennen das emoji vom smartphone . ich wusste bis japan nicht,wirklich, wofür es steht. jetzt weiß ich, es ist ‚fischkuchen‘ und dieser wird gerne als beilage in die suppe gegeben. der japanische dieter thomas heck erklärt uns das alles in drei minuten auf japanisch, in der dazugehörigen bildschirm-präsentation gibt es gelegentlich englische untertitel. zwischendurch knabbern wir den fischigen kuchen und trinken das beigegebene schlückchen brühe. es gibt noch einige infotafeln zu lesen, ein paar bilder zu sehen und dann geht’s schon runter in den untergrund. wir durchbrechen das zeitfenster und befinden uns plötzlich im stadtzentrum von yokohama im jahre 1958. es gibt geschäfte und restaurants, man stößt auf alte fortbewegungsmittel, telefonzellen und einen kleinen süßen einkaufsladen. ganz cool gemacht. in den kulissen befinden sich neun ausgesuchte ramen-restaurants aus dem ganzen land, die hier ihre ramen an den mann bringen dürfen. nachdem wir ein bisschen die atmosphäre geschnuppert haben, beschließen wir aber, nicht hier zu essen. unglücklicherweise haben wir uns für die rückfahrt den völlig falschen moment ausgesucht. in der nachbarschaft ging grade ein fussballspiel zu ende und die metro-station ist vollgestopft mit menschen. wir haben tatsächlich zum ersten mal die situation, das sich menschen von außen mit kraft in die kabine drücken. gott sei dank entspannt sich die lage an der nächsten station wieder.

verborgenes bleibt verborgen

auf dem heimweg können wir uns tatsächlich aufraffen, noch einmal einen kilometer zur brücke zu laufen, um die skyline bei nacht zu betrachten. nachts ist doch immer alles noch mal einen ticken schöner. genau wie der traumhafte eingang der kleinen kirche, die sich schmal zwischen die hochhäuser schmiegt. nachmittags habe ich sie schon von außen fotografiert. einladend leuchtet nun die geschwungene treppe in einem kleinen lichtermeer. ist das wirklich eine kirche? casa d’angela steht auf einem schild geschrieben. neugierig steigen wir die stufen hinauf zur großen tür und werfen einen blick in ein foyer. könnte auch ein hotel sein. kein mensch zu sehen. wir treten ein und stehen plötzlich vor zwei fahrstühlen. deja vu, hihi. der eine fahrstuhl geht mit einem mal auf und eine junge frau steht vor uns. ich lächle sie freundlich an und frage, ob dies denn eine kirche sei. ja, im prinzip schon, meint sie ebenfalls lächelnd und aufgeschlossen. eine hochzeitskirche! okay, wow. ob wir uns die kirche denn mal anschauen können? eigentlich nicht, aber sie bittet uns, einen moment zu warten und spricht mit ihrer kollegin. wir machen ein bisschen smalltalk über unsere japanreise und kurz darauf kommt ihre kollegin und schüttelt bedauernd den kopf. leider habe die zeremonie grade angefangen und wir können nicht stören. oh wie schade! aber wir bedanken uns fürs nachfragen und verabschieden uns. ein paar meter weiter sehen wir ein werbeschild für die ‚kirche‘. krasses teil. sie muss echt wahnsinnig schön sein…

statt kirche haben wir zum ende des abends einen schönen blick auf die skyline. trotz anfänglichen hindernissen hatten wir doch noch ein schönes, aufregendes date mit yokohama.
 
 

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