manchmal passt einfach alles zusammen. die stadt, die menschen, die einem begegnen, das teilzeit-zuhause, die stimmung und das wetter. ’santa ana de los ríos de cuenca‘ kurz cuenca ist ein kleines träumchen. hier scheinen sich jung und alt gleichermaßen wohlzufühlen. laut josé luis, den wir gleich am ersten tag kennenlernen, hat sich die kleinstadt in den letzten jahren ziemlich verändert und positiv entwickelt. zu einem ort, an dem man länger verweilen möchte.
angespannt über berg und tal
was hatten wir für ein glück mit dem wetter während unserer zugfahrt in alausi. als wir einen tag später in den bus richtung cuenca steigen, ist es bewölkt und windig. fünf stunden fahrt stehen wieder an und wir sind, wie schon erwähnt, leider nun immer sehr angespannt. eine ziemlich kurvige und hügelige strecke steht uns bevor. den gedanken im bus zu schreiben, verwerfe ich schnell wieder. erstens würde das laptop wahrscheinlich nur hin- und her rutschen und zweitens will ich es nicht auf dem präsentierteller anbieten.
bus-alltag
also versuchen wir abwechselnd ein bisschen zu schlafen, wir reden, futtern, schauen zum fenster raus und schmökern etwas im peru-reiseführer, den wir leider nur als ebook haben. das lesen auf dem handy ist allerdings ziemlich nervig weil klein und ich kann auch keine eselsohren machen. grmpf. ich mag bücher! das mit dem futtern ist auch echt lustig. der bus ist noch nicht mal los gefahren, fangen schon alle mit den häppchen an. der blick nach draußen ist immer wieder schön. grüne hügel und berge und ab und an einen blick in das lange tal dazwischen. was außerdem auffällt, ist das fast jedes haus sein eigenes, kleines maisfeld besitzt. der größe der felder nach zu urteilen, füttert die ernte wahrscheinlich grade mal die münder der eigenen familie.
einheitsgrau bunt aufgehübscht
in den dörfern, die wir durchfahren, zieren immer wieder bunte, schöne graffitis die wände. kein geschmier, sondern schöne bilder über weite teile der mauern. viele der städte, die wir während unserer weltreise besucht haben, bieten spezielle street art-touren an. vielleicht kommen die kleineren städte bei uns ja auch bald auf die idee, mehr fläche für die sprüher zur verfügung zu stellen, um triste, graue ecken farbig aufzuhübschen und vielleicht auch touristisch einen nutzen daraus zu ziehen? große und kleine straßenhunde aller rassen schnüffeln sich durch die straßen und hoffen, ein paar reste der diversen essensstände abzubekommen.
schöner wohnen
die busfahrt verläuft ohne zwischenfälle, nur vergesse ich beim aussteigen fast meine regenjacke. mit dem taxi fahren wir zu unserem kleinen hübschen apartment nahe des zentrums von cuenca. die angegebene adresse finden wir zwar, aber es gibt keine klingel. hm? für solche fälle lassen wir uns vorher immer das wlan-passwort geben. also schreibe ich, dass wir da sind und kurz darauf empfängt uns unsere vermieterin, die zwar nur spanisch spricht, aber wir kriegen das wie immer hin. und, gott sei dank, ist alles wie beschrieben. kleine küche, bequemes, grosses bett und ein modernes bad. dazu alles blitzeblank. gerade wenn wir irgendwo länger als zwei nächte sind, bangen wir immer etwas, ob es auch schön ist. ist es hier!
verkäufer hinter gittern
gut gelaunt machen wir uns zu fuss auf den weg richtung zentrum, um einen happen zu essen und lebensmittel fürs frühstück einzukaufen. in dem kleinen imbiss, den wir uns aussuchen, haben sich die zwei mädels gerade an den tisch gesetzt, um selbst zu essen. wir machen zeichen, dass sie sitzen bleiben sollen und drehen erst mal eine runde um den block. schon der erste eindruck überzeugt. die stadt ist sehr sauber, hat schöne, kleine läden und großartig, restaurierte häuser. als wir zurückkommen sind die mädels fertig und wir können essen fassen. zurück auf der straße sind uns vorhin schon die kleinen einkaufsläden aufgefallen, die zum teil hinter gittern verborgen sind. es gibt lediglich kleine luken, durch die man spricht und das geld hineinreicht, und die ware nach draußen gereicht bekommt. hm? das macht mich stutzig? ist das so ein heisses pflaster hier? den laden neben dem imbiss kann man allerdings ganz normal betreten. besser für uns, da wir zum teil gerne auf die sachen zeigen, deren namen wir (noch) nicht wissen.
deutschstunde
als wir so im laden stehen und laut vor uns hin denken, was wir alles brauchen, werden wir, mal wieder, von hinten auf deutsch angesprochen. als wir uns umdrehen, strahlt uns josé luis an. der gebürtige ecuadorianer hat 10 jahre in deutschland, genauer gesagt in leipzig gelebt. davor ist er, unter anderem zusammen mit einer musik-combo, quer durch europa gereist, bevor er vor vier jahren nach ecuador zurückgekehrt ist. er spricht ziemlich gut deutsch und wir kommen etwas intensiver ins gespräch. nebenbei hilft er uns bei unserem einkauf und da wir hier nicht alles bekommen, was wir wollen, schlägt er vor, mit uns zum großen supermarkt zu laufen. kleine stadtführung für uns, deutschstunde für ihn.
er erzählt von seiner zeit in deutschland, dass er eine tochter hat, die noch dort lebt und dass er deutschland sehr mochte. ein sehr sympathischer, hilfsbereiter und lustiger mann. man merkt, er hat spaß an der begegnung und als wir uns verabschieden, wirkt er fast ein bisschen traurig. normalerweise hat er einen laden, ganz in der nähe unseres apartments. aber da das komplette haus gerade saniert wird, musste er ihn für einen monat schließen. seine zwangsfreie zeit verbringt er dennoch hier im viertel, da hier seine ganzen bekannten sind. vielleicht laufen wir uns ja noch einmal über den weg. den abend verbringen wir schreibend und malend in unserem kleinen zuhause.
sonntagsstimmung
es ist sonntag, und so beginnen wir auch den tag. aufwachen, auf die uhr schauen und noch mal umdrehen. herrlich. erst gegen später machen wir frühstück, uns fertig und gehen bei angenehmem wetter los für einen bummel durch das ‚centro historico‘, das historische zentrum. die straßen sind erstaunlich leer, viele der läden geschlossen und alles scheint herrlich entspannt und gemächlich.
vor einer der kirchen stehen ein paar leute und unterhalten sich. ein mädchen im weißen kommunionkleid stolziert freudig mit einem dicken eis in der hand über den vorplatz. im zentralen ‚parque calderón‘ verschwinden köpfe hinter zeitungen, bilder werden geknipst und junge pärchen sind wie die tauben verliebt am turteln. aus irgendeiner ecke tönt landestypische musik. die ‚catedral nueva‘ ist leider geschlossen. vor ihrem tor türmen sich riesige speiseeis-berge, die komischerweise dem sonnenlicht trotzen und nicht schmelzen. dahinter spielen zwei jungs auf der treppe karten. leider versteckt sich eine der schönen kuppeln der kathedrale hinter einem gerüst. überhaupt gibt es auffällig viele baustellen in der stadt. überall wird gewerkelt, um die stadt noch liebenswerter zu machen. aber ich bin so schon begeistert. so viele hübsche häuserfronten, kirchen und so viel zu sehen und entdecken und zu beobachten. wenn man neugierig in die hauseingänge kuckt, gibt es oft noch die tollsten innenhöfe.
lieblingsplatz
mein lieblingsplatz aber wird der kleine blumenmarkt an der ecke einer seitengasse der neuen kathedrale, der ‚plaza de las flores‘. den duft der frischen blumen riecht man schon von weitem, bevor man dann die bunten blüten unter den sonnenschirmen erblickt. rosen in allen farben, elegante callas, nelken, chrysanthemen, sonnenblumen und körbe voll mit zarten blumenblättern. ein paar der marktfrauen fertigen fleißig neue gestecke, andere genießen entspannt auf der bank sitzend das schöne wetter. auf den bänken ist immer was los. es wird getratscht, gelacht und gelästert. uns gegenüber sitzt ein mann, der in gedanken versunken und mit hingabe kleine brotkrumen an die tauben verfüttert.
wiedersehen
zufrieden schlendern wir weiter, vorbei an schubkarren beladen mit leckerem obst, straßenständen mit kleidern, schuhen und t-shirts und der ‚iglesia san francisco‘, bis wir schließlich wieder in der calle larga ankommen. der direkte weg nach hause. und wie es der zufall so will, hören wir plötzlich ein fröhliches ‚hola‘. josé luis hat uns aus dem restaurant seines freundes vorbei laufen sehen. wir dachten uns schon, dass wir ihn mit sicherheit noch mal treffen. kleinstadt ; ) dieses mal tauschen wir nummern aus und verabreden uns für einen der kommenden tage.
bus-sightseeing
für den nächsten tag haben wir uns mal wieder für eine touri-busfahrt entschieden. eigentlich reicht es mir ja völlig, den historischen teil der städte zu sehen. den neuen teil finde ich meist nicht so spannend. aber mit dem bus kriegt man doch noch mal einen ganz guten überblick, was sonst so geboten ist. und in quito war die tour ganz cool. leider macht mein magen ein bissl schräg und ich fühle mich nicht ganz fit. da gestern viele geschäfte geschlossen waren, sind wir uns nicht ganz sicher, wo genau die busse abfahren. aber, wie es der zufall will, kommt uns am ‚parque calderón‘ schon eine dame mit entsprechender montur entgegen und verkauft uns zwei tickets.
gruppenkuscheln
vor uns, oben im bus, sitzt eine große gruppe von unterschiedlichen nationalitäten und wir hören, dass sie sich auf deutsch unterhalten. wie sich herausstellt, handelt es sich um eine bunt zusammengewürfelte familienkonstellation aus berlin mit italienischen, peruanischen und ecuadorianischen einflüssen, die zusammen zwei wochen durch ecuador reisen. einer der männer aus berlin erzählt von ihren bisherigen erlebnissen und dass es gar nicht so einfach ist, die bedürfnisse aller 14 reisenden (darunter auch einige kinder) unter einen hut zu kriegen. und ein kleines bisschen erleichert und mit einem augenzwinkern verrät er auch, dass er mit seiner familie alleine noch eine woche auf galapagos verbringen wird.
der ecuadorianer der gruppe setzt sich während der fahrt zwischen die familie und uns, und erklärt und übersetzt noch mal ausführlich die erzählungen des tour guide. schade nur, dass der bus total fehlkonstruiert ist und man von oben fast nie etwas sieht. die fenster sind nicht zu öffnen und der breite holmen ist direkt auf augenhöhe. so dass man quasi immer einen balken vor augen hat.
stadt-geschichten
aber wir erfahren einiges über die stadt der vier flüsse. der berühmteste fluss, der ‚tomebamba‘, fließt direkt durch sie hindurch. die anderen drei finden sich am rande. mehr oder weniger mitten im zentrum gibt es ein museum mit den resten einer inkastadt. leider wurde der großteil der stadt namens ‚tomebamba‘ bei der ankunft der spanier zerstört, die steine aus den tempeln und gebäuden für ihre kirchen und häuser verwendeten. die bekannten panama-hüte stammen übrigens aus ecuador und nicht wie der name suggeriert, aus panama. cuenca ist einer der haupt-produktionsorte der schicken kopfbedeckung. panama-hut heißt er nur deshalb, weil us-präsident theodore roosevelt einst einen der ecuadorianischen strohhüte bei der besichtigung des panamakanals trug, und die aufnahmen um die welt gingen. der name war gesetzt. total schade und dumm gelaufen für ecuador, oder?
model nicht gesucht, aber gefunden
auf dem ‚mirador del turi‘ machen wir eine halbe stunde halt und lassen den blick über die stadt schweifen. am rande entdecke ich einen cuenca-schriftzug auf einem grundstück und bin mir nicht sicher, ob das grundstück zu einem hotel gehört. als eine junge frau die treppe herunterkommt frage ich, ob ich ein foto machen darf. allerdings versteht sie mich falsch und denkt, ich wolle ein foto von ihr machen. warum auch immer. hüstel. aber ich will sie nicht enttäuschen und drücke ab. ist doch schön geworden, oder? ; )
gringoland
im neuen teil von cuenca gibt es unter anderem ein viertel, in dem sich viele ausländer einen altersruhesitz gekauft haben. die einheimischen nennen den stadtteil „gringoland“. und wir erfahren, dass die kolonialhäuser meist deshalb so gut erhalten sind, weil sie einfach mit megadicken mauern gebaut wurden. eigentlich ist es ganz cool, dass der gute mann übersetzt und erzählt, aber gegen ende der fahrt wird es mir doch ein bisschen zu viel und ich schweife mit meinen gedanken ab.
ungewöhnliches gotteshaus
nach der busfahrt, zurück im herzen der stadt, sehe ich vor der neuen kathedrale verschiedene stände mit allerlei heiligenfiguren, anhängern, ketten, büchern und kerzen. ich steh ja auf solchen schnickschnack und erstehe bei einer älteren frau zwei armbänder mit megakleinen heiligenanhängern. die kirche ist offen, deshalb nutzen wir die gelegenheit und treten ein. der innenraum ist riesig und es herrscht gerade ein tolles licht. in einem der seitengänge beten ein paar frauen den rosenkranz und ihre stimmen klingen sanft, aber akzentuiert durch den großen raum. bis zu 9000 gläubige können hier platz finden. von außen verbindet das gebäude verschiedene baustile. am auffälligsten ist jedoch der romanische/vorgotische stil. die kuppeln sind, für diesen stil eher ungewöhnlich, mit blau-weiß glasierten ziegeln aus der tschechoslowakei gedeckt. und noch eine eigenheit macht die kathedrale zu etwas ganz besonderem: durch einen berechnungsfehler des architekten mussten die beiden türme kürzer werden, als ursprünglich geplant. ansonsten hätte das fundament das gewicht nicht tragen können. ungewöhnlich und wohl einzigartig.
immer wieder dufte
ein letztes mal lassen wir uns den verführerischen duft der blumen an meinem lieblingsplatz um die nase wehen, und statten auch der schlichten kirche am blumenmarkt ‚el carmen de asuncion‘ einen kurzen besuch ab. auf der bank sitzend beobachten wir ein letztes mal die einheimischen in ihrem alltag. auch hier haben viele alte menschen einen kleinen stand mit süßkram, zeitungen oder souvenirs. andere denen es besser geht, weil vielleicht die kinder für sie sorgen, vertreiben sich die zeit wie wir. viele der indigenen frauen schleppen mit krummem rücken schwere säcke mit waren durch die gegend. und doch haben sie, wenn sich unsere blicke begegnen, immer ein lächeln übrig oder grüßen freundlich. eine der frauen hat nicht ganz so schwer zu schleppen und lässt sich ein rotes wassereis schmecken. angeregt unterhält sie sich mit unseren sitznachbarn. als wir sie kurz darauf noch einmal sehen, ist das knallrote eis verputzt, und sie knabbert, watschelnd in ihren verbeulten sneakers, an einem goldenen maiskolben. gesunder appetit und zuckersüß, die kleine frau.
smalltalk
als wir durch die verkaufsstände streifen treffen wir wieder auf den hund, der uns schon gestern aufgefallen ist. seine schnauze ist schon ziemlich grau und er scheint sehr alt zu sein. mit starrem blick sitzt er vor einem mann und hat gebannt dessen eis im visier. wir müssen lachen und der mann kriegt es mit und spricht uns an. er kennt den hund. ist mehr oder weniger seiner, seid er ihn aufgepäppelt hat. der einheimische spricht gutes englisch und wir plaudern ein bisschen. ein paar meter weiter findet stefan gefallen an einem t-shirt. nur über den preis muss man sich noch einig werden. auf stefans preisvorschlag lacht der lustige verkäufter nur laut auf und erklärt uns, dass stefan das t-shirt dann wohl bauchfrei tragen müsse. der nächste vorschlag unsererseits würde zwar die komplette länge des t-shirts gewährleisten, aber leider müsse er dann die arme abtrennen. am ende werden sich die beiden jedoch einig und alles bleibt dran.
überdachter marktplatz
bei unserer rundfahrt mit dem bus sind wir auch am ‚mercado 10 de agosto‘ vorbeigekommen. markthallen haben immer eine besondere anziehungskraft auf mich. ich mag die vielen stände mit dem frischen obst und gemüse, die geschäftigen marktfrauen, die sich über das grünzeug hinweg austauschen oder dahinter ein kleines schläfchen halten. die berge von haushaltswaren, riesige säcke mit reis, nudeln, bohnen und linsen und die großen, hängenden waagen. dazwischen flitzen kinder lachend durch die gänge und es riecht nach frischer kamille. die atmosphäre ist einzigartig. unten gibt es frische ware, oben zusätzlich noch kleidung, körbe, souvenirs sowie diverse essensstände. beim vorbeilaufen wird dir, in dieter-thomas-heck-manier, die ganze essenspalette aufgezählt. auch wenn man schon dankend abgelehnt hat, wird der sermon weiter runter geleiert, als könnten sie zwischendurch nicht aufhören.
empanadas zum niederknien
wir fühlen uns von der fröhlichen jhoanna angesprochen und bestellen zwei empanadas mit käse. aus argentinien kenne ich empanadas, die mit ca. vier bissen aufgegessen sind. diese hier sind riesig, und mhm, ein gedicht! man möchte sich reinlegen und damit zudecken. ehrlich. der teig ist fluffig und köstlich, dazu innen der käse und außen zucker obendrauf. diese mischung. yummy! so genial lecker. wir sind begeistert! und das ganze für umgerechnet gerade mal 50 cent pro empanada. den energiedrink mit dem abbild von rambo bewundern wir aber dann doch nur, trinken wollen wir ihn lieber nicht. als wir gehen verabschiedet sich jhoanna mit einem ¡hasta mañana! – als könnte sie gedanken lesen. draußen an der bushaltestelle drängen sich die menschen, beladen mit vollen tüten, in den bus. wir spazieren glücklich und mit einem tollen gefühl im bauch nach hause.
jesus und ich
der letzte tag in cuenca steht an und wir machen uns auf, für einen letzten bummel durch die stadt. außerdem wollen wir uns am frühen nachmittag noch mal mit josé luis treffen. die kirche ‚de todos santos‘ direkt bei uns an der straße ist heute zum ersten mal geöffnet. da sie als museum deklariert wird, bezahle ich zwei dollar eintritt, um einen bllick hinein zu werfen. ich bin ganz alleine hier und das spektakulärste an der schlichten mit holz ausgekleideten kirche ist der turm, den man hochsteigen kann. die stufen sind schmal, die gänge eng und man muss ständig den kopf einziehen, um nicht gegen einen balken zu rennen. in einem der stockwerke ist es fast dunkel und ich taste mich vorsichtig voran. als zwei seile über meinem kopf auftauchen bin ich versucht, daran zu ziehen. einmal die glocken läuten? ich traue mich nicht. oben angekommen steht, mir den rücken zugewandt, jesus, und grüßt die menschen unten in der stadt. ich geselle mich zu ihm, schaue ihm über die schulter und bewundere seinen schönen ausblick. ich glaube, ich bin ein bisschen verliebt in cuenca… da das zauberhafte menschliche wesen in das ich verliebt bin, unten schon eine weile wartet, verabschiede ich mich von jesus und klettere wieder nach unten.
noch ein feines plätzchen
an der alten brücke ‚puente roto‘ nehmen wir die treppe runter zum fluss ‚tomebamba‘. angeblich gibt es hier unzählige eukalyptus-bäume. auch hier ist die stimmung gerade wunderschön. das gegenlicht lässt das klare wasser funkeln und glitzern. am ufer, auf dem saftigen grün, sitzen ein paar leute und unterhalten sich leise. ihre hunde tollen ausgelassen um sie herum. an der gegenüberliegenden mauer erregt eine graffiti-hommage an den panama-ecuador-hut. unsere aufmerksamkeit. noch ein schönes plätzchen, an dem sich prima verweilen liesse. nur schade, dass wir den eukalyptus nicht riechen können.
na sowas!
wie durch ein (kalkuliertes) wunder stehen wir plötzlich wieder vor der markthalle. sowas auch! aber diese empanadas gestern waren einfach zu köstlich. jhoanna sieht uns schon von weitem, winkt und lacht herzlich. die teigtaschen haben wirklich suchtpotenzial! als wir bezahlen legt die quirlige, junge frau ihren kopf schief und fragt lachend: „hasta mañana?“ leider müssen wir dieses mal verneinen. morgen geht die reise schon wieder weiter. mit einem bedauernden ‚ohhhh‘ und dem wunsch für eine gute weiterreise verlassen wir winkend unseren lieblingsstand. auch dem blumenmarkt und der neuen und alten kathedrale sagen wir auf wiedersehen und sind dankbar für die schöne zeit. an der calle larga setzen wir uns wie verabredet auf die treppe, und beobachten die fliegenden händler, bis josé luis mit einer halben stunde verspätung eintrifft.
im herzen deutsch
in einem kleinen cafe erzählt uns der 40-jährige, wie er mit 17 nach dem tod der mutter ecuador hals über kopf verlassen hat. „eine schwierige zeit“, meint der sonst immer lachende ecuadorianer. ohne eine nachricht an seine geschwister ist er damals nach barcelona verschwunden. der tod seiner mutter hatte ihn schwer getroffen. erst nach einem halben jahr hat er sich bei seiner familie gemeldet. fast 20 jahre war er weg von seiner heimat, ist durch europa gereist und hat sich irgendwann in leipzig niedergelassen. dort lebt auch seine tochter und seine schwester. er selbst musste deutschland irgendwann verlassen, da es probleme mit der aufenthaltserlaubnis gab. gerne würde er nach deutschland zurückkehren, gesteht er uns. auf die frage was ihm so gefallen hat, nennt er das, was wir öfter mal sarkastisch als spießig bezeichnen. die pünktlichkeit und das alles so ordentlich ist, meint er lachend. „ganz klar im herzen deutsch“, stelle ich kichernd fest.
einblicke
irgendwann verlassen wir das cafe und gehen direkt zum abendessen über. es gibt hühnchen, reis und als beilage mote pillo. dazu ein einheimisches bier. mote pillo ist typisch für cuenca und besteht aus mais, der mit weißen zwiebeln, knoblauch, eiern, milch, frühlingszwiebeln und koriander oder petersilie gebraten wird. während wir sehr persönlich über das land, das leben und die liebe, die in ecuador schwer zu finden ist, plaudern, ziehen die stunden dahin und bald ist es schon wieder zeit sich zu verabschieden. der abschied ist sehr herzlich, wir haben uns wirklich super verstanden und viel zusammen gelacht. deshalb drücken wir josé luis ganz fest die daumen, dass sich sein wunsch, wieder nach deutschland zurück zu kehren, irgendwann erfüllt. wenn auch nur für einen längeren besuch. vielleicht sieht man sich dann wieder. oder wer weiß, vielleicht auch im zauberhaften cuenca?! ich könnte mir gut vorstellen, eines tages wieder nach ecuador zu reisen. das land gefällt mir wirklich ausgesprochen gut. wir hatten so viele nette begegnungen, kurze gespräche, bekamen ein lächeln oder einen freundlichen gruß. daran können auch die idioten, die mit ihren diebstählen den ruf des landes in gefahr bringen, nichts ändern.
fortbewegung
kurz überlegen wir, direkt von ecuador nach peru zu fliegen. allerdings sind die flüge richtig teuer. also fahren wir ein weiteres mal mit dem bus und machen zwischenstation in loja. von dort wollen wir dann mit dem bus über die grenze. die inlandsflüge in peru sind auch wieder günstiger.
der bus startet morgens um zehn, so dass wir uns entspannt fertig machen können und mit dem taxi zum busbahnhof fahren. gestern in der stadt haben wir schon verschiedene geldautomaten probiert. ohne erfolg. am dritten automaten am busbahnhof klappt es endlich. fünf stunden fahrt stehen heute an. der himmel ist bedeckt und kaum hat sich der bus in bewegung gesetzt, rascheln schon wieder die essenstüten. kurz darauf duftet es lecker nach orangen. wir erstehen bei einem der verkäufer unter anderem eine kleine tüte mit gebrannten erdnüssen. die landschaft draußen besteht meist aus saftigem, grünen gras. teilweise sieht man auch bewässerungssysteme in den feldern. und zum ersten mal sehe ich außer kühen, hühnern und schafen auch pferde auf den weiden. und: auffallend schöne, liebevoll angelegte haciendas.
busgeschichten
nach einigen hügeln und tälern ändert sich die natur wieder und es wird sehr karg. felsige, unbewachsene berge bestimmen das bild. schon anfangs, als der busfahrer die klimaanlage anschalten wollte, hat ihn eine ältere dame nebst tochter mit kleinkind angewiesen, diese wieder auszuschalten, da das kind sonst friert. mittlerweile sind alle fenster komplett angelaufen und es ist so gut wie kein sauerstoff mehr vorhanden. ich frage nach, ob man die luke im bus für einen moment öffnen kann. nein, das geht nicht, weil der niño dann friert. dass wir anderen, so ca. 30 personen ersticken, ist egal. „wahrscheinlich schlafen die alle gar nicht, sondern sind ohnmächtig“, maule ich genervt und versuche mich nicht reinzusteigern. aber die luft ist wirklich dünn und durch die höhe und die ganzen kurven ist mir ganz schwummrig.
böhnchen und tönchen und so
in einer klopause, in der wir frauen erst mal 15 minuten an einer toilette anstehen, kauft sich die halbe busbesetzung an einem stand bananenchips und frische bohnen. da die zeit knapp ist, wird natürlich während der weiterfahrt im bus gegessen. schade, dass ihr das nicht riechen könnt. mir reicht es jetzt und ich stehe auf und öffne eigenständig die luke. als der busbegleiter ansetzt „aber die dame mit dem niño“ und die frau nur den mund öffnet, entfleucht mir ein sehr bestimmtes „nur zwei minuten.“ und, oh wunder, man lässt mich gewähren und keiner widerspricht. die luke bleibt sogar etwas länger offen bis sich die dame dramatisch an den hals fasst, hüstelt und dann veranlasst, dass die luke wieder geschlossen wird.
aloe vera, kakteen und eukalyptusbäume wechseln sich mit den kleinen maisfeldern ab. wuschlige hunde suchen am straßenrand nach futter und an den häusern hängt die bunte wäsche neben den geernteten maiskolben zum trocknen. wieder wechselt das landschaftsbild. die berge werden wieder grün und bilden in der mitte eine tiefe senke. und erneut bietet sich der blick in das weite tal. im hintergrund spielt das radio einheimische musik. busfahren. immer wieder ein erlebnis ; )
zwischenetappe in loja
die nächsten zwei tage in loja sind denkbar unspektakulär. genau wie das wetter. sonne und regen im dauerwechsel. wir wohnen zwar zentral in der fußgängerzone, aber von loja sehen wir dennoch herzlich wenig. lediglich zum essen gehen wir raus. unser zimmer ist nicht so der knaller. es ist etwas dunkel und riecht feucht, aber es gibt eine große küche mit sitzgelegenheit, sowie waschmaschine und trockner, die wir benutzen dürfen. also sitzen wir in der küche, waschen ordentlich wäsche und machen uns an die weitere reiseplanung. südamerika haben wir von zuhause nur grob geplant, langsam sollten wir aber wissen, wie es in peru weitergeht. unser gastgeber cesar gibt uns nicht nur tipps, sondern der unglaublich nette und hilfsbereite junge mann besorgt uns sogar mit dem fahrrad die bustickets für die weiterfahrt.
mit dem bus über die grenze von ecuador nach peru. wir sind gespannt, wie das wird.