neues

indien ׀ einmal silvester auf indisch zum mitnehmen bitte

2. Januar 2018

also party können die inder. meine fresse. aber erst mal ein fröhliches neues jahr euch allen! wir hoffen, ihr seid gut ins jahr 2018 gestartet und das jahr bringt euch all das, was ihr euch erträumt. also das, was machbar ist. im rahmen. denkbar. ihr wisst schon…

für unser silvester-frühstück haben wir uns ein hübsches cafe mit innenhof und galerie zum sitzen ausgesucht. viel holz, allerdings fehlt ein bisschen grün. könnte man was richtig schönes draus machen. wir bestellen french toast und rührei. die zwei jungs, die uns bedienen sind zauberhaft. aber es dauert immer ewig, bis man das essen bekommt. vor allem, wenn man wie wir, immer schon so großen hunger hat. stefan witzelt schon immer, ob die in den restaurants vielleicht auch nur eine herdplatte haben, wie wir in unserer ferienwohnung in goa. wobei wir bestens zurecht kamen ; ) aber das frühstück kommt irgendwann und ist lecker. auf unserem teller liegt eine frucht. die haut sieht ein bisschen aus wie eine mischung aus kartoffel und kiwi. der geruch? hm, nicht spezifisch. und es hat einen kern. wir riechen dran und kucken wohl ein bisschen dümmlich, den kurz darauf steht einer der jungs bei uns, lacht und sagt: „chiku“. breiapfelfrucht. gar nicht so übel und wieder was neues probiert.

man spürt in den strassen schon, dass etwas in der luft liegt. party-vibrations (mein baba schüttelt jetzt bestimmt den kopf, wegen des halbenglischen wortes *tihi. aber baba, manchmal lässt sich das nicht vermeiden bzw. klingt einfach besser. ‚tschuldigung).

ein bisschen mitleid mit santa

man hatte uns ja schon erzählt, dass am silvesterabend in fort kochi eine zeremonie stattfindet. die verbrennen tatsächlich santa!? erst wird er wochenlang verehrt und dann… naja, alte tradition. das gehört so. die deutschen kinder wären allerdings schockiert. hallo? wer soll dann nächstes jahr die stiefel füllen? geht’s noch?
schon am vorabend und am silvester morgen hören wir draußen in unserer gasse stimmen und gelächter und geschaffe. die jugend aus der nachbarschaft schmückt das ganze gässchen mit vielen, vielen kleinen lichtern. und das gässchen ist nicht gerade kurz. die leiter wird geruckelt, ein tuk tuk-dach wird ebenfalls als kletterhilfe missbraucht und chapeau, das sieht am abend wirklich wunderwunderschön aus. später am tag wird auch eine box aufgestellt und die ersten lieder hallen durch das strässchen. sowohl indische als auch europäische musik. nicht ganz so bollywoodmäßig wie weiter im norden. oh oh. das wird spannend heute abend/nacht.

nun sind wir beide ja nicht so die partylöwen. zumindest nicht im sinne von massenveranstaltungen. aber wir ahnen schon, dass mit schlafen eh erst mal nichts wird und beschließen uns mitten rein zu stürzen. santa wird um mitternacht verbrannt. als wir am frühen abend losgehen um noch was zu essen, sind schon straßen gesperrt, polizisten an allen barrikaden positioniert, und es sitzen sogar schon menschen auf dem großen platz, wo später die verbrennung stattfindet. jetzt schon. seitlich steht eine bühne und die band macht gerade ihren soundcheck. klingt gar nicht schlecht. ein bisschen wie carlos santana meint stefan. wir checken ein paar restaurants und finden uns schließlich unten an der promenade in einem kleinen restaurant wieder, dass mit ein paar tischen im sand, bunten schirmen und schöner deko lockt. die musik ist krass laut und stefan lästert schon ob das meine bass-buddyies sind, weil ich auch immer so viel bass im auto reinhaue. und unser kellner ist ziemlich verstrahlt, aber putzig. ist am wippen und tänzeln und vergessen und: ‚was wollte ich jetzt noch mal? er hält inne, fasst sich an die stirn und geht zurück zur theke. ah, kalte cola.‘ sonnenstich, natur stoned oder andere substanzen? man weiß es nicht ; ) der bestellte frische apfelsaft ist optisch sehr gewöhnungsbedürftig und wir sind kurz irritiert, weil er warm ist. aber er schmeckt köstlich. der farbe und konsistenz nach (braun und dicklich) könnte es sich auch hier wieder um breiapfel handeln. als vorspeise gibt es einen krabbenburger. der gegrillte snapper, den wir uns als hauptgericht teilen, war ein ticken zu lange auf dem feuer, die haut ist ziemlich schwarz. liegt wohl am masala-gewürz. aber abgesehen davon schmeckt er super. leider haben wir uns genau den falschen zeitpunkt zum essen ausgesucht. dämmerung. das heißt es ist noch schwüler als sonst und die schnaken-mistviecher sind wieder in hochform und stechen mich sogar durch meine lange, dünne hose.
wir gehen noch mal zurück um uns frisch zu machen und mittlerweile ist die musik in unserer gasse schon so laut, dass sogar die fenster und wände unseres zimmers vibrieren. krasser scheiß.

sommer-festival-feeling an silvester

gegen elf machen wir uns auf richtung veranstaltungsplatz. die straßen sind inzwischen gefüllt mit menschen. man merkt, dass einige jugendliche schon etwas beschwipst sind. aber nicht unangenehm, im gegenteil. sie sind einfach nur ausgelassen und fröhlich, klatschen und gröhlen, freuen sich des lebens und wünschen uns jetzt schon ein happy new year. der platz gleicht einem festival-gelände. noch sitzen alle entspannt auf dem boden, lauschen der band, unterhalten sich und beobachten. die ballon-verkäufer machen das geschäft ihres lebens. überall schweben kleine spiderman, hello kittys, flugzeuge und andere bunte glücklichmacher über den köpfen von staunenden und aufgeregten kindern. viele von ihnen tragen kleine, rot blinkende teufelshörnchen. in einer ecke thront der riesige santa, der später gewollt dem feuer zum opfer fällt. ein paar meter weiter stehen drei übertragungswagen. wir entdecken ein feuerwehrauto und sogar ein feuerwehrmotorrad. silvester ist hier eine riesensache. und das ist erst der anfang. morgen geht es ja weiter.

die menschen sind fröhlich, friedlich, zufrieden. es ist unglaublich schwülwarm. um den platz herum gibt es ein paar stände, die essen und alkoholfreie getränke verkaufen. alkoholische getränke sieht man nirgends. schwitzend und eisessend warten alle auf das große ereignis. die supermärkte und kleinen läden im viertel haben geschlossen. vielleicht weil sie selbst an dem treiben teilnehmen wollen, vielleicht auch weil sie angst haben, dass es mit der menschenmasse aus dem ruder läuft. mist, wir dachten, wir könnten uns noch irgendwo ein bierchen sichern. aber wir haben noch plan b. die kleine flasche rum, die wir in goa gekauft haben, old monkey, steckt in stefans hosentasche. wir kaufen uns eine pepsi, verkrümeln uns eine dunkle ecke und mixen uns wie die teenager eine rum-pepsi. ein bisschen alkohol darfs an silvester doch sein. wir mischen uns unters volk und beobachten das bunte treiben, photobomben ein paar selfies (heute mal anders rum) und sind guter dinge.

happy new year allerseits

immer wieder wünscht man uns ein „happy new year“, schüttelt uns begeistert die hände und manche fallen uns sogar übermütig in die arme. wir nuckeln an unserer pepsi-flasche, grinsen uns eins und haben spass. das gute ist: wenn man selten alkohol trinkt, braucht es nicht viel für einen kleinen schwips. der zeiger rückt immer näher an die zwölf und es geht ein raunen durch die massen. eine drohne schwebt über unsere köpfe hinweg und es wird gewunken und gerufen. wir machen einen uhrenvergleich mit den neben uns stehenden. noch zwei minuten, dann ist es soweit. die band sagt den countdown an, alle zählen runter, wieder geht ein raunen durch die menge und: der santa geht in flammen auf. es dauert gefühlt keine minute…

so wurde das alte jahr abgeschlossen und es ist zeit für das neue jahr! neue geschichten, erlebnisse, abenteuer. kaum ist das feuer erloschen, setzt sich die masse in bewegung. immer wieder wünscht man uns freundlich lachend ein „happy new year“. es gibt nur einen kurzen zwischenfall als eine frau schimpfend und schlagend hinter einem mann her rennt. vielleicht hat er sie unsittlich berührt? wobei man sich in diesem gedränge unweigerlich hier und da etwas zu nahe kommt. aber da möchte ich mir kein urteil erlauben. ich hatte bisher eine wirklich unangenehme situation im bus. aber ein strenger blick und eine handbewegung und es war geklärt. im gänsemarsch bewegen wir uns richtung haupstrasse und neben uns zieht sogar eine kleine polonaise vorbei.

party in der hood

an der großen strasse lichtet sich das ganze ein bisschen und wir schlendern entspannt und guter dinge in unsere lichtermeer-gasse. die musik wummert und dröhnt uns entgegen und nimmt uns gefangen. wir sehen wir ein paar leute auf der strasse tanzen. unter anderem einen langhaarigen, blondgelockten, männlichen hinterkopf. wir gesellen uns dazu, werden begeistert begrüsst und mit auf die „tanzfläche“ gezogen. es stellt sich heraus, dass der wuschelkopf kein touri ist, der seinen namen tanzt, sondern ein inder mit blonder wallehaar-perücke und dunklem bart. entzückend, wie er sein haar nach hinten wirft ; ) ein anderer trägt eine gorilla-maske und wippt mit seinem baby auf dem arm. die stimmung ist toll. eine mischung aus silvester und fasnacht. in der mitte tanzen eigentlich nur die männer. ausgelassen. es laufen indische lieder und alle singen begeistert mit. die frauen stehen etwas seitlicher, winken mir lächelnd zu und haben auch ihren spass. ein paar kleine jungs zeigen stolz auf der männerseite ihre tanz-moves. nach einer stunde sind wir glücklich, verschwitzt und müde und verabschieden uns tanzend und winkend von der nachbarschaft. so kanns weitergehen im neuen jahr. wir sind so dankbar und gespannt, was uns noch alles erwartet… die party draussen ging noch ein weilchen weiter, aber wir waren so erschöpft, dämpften die geräusche mit ohropax und fielen schnell in einen seeligen schlaf.

karneval in fort cochi

am nächsten tag dann also noch der karneval sprich umzug durch die straßen. um vier soll es losgehen. da wir die menschenmassen am silvesterabend gesehen haben gehen wir um halb vier los, um uns einen schattenplatz an der straße zu sichern. stefan meint schon es fällt aus, weil eigentlich fast nur touris zu sehen sind. aber es sind auch getränkestände aufgebaut, also sollte alles passen. sicherheitshalber fragen wir noch mal nach ob wir richtig sind. ja und dann stehen wir und warten.

gegen vier treffen dann auch ein paar inder ein. sie haben decken bzw. sitzunterlagen dabei und machen es sich auf dem hohen bordstein bequem. wir bleiben stehen. verharren auf unserem platz, weil wir denken es geht bestimmt bald los. fünf uhr. okay. es tut sich noch nicht viel. ein paar leute mehr. bei uns macht sich schon wieder ein hüngerchen bemerkbar. klar, wir hatten bis jetzt nur frühstück. Beef-stew, obst und dazu gabs dann noch die süßigkeit, die wir eh noch probieren wollten. jalebi. typisch indisch, aber uns doch einen ticken zu süss. das stew war sehr lecker und heute konnten wir auch erst um 10 uhr frühstücken. zur feier des tages. aber halt schon ein weilchen her. stefan quengelt schon ein bisschen. „bis sechs warten wir, dann gehen wir essen.“ zwischendurch kaufen wir ein kleines becherchen mit blondem hanf darin. so sieht es zumindest aus. „it is sweet“, sagt uns der verkäufer und wir sind neugierig. hm? von der konsistenz wie zuckerwatte und schon süss, aber nur dezent. es ist nicht direkt soan papdi, eine verbreitete südasiatische süssigkeit, eher ein bisschen abgewandelt. yoah, geht so.

die uhren ticken in indien anders

sechs uhr. weit und breit nichts zu sehen. die straße steht voll und es ist lustig: anfangs stehen alle ordentlich in einer linie. dann werden es immer mehr menschen und alle rücken immer weiter in die straße hinein. dass man auch ja alles sieht. die höhe ist, also ein rothaariger zwei-meter-hüne anschlappt und sich direkt vor uns alle stellt. also echt, wir stehen hier seit stunden und ihr wollt uns die sicht streitig machen. pah! nicht mit uns! wir gehen jetzt essen. so! es ist schon halb sieben und mein kreislauf schreit nach nahrung. wir entscheiden noch mal zum tibeter zu gehen, da der direkt an der hauptstraße ist. so kriegen wir vielleicht sogar mit, wenns endlich los geht. gesagt, getan. außer uns sitzt noch ein ausländisches ehepaar im restaurant und schlürft entspannt ein süppchen mit momos. wir bestellen und plötzlich hört man unruhe auf der straße. „lauf“, sagt stefan grinsend. also schnappe ich mir die kamera und renne los. und was soll ich sagen, genau richtig. ich wollte unbedingt den elefanten sehen, der den umzug anführt. und da war er. ein riese mit imposanten stosszähnen. allerliebst. ich fotografiere so gut es geht aus der dritten reihe und bin unendlich glücklich. dann wieder zurück zum tibeter. noch kein essen. wieder raus und wieder rein. das essen kommt. sehr lecker.

zwischenzeitlich kommen auch immer mehr menschen zum essen obwohl der umzug noch läuft. die wartezeit war einfach zu lange für europäische verhältnisse. wir essen in ruhe, bezahlen und der engländer, der unten sass und meine aktion mitbekommen hat frägt mich, ob ich den elefanten fotografieren konnte. der handy-akku seiner frau hat im wichtigsten moment gestreikt. er schreibt mir seine mailadresse auf und später schicke ich ihm ein paar bilder. zurück an der straße sehen wir die letzten gruppen und wagen an der menschenmasse vorbei ziehen. im prinzip ist es tatsächlich ein bisschen wie fasnacht bei uns. man sieht traditionelle trachten und kostüme aus ganz indien aber auch gesellschaftskritische wagen und gruppen. und dann löst sich alles auf. ende der feiertage in fort kochi. morgen geht alles wieder seinen gewohnten gang. man hat richtig gespürt, dass die inder sehr auf dieses ereignis hingefiebert haben und man hat sich gerne von der euphorie anstecken lassen.

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    1. danke alice <3 es macht auch so viel spass. das reisen, das schreiben, die begegnungen...

    2. Mal wieder von PuM,
      wunderbare Bilder, Farben, Stimmungen.
      Bei uns gabs tolles Feuerwerk und Reeeeegen.
      Bleibt fit und kriegt das hin, mit der Langsamkeit, gelle.
      Liiieebs Grüßle vum Gediiii.

    3. hallo liebe pums!
      das kriegen wir bestimmt hin. es gibt halt immer so viel zu sehen… vielen lieben dank und allerliebste grüsse in die heimat von uns beiden. fühlt euch gedrückt! <3

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