…ja was eigentlich? anders als erwartet? nicht so spektakulär? gar enttäuschend? kalt? gefühllos? ganz ehrlich? ich bin total hin- und her gerissen was mein gefühl tokio gegenüber betrifft. aber anders als erwartet ist tokio definitiv. ich dachte, es ist viel moderner und imposanter. stefan meint, ich soll nicht vergleichen. mit new york oder london. aber man hat halt so ne vorstellung. vielleicht auch klischee-denken? tokio ist irgendwie schwierig…
der flug von singapore nach tokio war eigentlich ganz cool, da wir die besten sitzplätze hatten. direkt vorne am eingang, sprich massig platz. ungewöhnlich war nur, dass wir die ganzen 9 stunden, mit zwischenlandung in bangkok, nicht mal einen tropfen wasser bekommen haben. nüscht. auch nichts zu essen. das wussten wir nicht und gott sei dank hatten wir noch 10 singapur-dollar und konnten uns zwei winzige evian-wässerchen kaufen. wenn man bangkok bei nacht überfliegt, sieht die stadt aus, wie eine riesige platine finde ich. sehr spannend. japan schaut von oben aus wie der schwarzwald.
achtung bitte! privatsphäre auf tastendruck
das erste lustige erlebnis in tokio am flughafen ist der besuch der toilette. die hat mich erst mal komplett überfordert. es gibt ganz viele tasten, die man drücken kann, aber nicht so recht weiß, was dann passiert. woher kommt der strahl und wo geht er hin? wird es mit zu viel druck gar ein einlauf? ist man danach völlig durchnässt? gibt es auch einen fön oder wäschetrockner? der schönste knopf aber ist der „privacy“-knopf (privatsphäre). in meiner vorstellung verlassen alle den raum, wenn ich diesen drücke. „die dame in kabine drei muss mal. alle inne halten und raus bitte“. aber nein, ganz so ist es nicht. es ertönt lediglich eine melodie mit rauschenden wellen…
channel 7
kaum sind wir raus aus den abenteuer-toiletten und bereit, japan kennenzulernen, sehe ich schon von weitem ein fernsehteam, dass neugierig zu uns rüber schaut. „oh oh“, sage ich zu stefan und schon stehen sie mit großen augen neben uns. ob sie uns ein paar fragen stellen dürfen? mit großer präsentationsgeste zeige ich auf stefan. es würde auch nicht lange dauern. sie wollen wissen woher wir kommen? wohin wir gehen? was genau wir anschauen wollen? wie wir reisen und wie lange? ob wir verheiratet sind? was wir beruflich machen? was genau wir beruflich machen? ob wir kündigen mussten? es dauert dann doch einen moment. die ausstrahlung auf channel 7 werden wir wohl verpassen. den sendetermin haben wir nicht bekommen. wir haben uns aber schon ausgemalt, wie sie das interview total verfremden und frech zusammen schneiden. mit lustigen einspielern: wir mit hütchen auf dem kopf, sauerkraut-bart und bratwurst und biergläsern in der hand ; )
am fahrkartenschalter lassen wir gleich mal ordentlich kohle liegen. von stadt zu stadt gibt es einen speziellen „japan rail pass“ mit dem man den schnellzug (shinkansen) nehmen kann. den pass gibt es für 7, 14 oder 21 tage. dafür düst man schnell und bequem durchs land. für die metro innerhalb tokios kaufen wir noch mal eine extra karte, die suica-card, die man immer wieder aufladen kann. damit entfällt das lästige ticket kaufen. sehr geschickt. die landschaft, die bei der fahrt in die stadt am zugfenster vorbeizieht, sieht tatsächlich auch wieder aus wie daheim im schwarzwald. selbst die kleinen häuschen auf dem land ähneln ein bisschen den unseren.
alarmstufe rot
17 stunden sind wir bereits unterwegs und ziemlich müde. da wir bis zum apartment-check-in noch ein bisschen zeit überbrücken müssen, suchen wir uns ein restaurant fürs mittagessen. nach dem essen drücke ich am serviettenhalter auf einen knopf in der annahme, dass unter dem deckel zahnstocher versteckt sind. aber der deckel geht nicht auf? ich drücke wie verrückt und stefan lacht sich schon kaputt: „was machst du da eigentlich? du siehst schon den roten, leuchtenden knopf?“ äh nein, den hatte ich nicht gesehen. der war verdeckt und ich habe voll den alarm in der küche ausgelöst. ich weiß nicht, wie oft ich gedrückt habe. aber der knopf ist da, um die bedienung zu rufen, die kurz darauf auch schon ein bisschen verwirrt am tisch steht, weil wir beide so lachen. ich entschuldige mich und versuche mich wieder zu beruhigen.
japan hat ein faible für automaten. an jeder straßenecke steht zum beispiel ein oder auch mehrere getränkeautomaten. nicht nur an den hauptstraßen, sondern auch in den wohngebieten. zum beispiel vor unserem haus. in manchen restaurants wählt man auch gleich beim hereinkommen ein menü aus, drückt die entsprechende taste (wenn man sie findet) und bezahlt am automaten. serviert wird das essen dann vom kellner. und auch im supermarkt an den kassen sind sowohl geldautomaten als auch menschen im einsatz.
adressangaben helfen in tokio nicht wirklich weiter. mit den bildern aus google maps, die uns geschickt wurden, suchen wir bilderrätselmäßig den weg durch das wohngebiet zu unserem apartment. dort wartet im briefkasten, wo der schlüssel deponiert ist, die nächste überraschung. den code für den briefkasten haben wir bekommen. allerdings liegt im briefkasten noch mal ein schlüsselsafe, der ebenfalls einen code hat. den haben wir nicht. kein problem sollte man denken, aber, jetzt kommts: wir reisen ohne simcard. irgendwie finden wir das beide doof und wollen es lieber ohne schaffen. klar navigieren wir auch mit apps, aber alles offline. wifi oder wlan gibt es nur in der unterkunft oder manchmal in cafes, etc.. das hatten wir der vermieterin auch gesagt, deshalb brauchten wir die infos alle im voraus. jetzt stehen wir da und kommen nicht in unser zimmer.
japaner verstehen lernen
eigentlich dachte ich, wir sprechen einfach jemanden an und fragen, ob wir kurz telefonieren dürfen. das probieren wir auch. ein handwerker vor dem haus. aber mit der nummer scheint etwas nicht zu stimmen. kein durchkommen. wir beide sind schon ziemlich gereizt. obwohl wir wissen, dass einige der nachbarn zuhause sind, da sie mit dem handwerker gesprochen haben, öffnen sie uns nicht. damit wir nicht wieder mit dem kompletten gepäck los müssen, gehe ich alleine und möchte versuchen, mich irgendwo ins wlan einzuwählen, damit ich eine whatsapp oder airbnb-nachricht schicken kann. aber keine chance. entweder man versteht mich nicht, oder will mich nicht verstehen oder man gibt mir, fast schon ängstlich, zeichen, dass ich wieder gehen soll. die menschen scheinen irgendwie verhuscht. hilfe ist nicht zu erwarten.
also laufe ich wieder zurück, bevor ich mich in der nachbarschaft verirre. beide sind wir schon so genervt, dass wir die großen rucksäcke einfach stehen lassen und uns auf den weg zu einem handyladen an der hauptstraße machen. eine der verkäuferinnen verweist uns an die nächste. die hört stefan kurz zu, neigt dann den kopf weit nach unten und hält inne. zuerst denken wir, okay, sie denkt nach. aber der kopf bleibt unten. wir warten. kein zucken. ob sie wohl narkoplepsie hat und eingeschlafen ist? ohne scheiß. sie bewegt sich einfach nicht mehr. anscheinend ist sie einfach komplett überfordert, weil wir sie auf englisch angesprochen haben und ist in eine schockstarre verfallen!? nun ebenfalls sprachlos verlassen wir den laden. was ist hier los??? stefan erinnert sich dann, dass am bahnhof ein schild hing, von wegen free wifi. tatsächlich kann er sich einloggen. kurze zeit später kriegen wir, dem himmel sei dank, eine antwort und den richtigen code.
andere länder, andere sitten
endlich im apartment angekommen, fallen wir erst mal in tiefschlaf. nach dem aufwachen räumen wir um. das apartment ist ziemlich klein und komplett vollgestellt. wir verbannen das „bodensofa“ und den couchtisch und holen den klapptisch hinter dem bett hervor. schon witzig. einen pfannenwender gibt es nicht. dafür eine gepäckwaage und eine personenwaage. aber ansonsten ist eigentlich alles da, was man braucht. kühlschrank, eine herdplatte, wasserkocher, mikrowelle. der alleinstehende japaner an sich, kocht glaube ich nicht wirklich. an jeder ecke gibt es fertige mittagessen (bento) zu kaufen, die man sich in der mikrowelle wärmt. genauso im supermarkt im kühlregal. und ganz oft sieht und trifft man menschen, die alleine im restaurant ihre ramen schlürfen. schlürfen im wahrsten sinne des wortes. die suppe muss nach landessitte heiß und laut hörbar gegessen werden. der kopf hängt dabei tief über der schüssel, damit man nicht, wie ich, mit fallenden nudeln die ganze umgebung mit brühe besprenkelt. die nudeln werden rasch und mit lautem schlürfgeräusch eingesogen. ein klitzekleines bisschen wie die s.. am trog. total romantisch, wenn man beim ersten date lecker essen geht.
religiöse rituale kennenlernen
der meiji-jingu schrein im stadtteil harajuku ist unser erstes ziel. die meisten japaner sind sowohl anhänger der japanischen urreligion shinto als auch des aus china importierten buddhismus. der shintoismus („weg der götter“) ist eine naturreligion, die fast ausschließlich in japan praktiziert wird. der schrein steht in einem park mitten in der stadt. erstaunlich wie schnell man dem großstadt lärm entfliehen kann. inmitten der bäume ist es angenehm ruhig. nur das knirschen von kies unter den schuhsohlen und das stimmengemurmel der besucher dringt ins ohr. beim schrein angekommen lernen wir das ritual, wie man den göttern in japan respekt erweist. zuerst wäscht man seine hände mit hilfe der wasserkelle am brunnen und spült sich evtl. auch den mund. danach geht man zum schrein, wirft seine spende in den speziellen behälter und lässt die glocke ertönen oder/und klatscht zweimal in die hände, um die gottheit auf sich aufmerksam zu machen. zwei mal verbeugen, um ehrfurcht zu zeigen, und anschließend ist zeit für das anliegen oder das gebet. abschließend noch einmal in die hände klatschen und ein letztes mal verbeugen.
in den shops neben den tempeln und schreinen gibt es meist kleine holztafeln zu kaufen, auf denen man sein anliegen und seine wünsche verewigen kann. durch die schönen japanischen schriftzeichen sieht das immer sehr künstlerisch aus. der schrein an sich beeindruckt mich persönlich nicht so sehr. dafür das 12 m hohe hölzerne tor am eingang, dass aus einer 1500 jahre alten zypresse gefertigt worden ist und die vielen schön verzierten sake-fässer, die von den ansäßigen sake-brauereien gespendet werden, um weiterhin gute geschäfte zu erzielen.
alle „auf crepes“
krasser szenenwechsel. takeshita-dori, tokios berühmte teenie-meile. inmitten von gut gelaunten teenager in bunten klamotten, mit süßen, aber auch schrägen frisuren lassen auch wir uns von den schrillen farben des viertels begeistern. die tollsten crepes-variationen mit dick sahne drin sind aus plastik in vitrinen ausgestellt, damit jeder seine traum-kombination findet. es gibt sticker und schlüsselanhänger und lesezeichen und magnete. lustige gimmicks soweit das auge reicht. selbst für den hund gibt es bienchen- und schweinchenanzüge. aus den lautsprechern dröhnen schrille teenie-songs und junge mädels preisen die bunte ware auf der straße an. grossartig. es macht richtig spaß, sich mitreißen zu lassen.
eine rote box mit herz, gefüllt mit farbigen, kleinen papierröllchen zieht meine aufmerksamkeit auf sich. wir rätseln was es sein könnte, bis zwei junge männer neben uns 100 yen einwerfen und ein röllchen aus der box nehmen. neugierig schauen wir mit auf das blatt papier mit den schönen, für uns unbekannten schriftzeichen. keine ahnung, was da steht. aber auch wir ziehen eines der zettelchen aus der box. als die jungs mir beim aufrollen zuschauen wollen, drehe ich mich langsam weg. empört fangen sie an zu lachen und ich öffne die botschaft für alle sichtbar. synchron entfährt beiden ein trauriges „oh“. auf die frage, was denn geschrieben steht erklären sie mir, dass die zettel eine art glücksbarometer sind. leider ist mein glück heute eher gering. deshalb sollte ich das stück papier schnell loswerden und knote es unten an die box zu den anderen unglücklichen schriftstücken.
schickimicki
nur ein paar straßen weiter auf dem boulevard omotesando wandelt sich das bild. hier stöckelt die japanische businessfrau mit dem louis vuitton-täschchen am unterarm bei dior, chanel und burberry vorbei. die großen designer präsentieren ihre edle ware in von berühmten architekten entworfenen häusern. auch so eine sache, die mich in tokio etwas überrascht. architektonisch hat die stadt, finde ich, auf den ersten blick nicht besonders viel zu bieten. teilweise wirken die hochhäuser einfach nur quadratisch, praktisch, gut. zum beispiel beim mega-langweiligen kaiserpalast. selten, dass ein haus aufgrund seiner originellen bauweise oder fassade aus der masse heraussticht. es gibt sie bestimmt irgendwo. aber nicht auf den ersten blick. außer im stadtteil shinjuku, rund um das rathaus. dort findet sich eine kleine ansammlung von außergewöhnlichen gebäuden.
ein bild das viele, vielleicht unbewusst, von tokio kennen ist die shibuya-kreuzung. sie gilt als eine der betriebsamsten der welt mit ihren vielen zusammen laufenden zebrastreifen. wir wollen uns das spektakel bei nacht anschauen, wenn auch die ganzen reklamen und werbeschilder im hintergrund leuchten. ich klettere auf eine absperrung am rande und warte auf das grünzeichen für die fussgänger. und dann geht’s los. das gewusel beginnt und die kreuzung füllt sich in windeseile mit menschen, die so scheint es, wild durcheinander in alle richtungen laufen. zusammenstöße bleiben überraschenderweise aus und nur kurze zeit später ist die straße wieder leer. das ist lustig. wir schauen uns das schauspiel ein paar weitere male an bis sich hunger bemerkbar macht. da wir nicht lange suchen wollen landen wir, gar nicht typisch japanisch, in einem kellerrestaurant, in dem eher italienisches essen serviert wird. der keller ist voll, es wird getrunken und geraucht und wir wundern uns kurz über die günstigen preise. nur solange, bis wir die größe der portionen sehen. reingefallen. einer der kellner erzählt uns am ende, dass sein vater in dortmund gelebt hat und ein großer deutschland-fan ist. auf die frage ob er schon da war, lacht er nur und schüttelt abwegig den kopf. es scheint für ihn niemals in frage zu kommen.
das wetter lässt am nächsten tag sehr zu wünschen übrig, daher nutzen wir den tag mal wieder für allerlei organisatorisches. wir müssen schon wieder waschen, planen und organisieren, bilder aussortieren und bearbeiten, schreiben, etc. abends gehen wir trotz regen raus. wir wollen endlich mal eine leckere ramen essen. zwei kilometer später sitzen wir in einem kleinen restaurant, in dem es außer der leckeren suppe auch noch tolle origami souvenirs gibt. ihr seht sie in diesen beitrag integriert <3
frühling sehnsüchtig erwartet
hanami, das kirschblütenfest, sollte eigentlich zu dieser zeit in vollem gange sein. aber die volle blüte lässt noch etwas auf sich warten. witzig, wie sich alle um ein paar bäume im shinjuku-gyoen park scharen, die es schon geschafft haben, ihre zarten blüten ins tageslicht zu recken. man spürt, dass alle sehnsüchtig auf den frühling warten. es werden fotos und selfies geknipst, ein mancher fotograf ist mit riesenobjektiv am start um die kleinen, feinen frühlingsboten fotografisch einzufangen. familien lassen sich auf dem trockenen gras nieder und packen ihr picknick aus. kinder toben ausgelassen über den noch braunen rasen. ein mann mit mini-staffelei skizziert die skyline hinter den bäumen und ein paar meter weiter posiert ein brautpaar für den engagierten fotografen. andere machen wie wir nur eine kurze rast auf der großen rasenfläche, um dann über die kleinen brückchen und angelegten wege die seen zu umrunden. frischluft und sonne tanken im ehemaligen kaiserlichen erholungsgebiet. wir landeier können den hype um die kirschblüte insoweit verstehen, dass wir uns auch jedes jahr freuen, wenn die bäume ausschlagen, die wälder sich in zartes lindgrün färben und die ersten blüten sprießen. vielleicht sollten wir das auch viel mehr zelebrieren?
man muss nicht alles schön finden, oder?
das ramen-restaurant in dem wir landen sieht von außen fast ein bisschen schäbig aus, aber es ist gut besetzt (für uns immer ein zeichen, wenn viele einheimische vor ort sind) und es schmeckt richtig gut. unsere metro-mitfahrer werden sich über unsere knoblauch-fahne vielleicht weniger freuen ; ) den kaiserpalast muss man nicht wirklich erwähnen. langweilig, weil von außen wenig zu sehen und für die führungen hätte man sich weit vorab anmelden müssen. da wir grade aus einem park kommen, schenken wir uns diesen und schauen uns stattdessen noch den bahnhof von tokio an. das kleine ziegelsteingebäude stiehlt den rechteckigen bunkern hinter sich auf jeden fall die show. klein, aber fein. die innen-architektur kann uns aber leider nicht wirklich überraschen. zwischendurch fragen wir uns immer mal wieder, ob wir schon abstumpfen, weil wir schon so viel gesehen haben? aber ich denke, wir sind immer noch begeisterungsfähig. zum beispiel am nächsten tag.
ueno und yanaka stehen auf unserem plan. das mit der metro haben wir mittlerweile ganz gut raus und kommen gut zurecht. die fahrten sind meist kurzweilig. ich liebe es ja, menschen zu beobachten. diese allerdings verpassen wohl das meiste. unfassbar wie viele wirklich nur noch auf ihr smartphone starren. die ganze zeit. ein paar wenige lesen noch bücher und ganz selten sitzt jemand wie wir und schaut einfach, was um ihn herum passiert. wird das noch mal anders werden? ändert sich dieses bild wieder? ich war in kuching schon erstaunt, wie viele paare abends an der promenade zum essen saßen, beide das smartphone in der hand und es wurde kaum ein wort gewechselt. keine schöne entwicklung. wie oft werden am wochenende oder aus dem urlaub bilder gepostet, diese werden gelikt und man verliert im anschluss nicht mal ein wort darüber. keiner fragt mehr nach. nicht gut. gar nicht gut, finde ich…
das kleinste schokoladenkuchenstück der welt
eher zufällig landen wir in der ameyoko street in ueno. die straße ist gesäumt von shops und restaurants, die vollgestopft sind mit menschen. hier brennt der himmel. sonntags scheint ganz tokio auf den beinen zu sein, um außerhalb zu essen und vor allem auch zu trinken. vor den türen bilden sich teilweise lange schlangen. die stimmung ist gut, aber wir ziehen weiter. die navi-app, die uns in japan unterstützt, ist heute nicht besonders gut drauf. ständig verliert sie die verbindung und wir die orientierung. etwas unplanmäßig landen wir deshalb auf dem großem friedhof yanaka reien, dem größten friedhof der stadt, auf dem wohl viele berühmheiten, unter anderem auch der letzte shogun, begraben sind. ein ort, der mich sehr berührt. liegt wohl an meinem guten draht zu den toten. leider ist auch hier die kirschblüte noch nicht soweit und wir durchschreiten die allee von kirschbäumen ohne ein raunen. „das viertel, das vergessen wurde“ nennen die einheimischen ihren kleinen stadtteil, weil er sowohl von erdbeben, krieg als auch modernisierung bisher verschont blieb. zwischen zahlreichen tempeln findet man deshalb noch viele altmodische holzhäuser, die teilweise kleine zauberhafte lädchen beherbergen. so auch das süße cafe, in dem ich das wohl kleinste schokoladenkuchenstück ever serviert bekomme. klein, aber fein und nicht grade billig. aber in schönem ambiente.
ein besonderes souvenir mit gesicht
yanaka ginza. für mich das bisher schönste viertel in tokio. hier gibt es kleine, individuelle und liebevoll gestaltete ladengeschäfte und cafes mit vielen tollen kleinigkeiten, hübschen postkarten und, und, und. auf der straße findet zudem ein kleiner flohmarkt statt. an einem der stände finden wir einen selbstgebastelten anhänger, den wir interessiert betrachten. nicht unbedingt schön das teil, aber besonders. plötzlich greift eine hand über meine schulter und schließt meine hand mit dem anhänger. ich drehe mich um und schaue in das freundliche gesicht eines älteren, langhaarigen japaners mit spitzbärtchen. „it’s a present for you“, sagt er und lächelt. „really?“, erwidere ich mit großen augen, berühre seinen arm und demonstriere, dass ich sehr gerührt bin. er versucht noch uns die schriftzeichen zu erklären, alledings auf japanisch, und wir verstehen natürlich nichts. wir verabschieden uns herzlich und ich freue mich wie bolle. so eine schöne geste! ich werde den shogun-anhänger in ehren halten. ein ganz besonderes souvenir.
zum abschluss des tages fahren wir noch nach akihabara oder abrakadabra, wie ich es gerne nenne. electro town. man wird schier geblendet von der flut der neonreklame, die für die neueste technik und computerspiele werben. noch eines der schrägen viertel tokios. früher der schwarzmarkt für radioteile und elektrowaren ist es heute zusätzlich zum elektronikhandel das paradies für alle fans (otakus) von computerspielen, animefiguren und mangas (comics). auf den straßen verteilen junge mädchen verkleidet als anime-charaktere in kurzen röckchen und mit süßen zöpfen werbezettel. die mangas, filme und spiele die angeboten werden, sind unter anderem nicht immer jugendfrei und zum teil auch gewaltverherrlichend. wir werden opfer von den drehautomaten gefüllt mit kleinen gimmicks, die überall herum stehen. die kriegen wir in den rucksack. und wir beobachten bei sega zwei touristen, wie sie mit virtual-reality-spielbrillen auf einem teppich herum staksen und für uns unsichtbare knöpfe drücken und bösewichte erschießen.
am vorerst letzten tokio-tag, wir kommen am ende unserer japan-reise noch mal ein paar tage in die hauptstadt, fahren wir auf einen der türme des rathauses. aus dem 45. stock hat man einen grandiosen blick über die stadt, obwohl der himmel bewölkt und das wetter nicht am besten ist.
gemischte gefühle meinerseits
ich kann noch gar nicht sagen, ob ich tokio mag oder nicht. es ist ein gespaltenes gefühl. die bewohner haben doch einen großen anteil daran, ob man eine stadt oder ein land mag oder nicht. und die japaner sind schon ein sehr eigenes völkchen. wir haben zwar mittlerweile auch viele nette japaner getroffen und ein, zwei stadtviertel gefunden, die wirklich schön sind, aber so richtig überzeugt bin ich noch nicht. mir fehlt hier einfach mehr gefühl…